Hotellerie

Auf der Suche nach Innovation

Christine Bachmann – 12. Januar 2017
Die Gast­geber des Land­hotel Hirschen in Erlinsbach überzeugten 2016 mit ihrem Konzept. Wer tritt ihre Nachfolge an?

Letztes Jahr fand im Rahmen des Hotel Innovations-Tages (HIT) in Luzern die erstmalige Verleihung des Hotel Innovations-Awards (HIA) statt. Ein Wettbewerb, den GastroSuisse gemeinsam mit der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit (SGH) ins Leben gerufen hat, um «innovative Konzepte zu prämieren, die noch nicht umgesetzt worden sind», wie Daniel C. Jung, Leiter Berufsbildung und Dienstleistungen bei GastroSuisse, festhält. Denn Ziel des Awards ist, Innovationen mittels zur Verfügung gestelltem Know-how zum Durchbruch zu verhelfen. «Will heissen, wir engagieren uns als Labor», wie SGH-Direktor Philippe Pasche und Michael Kauer, Leiter der SGH-Beratung, weiter ausführen. Nachdem 2016 das Landhotel Hirschen in Erlinsbach mit seinem Konzept «Weinhaus am Bach» (GJ hat berichtet) die Jury überzeugen konnte, sucht diese nun ab sofort ein Nachfolgeprojekt. Dieses soll, mit einer klaren Ausrichtung auf den Kundennutzen, Potenzial im Sinne der Markttauglichkeit sowie einer klaren Umsetzungsstrategie überzeugen, erklärt Pasche. Zudem soll es sich gemäss Jung mit Originalität, verbunden mit einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit, von den Mitbewerbern abheben. Zusammengefasst ist Innovation gefragt. Doch was ist das für die Ini­tianten? «Erfolgreiche Innovation ist, wenn der Hotelier die heutigen und künftigen Bedürfnisse bestehender und neuer Gäste so in Einklang mit seinen betrieblichen und persönlichen Möglichkeiten bringen kann, dass etwas Neues und nachhaltig Wettbewerbsfähiges entsteht», konstatiert Jung. Pasche ergänzt, dass sich für ihn der Innovationsprozess aber nicht nur mit der Dienstleistung oder dem Produkt aus Kundensicht beschäftige, sondern Innovationen im «back-of-the-house» und im Erstellungsprozess mindestens so wichtig seien. Teilnehmen am HIA können Betreiber eines kleinen oder mittleren Hotels (KMH) mit mindestens 10 bis maximal 50 Zimmern. «Der Award zielt primär auf die KMH-Bestandeshotellerie ab, um Unternehmertum zu fördern», erklärt Philippe Pasche. Denn es gehe nicht darum, einfach Leuchttürme zu bauen, sondern deren Signalfeuer zu entfachen. Der Award soll auch aufzeigen, dass in der gastgewerblichen Branche, trotz schwierigem Umfeld, Innovationsgeist und Unternehmertum herrsche. «Zumal die KMH das Fundament des Beherbergungsangebotes in vielen Regionen sind.» Auch Daniel C. Jung spricht sich klar für den Fokus KMH aus: «Neben grossen, internationalen Hotelketten braucht das Tourismusland Schweiz dringend die kleineren und mittleren Hotels, welche erst die Vielfalt unseres Landes aus-machen.» Wer Betreiber eines KMH ist und ein innovatives Hotel-Konzept in petto hat, der kann dieses per sofort bis 15. April 2017 auf der Web-seite www.hotelinnovation.ch einreichen. Eine siebenköpfige Jury wird danach das eingereichte Konzept nach Kriterien bewerten wie Originalität, Kundennutzen und -mehrwert, Realisierbarkeit des Projektes, Potenzial zur Imitierung, Stärkung der Wertschöpfung sowie Wirtschaftlichkeit. Vor allem Letzteres liegt den Initianten am Herzen, da das Thema Finanzierung gerade bei KMH häufig ein Projekt noch vor dem Auftakt zum Erliegen bringt, wie Jung bestätigt: «Häufig scheitert ein innovatives Hotelprojekt nicht an den Ideen, sondern an den Grundlagen der Finanzierung, an der entsprechenden Planung und Dokumentation, am Businessplan.» Denn diese seien mit erheblichem administrativem Aufwand verbunden und setzen Kompetenzen und Ressourcen voraus. Zudem würden auch die teils unglaublichen Regelwerke der öffentlichen Hand und deren Anwendung durch die Ämter Hürden darstellen. Kauer kann diese Äusserungen nur quittieren, wenn er betont, dass neuartige Hotelkonzepte meist nicht scheitern, sondern aufgrund einer kritischen Haltung erst gar nicht finanzierungstauglich seien. «Und genau an diesem Punkt setzt der Wettbewerb an. Denn zur Kapitalbeschaffung bedarf es oftmals eines vertieften Know-hows und Coachings, welches nicht die Haupttätigkeit des Hoteliers darstellt – und hier können wir Hand bieten», sagt Pasche. Für die zweite Durchführung des HIA wünscht sich Kauer vor allem «noch mehr radikale Innovationsprojekte zu begutachten und zu begleiten». Die Digitalisierung biete zusammen mit dem traditionellen Gastgebertum in der Schweizer Hotellerie grosse Chancen, den Kunden noch stärker in einer Community zu binden. «Hier liegen die Erfolgsfaktoren der Zukunft.» Die Preisverleihung des HIA findet im Rahmen des 2. HIT am 13. Juni 2017 im Verkehrshaus der Schweiz in ­Luzern statt. Anmelden: www.hotelinnovation.ch