Gastronomie

Viel Freiheit beim Lernen

Daniela Oegerli – 16. Februar 2017
E-Learning ist die neue Form des Lernens, auch in der Gastro-Unter­nehmerausbildung. Dozenten und Absolventen schätzen die Lernmethode – mit ­gewissen Vorbehalten.

Mit dem Eintritt in das digitale Zeitalter hat sich unser Leben stark verändert. Auch das Lernen findet nicht mehr nur im Klassenzimmer statt. Zum Beispiel Sprachen lernt man online, via Skype oder Video. Seit zwei Jahren können auch beim Gastro-Grundseminar G1 einzelne Module online erarbeitet werden. Die Lerninhalte sind bei jedem Modul in Kapitel eingeteilt. Die Kandidaten können die Aufgaben gleich online lösen und mittels einer Lernkon­trolle überprüfen, ob sie den Stoff verstanden haben. Diesen Vorteil schätzen auch die Absolventen: «Da ich, wie die meisten anderen auch, zu 100 Prozent arbeitstätig war und den Lehrgang berufsbegleitend absolvierte, war es mir nicht möglich, den Kurs in einem Bildungszentrum zu besuchen», hält Filloreta Berisha fest. Sie schätzte es, zu einem beliebigen Zeitpunkt lernen zu können, zum Beispiel abends nach der Arbeit. Dozent Konrad Gerster von Gastro­Bern ergänzt: «E-Learning macht das Lernen orts- und zeitunabhängig(er). Damit passt es sich besser in die moderne mobile Arbeitswelt ein.» Auch die genannten Lernzielkon­trollen empfindet Filloreta Berisha als positiv: «Das Dossier durchzuarbeiten und anschliessend den gelernten Stoff mit den Test-Examen zu überprüfen, fand ich sehr motivierend und einfach zugleich.» Andere Aspekte schätzte beispielsweise Absolvent Marco Lang. Er fand es positiv, dass bei ihm viel weniger Papier anfiel. «Mit wenigen Klicks hat man die Informationen, die man braucht, und alles steht digital zur Verfügung.» Andrea Stögerer schätzte am Online-Lernen, dass sie sich mittels des Selbststudiums gleichzeitig für die Prüfungen des G1 und G2 vorbereiten konnte. Die Teilnehmenden haben während des Lernens die Möglichkeit, Fragen per Mail an die Dozenten zu richten: «Das ermöglicht das Weiterkommen, auch wenn einmal ein Problem auftaucht. Ebenfalls ist es möglich zu sehen, welche Fragen andere Teilnehmer schon gestellt haben, inklusive der Antworten dazu», erklärt Dozent Marouan Bisch. Das Selbststudium von Lehrstoff ist jedoch auch anspruchsvoll, setzt es doch ein hohes Mass an Selbstdisziplin voraus. «Ausserdem ist das E-Learning im Vergleich zum Direktunterricht sehr theoretisch», gibt Marouan Bisch zu bedenken. Es herrsche nicht dieselbe Gruppendynamik wie im Unterricht. «Aus­serdem können die Teilnehmenden nicht von den praktischen Erfahrungen der Dozenten profitieren.» Und Konrad Gerster ergänzt: «E-Learning ist, wie jede Form des Fernunterrichtes, nicht für alle Lernenden geeignet.» Die Absolventin Andrea Stögerer hätte gerne, wenn die Fragen am Schluss der Module ausführlicher ausfallen würden. «E-Learning ist eine tolle Möglichkeit und ein gutes Werkzeug, sich weiterzubilden. Die Quizfragen könnten jedoch etwas breiter ausfallen.» Marco Lang stimmt ihr zu: «Ich fände es wünschenswert, wenn am Ende der Module Prüfungsbeispiele abgelegt wären, damit man sich noch besser auf die Prüfungen vorbereiten kann.» Flächendeckend verbreitet ist E-­Learning in der Gastro-Unternehmerausbildung noch nicht. Vier kantonale Bildungszentren bieten es bei ihren Weiterbildungen an: Zürich, Bern, St. Gallen sowie Luzern. Die Gründe, weshalb die anderen auf diese Lernform verzichten: «Mit Blick auf die Teilnehmenden an unseren Kursen vermute ich, dass nur ein kleiner Teil in der Lage wäre, sich das geforderte Wissen selber anzueignen», sagt Maurus Ebneter vom Wirteverband Basel-Stadt. Bei den Kursen im Bildungszentrum sind die Teilnehmenden in die Gruppe eingebettet und werden durch die Aufgaben geführt. Bei GastroAargau denkt man schon länger über die Einführung von E-Learning nach. «Wir haben den idealen Mix zwischen Präsenzunterricht und E-Learning jedoch noch nicht gefunden», erklärt Direktor Urs Kohler.