Bettwanzen: So schützen sich Hotels vor den Plagegeistern

Oliver Borner – 19. Oktober 2023
Bettwanzen sind lästig und können Hotels vor grosse Probleme stellen. Ein Experte sagt, was Betriebe dagegen machen und wie sie sich schützen können.

Anfang Oktober gehen Videos und Berichte durch die sozialen Medien und Zeitungen, welche auf ein zunehmendes Bettwanzen-Problem in der französischen Hauptstadt Paris hindeuten. Vor allem in der U-Bahn werden die kleinen Schädlinge bereits gesichtet. Unweigerlich geraten auch Hotels in den Fokus der Öffentlichkeit. Bei den Touristinnen und Touristen geht die Angst um, die Plagegeister unbemerkt im Gepäck nach Hause mitzunehmen.

Doch wie begründet ist die Angst, Bettwanzen aus den Ferien mit nach Hause zu nehmen? Michael Inderbitzin ist Serviceleiter bei der Inro AG in Gundetswil ZH, welche seit 35 Jahren gezielt Schädliche, darunter auch Bettwanzen, bekämpft. Er sagt: «Die Zahl an Aufträgen variiert stark. Momentan verzeichnen wir aber klar mehr Befälle, sowohl in Privathaushalten als auch Hotels.» In der Regel seien Hotels öfters von Bettwanzen betroffen, was vor allem mit dem regelmässigen Gästewechsel zusammenhängt. Erfahrungsgemäss seien Hotels mit sehr vielen Gästewechseln eher von einem Bettwanzenbefall betroffen, so Inderbitzin.

Prävention ist schwierig

Es stellt sich damit die Frage, wie sich Hotels vor einem Bettwanzenbefall schützen können. Der Experte meint: «Hotels können sich nur beschränkt gegen einen Bettwanzenbefall schützen. Das Problem ist, dass jeder Gast Bettwanzen in den Betrieb mitbringen könnte.» Viel wichtiger sei es, richtig zu handeln, wenn ein Befall erkannt werde. So mache es Sinn, die Mitarbeitenden auf die Merkmale eines Bettwanzenbefalls - Kot- oder Blutspuren an Steckdosen, Bettgestell oder Bodenleiste - zu schulen, damit ein Befall möglichst früh erkannt werden kann. Wichtig sei in diesem Zusammenhang auch, dass Hinweise der Gäste auf einen Befall ernst genommen und Massnahmen ergriffen werden. Es lohne sich zudem, regelmässige Kontrollen mit Spürhunden im Betrieb durchzuführen.

Sollte ein Befall bemerkt werden, ist gemäss des Experten schnelles Handeln gefragt. «Wenn in einem Zimmer ein Befall bemerkt wird, gilt es, die Ausbreitung der Wanzen zu verhindern.» Er rät dazu, sofort den Schädlingsbekämpfer oder - noch besser - Bettwanzenspürhunde aufzubieten, um den Befall zu bestätigen. Sollte sich ein solcher bestätigen, werden weitere Massnahmen ergriffen. Am zuverlässigsten sei eine Bekämpfung mit Wärme, obwohl nicht jedes Objekt dafür geeignet sei. Bei dieser Methode wird das betroffene Zimmer über 48 Stunden auf 60 Grad erhitzt und den Bettwanzen den Garaus gemacht. «Wenn viel Holz, viele Spalten und Ritzen sowie Hohlräume vorhanden sind, braucht es andere Methoden, denn da bringt man die Temperatur kaum hin», so Interbitzin. Bei einem kleineren Befall kann auch eine chemische Behandlung zum Einsatz kommen.

Kostspielige Bekämpfung

Nach der Behandlung sei es wichtig, dass der Betrieb vier Wochen nach der Behandlung einer Erfolgskontrolle durch Spürhunde unterzogen wird. Die Kosten für die gesamte Behandlung können je nach Behandlungsart variieren und sind abhängig von der Grösse des Betriebs, Zeit- und Materialaufwand. Zusätzliche Kosten können zudem wegen unzugänglichen Hotelzimmern während der Behandlung, für die Reparatur oder den Ersatz von beschädigten Waren, durch Schadenersatzforderungen von Hotelgästen oder durch Imageschaden entstehen. Da diese für die Betriebe oftmals sehr schnell sehr hoch ausfallen können, können sich Betriebe gegen einen Bettwanzenbefall versichern. Die Berufsverbände GastroSuisse und HotellerieSuisse geben dazu Empfehlungen ab.

Generelle Tipps für Hotels:

  • Betroffene Räume sofort mit einem Zugangsverbot belegen und verriegeln.
  • Die Mitarbeitenden instruieren, ihre im Raum getragene Kleidung umgehend zu waschen (bei 60 Grad oder zweimalig bei 40 Grad).
  • Ein professionelles Unternehmen für Schädlingsbekämpfung konsultieren und beauftragen.
  • Gegenstände, die nicht professionell gegen Bettwanzen behandelt sind, auf keinen Fall aus dem betroffenen Zimmer entfernen, ansonsten breiten sich die Schädlinge rasch aus.
  • Aus einem befallenen Hotelzimmer entfernte Gegenstände, Wäsche oder darin benutzte Arbeitswerkzeuge (Reinigungsutensilien etc.) sind dicht und sicher in Plastiksäcken zu verpacken.
  • Aus dem betroffenen Raum entfernte Wäsche bei 60 Grad oder zweimalig bei 40 Grad waschen.
  • Aus befallenen Zimmern entfernte Gegenstände in gut verschlossenen und dichten Plastiksäcken im Tiefkühlfach bei -18 Grad für drei bis vier Tage lagern.