Gastronomie

Unfälle sind selten Zufälle

Cristina Bürgi – 30. August 2018
Um Gefahren und damit verbundene Kosten zu vermeiden, sollte jeder ­Betrieb ein Arbeitssicherheits-Konzept haben.

Der Koch war gerade dabei, den dreckigen Topf wegzuräumen, als sein Kollege ihn rief. Hastig stellte er den Topf auf dem Herd ab und eilte davon. Was er nicht bemerkt hatte: die Herdplatte war noch eingeschaltet. Es kam, wie es kommen musste: Das restliche Speiseöl im Topf erhitzte sich unbeaufsichtigt immer mehr. Bevor jemand reagieren konnte, war es zu spät: Das heis­se Öl explodierte. Die Konsequenz: Küchenbrand und hoher Sachschaden. Für Brände und für Unfälle allgemein ist das Gastgewerbe sehr anfällig: In dieser Branche, in der Lebensmittel mit scharfen Messern geschnitten und dann gekocht sowie schwere Waren getragen werden, ist das Risiko hoch – nicht zuletzt, weil die Menschen häufig unter Zeitdruck arbeiten. Die meisten Unfälle in der Gastronomie ereignen sich in der Küche. Oft ist es sogar so, dass nicht etwa Dinge, die man als gefährlich erkennt, die Unfälle verursachen, sondern jene, die man leichthin für harmlos hält. So sind zum Beispiel die meisten Ereignisse auf Stürze zurückzuführen (siehe Interview unten), etwa wenn eine Person ausrutscht oder über einen Gegenstand stolpert.

Besonders hoch ist das Unfallrisiko, wenn eine neue Person im Betrieb anfängt zu arbeiten. Aus diesem Grund ist eine genaue Instruktion und Schulung der Mitarbeitenden sehr wichtig, denn der Arbeitgeber ist gemäss dem Schweizerischen Obligationenrecht dazu verpflichtet, das Leben und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu schützen. Um Gefahren einzuschränken, gibt es verschiedene Möglichkeiten, angefangen bei den technischen Massnahmen. So sollten alle Geräte, Maschinen und Räume immer in einwandfreiem Zustand gehalten werden. Die Böden sollten nicht rutschig sein und die Türen für den Servicedurchgang nur splitterfreie Glaseinsätze haben. Nebst den Feuerlöschgeräten, deren Handhabung regelmässig geübt werden sollte, lohnt es sich, eine Brandmeldeanlage zu installieren. Und nicht zuletzt können verschiedene Notruf-Telefonnummern an gut sichtbarer Stelle in der Küche aufgehängt werden. Schnittwunden gehören nach Stürzen zu den zweithäufigsten Unfällen im Gastgewerbe. Um diese zu vermeiden, sollten Messerklingen immer scharf gehalten und von Zeit zu Zeit nachgeschliffen werden. Aufbewahren sollte man sie in einer Schutzhalterung oder einem Gestell, aber unter keinen Umständen in einem Becken liegen lassen. Überdies ist es wichtig, das richtige Messer für die entsprechende Arbeit zu verwenden. Wo ein Messer nie zum Einsatz kommen sollte, ist beim Öffnen von Dosen oder Behältern. Dort ist die Unfallgefahr vorprogrammiert! Ebenso beim Schneiden auf Schneidebrettern, die nicht rutschfest sind. Diese sollten immer auf einer Gummimatte liegen. Ausserdem gilt es, beim Ausbeinen oder Arbeiten mit der Aufschnittmaschine den entsprechenden Handschutz zu benutzen. Der Stechschutzhandschuh lässt zum Beispiel keine Messerspitze oder Klinge durch und sorgt somit für eine optimale Sicherheit.

Im Alltag kann es schnell passieren, dass Sicherheitsmassnahmen vergessen oder nicht berücksichtigt werden. Aus diesem Grund muss Arbeitssicherheit im Betrieb ein Dauerthema sein: Einerseits mit prominent aufgehängten Merkblättern, andererseits mit regelmässigen Schulungen für den Arbeitgeber und die Arbeitnehmer. Denn sollte einmal ein Malheur passieren, kommt das den Betrieb teuer zu stehen: Im Durchschnitt fallen Kosten von 10 000 Franken pro Unfall an.

Aus diesem Grund sollte Sicherheit Chefsache sein. Für den Gastro-­Unternehmer lohnt es sich, ein ­Arbeitssicherheits-Konzept für den eigenen Betrieb zu erstellen und diesbezüglich nach dem Motto «Planung, Umsetzung, Kontrolle» vorzugehen: Zuerst die Gefahren im Betrieb ermitteln, dann die Gegenmassnahmen planen, anschliessend eine Notfallorganisation sicherstellen und zuletzt die einzelnen Punkte regelmässig kontrollieren. Denn wie sagt man so schön: sicher ist sicher.