Gastronomie

«Wir schlagen eine ­Brücke zwischen ­Gastronomen und ­Kunden»

Reto E. Wild – 29. Mai 2020
Die Swiss Wine Promotion (SWP) geht mit einer Aktion für die Gastronomen in die Offensive: Wer Schweizer Wein für 1000 Franken bestellt, erhält bei der nächsten Bestellung einen Bon von 200 Franken. Nicolas Joss (38), seit Juli 2019 SWP-Direktor, erklärt, weshalb er sich für die Branche einsetzt.

Nicolas Joss, weshalb haben Sie sich für die Aktion «Swiss Wine Summer» entschieden?
Nicolas Joss: Wir wollten etwas für die Gastronomie in der ganzen Schweiz machen, um unseren wichtigsten Partnern zu helfen. Damit meine ich Hotels, Restaurants, Cafés und Campingplätze. Wenn die Gastronomie nicht geöffnet ist, spüren wir das massiv. Deshalb ist dieses Projekt zwischen Swiss Wine Promotion und GastroSuisse entstanden. Wie wichtig ist die Gastronomie als Absatzkanal?
Das ist schwierig zu verallgemeinern, weil die Unterschiede sehr gross sind. Je nach Winzer können Gastronomen bis zu 50 bis 60 Prozent des Verkaufs ausmachen. Und nur schon im gleichen Dorf können die Zahlen auch ganz anders aussehen. Ich schätze, dass Hotels, Restaurants und Cafés generell 30 Prozent des Schweizer Weins verkaufen. Viele Betriebe kämpfen ums nackte Überleben. Wer von der Aktion profitieren will, muss zuerst 1000 Franken in die Hand nehmen.
Das Projekt sieht vor, dass Gastronomen, die im Juni und Juli für 1000 Franken Schweizer Wein kaufen, bei ihrer nächsten Bestellung einen Bon im Wert von 200 Franken erhalten, welche für den Kauf von zusätzlichem Schweizer Wein eingesetzt werden kann. Der Betrag von 1000 Franken mag gross erscheinen, aber in Wirklichkeit bleibt er vernünftig, wie Gespräche mit nationalen Organisationen und vielen Gastronomen zum Ausdruck brachten. Alle Arten von Schweizer Weinen können im Offenausschank serviert werden: von Vins de Pays über Grand-Cru-Weine bis hin zu Spezialitäten. Wie viel Geld lässt sich Swiss Wine diese Aktion kosten?
Das Gesamtbudget beträgt rund 500 000 Franken, wovon 40 Prozent vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und 60 Prozent von der SWP, privaten Partnern und den Kantonen getragen werden. Dieses Budget könnte sich jedoch ändern, wenn andere Regionen oder Kantone das Projekt zusätzlich unterstützen wollen. Die Kampagne hilft auch dem Schweizer Wein, der gerade im Wallis Absatzprobleme hat.
Tatsächlich könnte dank dieser Werbeaktion mehr Schweizer Wein verkauft werden. Wenn Gastronomen Regionalität mit lokalem Gemüse oder der hausgemachten Rösti bewerben, sollten sie auch Schweizer Wein, Bier und Wasser verkaufen. Das ist Teil der Schweizer Identität, was das Reiseland Schweiz für Touristen attraktiv macht. Sie suchen just diese Schweizer Identität. Dieses Coronavirus ist eine Chance, eine neue Geschichte zu schreiben. Welche Ziele haben Sie sich für dieses Jahr gesetzt?
Wenn Kantone oder eine Weinregion bereit sind, mit lokalen Partnern eine Offensive zu starten, bieten wir gerne Hand. Möchten beispielsweise die Gastronomen von Solothurn oder Luzern eine Promotion mit Schweizer Weinen fördern, helfen wir. Die schweizweite Aktion möchten wir zudem diesen Winter oder nächstes Jahr wiederholen. Wir schlagen damit eine Brücke zwischen den Gastronomen und den Kunden. Was ist für Sie die perfekte Marriage?
Da gibt es unendlich viele, etwa Käse mit Chasselas, Petite Arvine oder Räuschling, ein grilliertes Fleisch zu Gamay oder Pinot Noir, rotes Fleisch zu Merlot. Wichtig ist, dass wir darauf achten, welche Weine die Gastgeber verkaufen möchten, denn sie tun das, was sie mögen. Ich bin überzeugt, dass die Kunden offen für Neues sind. Gerade in der Krise gilt es, in der Schweiz zusammenzustehen: Restaurants, Winzer und die Kunden. Wir können uns glücklich schätzen, in der Schweiz leben zu dürfen. Was gibt es Schöneres, als darauf mit einem Glas Schweizer Wein anzustossen?

«Swiss Wine Summer»

Die Vereinigung Swiss Wine Promotion (SWP) lanciert den «Swiss Wine Summer». Die Kommunikationskampagne will Schweizer Weine bei Konsumenten sowie in der Hotellerie, Gastronomie und Cafés fördern. Das Motto lautet: «Wir öffnen mit Schweizer Wein». Die Idee dahinter: Betriebe sollen bei der Wiedereröffnung vor allem auf Schweizer Wein setzen, unter anderem auch im Offenausschank, da dort am meisten Wein verkauft wird. SWP unterstützt die Branche finanziell beim Kauf von Schweizer Wein, während sich die teilnehmenden Betriebe im Gegenzug verpflichten, vom 8. Juni bis zum 31. August 2020 mindestens drei Schweizer Weine im Offenausschank anzubieten. Für jeden Kauf von Schweizer Wein im Wert von mehr als 1000 Franken (kumulierbar) bei Schweizer Winzern oder bei anerkannten Händlern der SWP während der Monate Juni und Juli erhält der Betrieb einen Gutschein von 200 Franken, der für eine neue Bestellung von Schweizer Wein verwendet werden kann. Anmeldung unter www.swisswinesummer.ch