Alles ist bereit im hellen Restaurant mit dem modern geschwungenen und meterlangen Kronleuchter an der Decke. Der Platz zwischen den Tischen ist grosszügig bemessen oder wie Sven Wassmer (32) es formuliert: «Es gibt nur gute Plätze.» 36 sind es im Ganzen, 6 davon sind fast unter der Abzugshaube am Küchentresen konzipiert. Davor liegt die grosse, offene Küche wie eine Bühne. Er will die Grenzen zwischen Gastraum und Küche aufheben. «Es ist erwünscht, dass der Gast aufsteht und in die Küche kommt. Es soll keine Barrieren geben. Jeder soll sich so bewegen, wie er mag», sagt Wassmer.
Ganz nahe an der Natur
Die Produkte bezieht Wassmer von Menschen, die Gutes mit Sorgfalt produzieren und die Natur respektieren. Wie Gemüsebauer Marcel Foffa aus Pratval GR. Von ihm stammen die Zutaten für den ersten Gang, ein Kräutersalat mit Sonnenblumencreme – ein Reigen von Geschmackswelten! Die Kartoffeln stammen von Lasorts im Albulatal GR, die Milchprodukte vom Floh aus Andeer GR. Die Kräuter, welche die Köche nicht selber sammeln, liefert eine lokale Kräuterhexe. Diese Alpenvielfalt mischt Wassmer etwa mit einem pochierten Heilbutt aus Norwegen auf einem Spiegel aus in Molke fermentiertem Spargel, was ihm ein Hauch von Käse verleiht. Auch sein Renner aus der Valser Zeit, Saibling mit gebranntem Sennenrahm und Tanne, findet sich im Menü. Das fermentierte Rüebli mit Bergsanddorn und Rollgersten-Koji schmeckt nach Erde und hat – echt jetzt – Terroir! Dann Bergkartoffel mit Albelikaviar, gefolgt von Alpenschaf und Angus. Ein Knuspersalat mit Gurkengranita als erstes Dessert erfrischt. Das harmonisch orchestrierte 9-Gang-Menü ist akribisch zubereitet und trägt Wassmers aufs Wesentliche konzentrierte Signatur mit Überraschungsmomenten. Es dürfte Punkte und Sterne regnen. Seine fünf Köche, u. a. Souschef Benedikt Gerster und Chefpâtissier Andy Vorbusch, weisen ein Durchschnittsalter von Mitte 20 auf. Sie und Wassmer treten ab und an zum Gast an den Tisch und giessen eine Sauce an. Das Serviceteam um Maître Sebastian Strichter ist stark und hat auf jede Frage die Antwort. Für den Wein ist Wassmers Frau Amanda zuständig. Überraschend sind die alkoholfreien Alternativen: Heu-Kombucha, Retter-Säfte oder Rhabarberspritz. Und dann wird der Gast mit einem krokanten Mini-Kartoffel-Cannolo, gefüllt mit Schokolade und Kaviar, wieder hinaus in die Welt entlassen.
Sven Wassmers zweites Restaurant im Grand Resort Bad Ragaz «Verve bei Sven» bietet eine gesundheitsorientierte Küche an. Küchenchef ist Sebastian Titz.
Gastronomie
Wassmers barrierefreie Alpenküche
Corinne Nusskern – 03. Juli 2019
Sven Wassmer ist zurück. Am Soft- Opening im Restaurant Memories im Grand Resort Bad Ragaz SG zeigt er naturverbundene, beste Kochkunst.