Präsidium GastroSuisse: Weshalb sollen die Delegierten Sie zum Präsidenten wählen?

Reto E. Wild – 23. Mai 2024
Beat Imhof und Massimo Suter sind die offiziellen Kandidaten für die Nachfolge von Casimir Platzer als Präsident von GastroSuisse. Wie ticken die beiden Gastronomen? Was wollen sie verändern?

Massimo Suter, Sie sind seit 2018 Vizepräsident von GastroSuisse und Präsident von GastroTicino. Weshalb sollen die Delegierten Sie zum Präsidenten wählen?
Massimo Suter (MS): Weil ich die nötige Kompetenz, Erfahrung und das richtige Feingefühl mitbringe, im Verband seit 10 Jahren arbeite, und weil ich als gastronomischer Unternehmer weiss, wo der Schuh bei unseren Mitgliedern drückt. Ich bin überzeugt, dass ich dazu die nötigen Lösungen kenne und finde.

 

Beat Imhof, Sie sind seit Frühling 2023 Präsident von GastroWinterthur. Weshalb sollen Sie zum Präsidenten gewählt werden?
Beat Imhof (BI): Es ist Zeit für einen Wandel im Verband. Die Branche steht vor grossen Herausforderungen. Mit meinen 35 Jahren Berufserfahrung bringe ich das richtige Rüstzeug mit, um die Aufgaben anzugehen. Ich bin überzeugt, dass ich die Leute hinter mich bringen kann für den gemeinsamen Weg in die Zukunft.

 

Beat Imhof spricht den Wandel an. Heisst das, dass Sie Massimo Suter diesen Wandel nicht herbeiführen?
MS: Unser Verband ist schlagkräftig und kompetent geführt. Ich stehe für Kontinuität. Das heisst: Kontinuität ja, aber mit Innovationen und ohne Revolutionen.

 

Von welchen Innovationen sprechen Sie?
MS: Ich bin eher für eine flache Führung. Diese kann man zwar nicht teilen, aber die Kompetenzen delegieren. Ich bin für ein Gremium mit Kern- und Fachkompetenz. Ich möchte, dass im Vorstand jeder seine Kompetenz einbringt und Eigenverantwortung übernimmt.

 

GastroSuisse ist «schlagkräftig und kompetent geführt». Sehen Sie das auch so, Beat Imhof?
BI: Ja, vieles wurde gut gemacht. Es gibt jedoch viele Herausforderungen. Das Image des Verbands wirkt verstaubt. Für die Jungen in der Branche müssen wir attraktiver werden. Und in den Kantonen gibt es eine geballte Ladung an Kompetenz. Diese Kompetenz müssen wir abholen. Mir fehlt eine gemeinsame Strategie von National zu den Kantonen und bis hin zu den Sektionen. Wir haben viel PS, bringen diese aber nicht auf den Boden.

MS: Hier bin ich mit Beat einig, obwohl wir zwei verschiedene Ausgangslagen haben: Die Kommunikation bis in die Sektionen ist sehr wichtig. Die Mitglieder sind das A und O. Und die Kantone sind das Bindeglied. Wie die Geschäftsführerkonferenz jetzt gestaltet ist, ist beispielsweise sicher der richtige Weg. So können wir die Kompetenzen der Direktoren in den Kantonen nutzen.

 

Was möchten Sie bei GastroSuisse konkret verändern - neben dem Image?
BI: Die Hauptthemen im Fünfpunkteplan Avanti sind richtig adressiert. Doch die beiden Imagekampagnen reichen beispielsweise nicht aus, um das Image zu verbessern. Es braucht eine klare Kommunikationsstrategie. Wie werden wir positiv wahrgenommen? Dazu gehört, mit Schulen zusammenzuarbeiten. Es ist fatal, wenn es an den Schulen heisst, die Schüler sollten sich nicht für das Gastgewerbe entscheiden. Ich bin gelernter Koch. Uns steht beruflich die Welt mit enormen Möglichkeiten offen.

 

Kritiker sagen, Sie hätten zu wenig Erfahrung in der Verbandspolitik von GastroSuisse.
BI: Das ist eine Chance oder eine Gefahr, je nach Ansicht. Ich bin genug erfahren und habe eine steile Lernkurve, um mir das Know-how vom Verband rasch anzueignen. Deshalb glaube ich nicht, dass das ein Hindernis ist. Im Gegenteil: Wenn man schon lange in einer Organisation ist, besteht die Gefahr, zu wenig neu denken zu können. Wir brauchen einen Wandel!

 

Massimo Suter, Sie sind seit 6 Jahren Vizepräsident. Wie gut sind Sie in Bundesbern vernetzt?
MS: Sehr gut. Ich kenne jeden Parlamentarier aus dem Tessin und bin mit Ignazio Cassis per Du. Das soll nicht heissen, dass ich den Bundesrat beeinflussen kann. Doch gemeinsam mit Casimir Platzer konnte ich im Bundeshaus Erfahrungen sammeln. Ich habe auch einen Eintrittsbadge.

 

Beat Imhof, wie gut ist Ihr Zugang zu Bundesbern?
BI: Ich war noch nie mit Casi im Bundeshaus und habe keinen Badge. Aber ich habe ein gutes Netzwerk. Klar, muss ich Gas geben, wenn es ums Parlament und die Regierung geht. Aber ich sorge mich deswegen nicht, habe ich mich doch in meiner Karriere immer wieder in neue Gebiete und Netzwerke eingearbeitet.

 

Wo stehen Sie politisch, Massimo Suter?
MS: Ich bin kein Parteisoldat. Politisch stehe ich zwischen der SVP und der FDP, doch habe ich seit vielen Jahren enge Verbindungen zu allen politischen Lagern. Wir suchen Mehrheiten für unsere Anliegen dort, wo wir sie finden. Sachfragen beurteile ich immer danach, ob und wie gewerbe-, tourismus- und arbeitgeberfreundlich sie sind. Wir benötigen ein freiheitliches System und einen schlanken, effizienten Staat.

 

Wo stehen Sie in der politischen Landschaft, Beat Imhof?
BI: Zwischen Mitte und FPD. Mir ist es wichtig, mit allen Parteien an einen Tisch zu sitzen. Wir müssen allen klarmachen, dass der Wohlstand der Schweiz auf einer gemeinsamen wirtschaftlichen Basis beruht. Wenn wir soziale Gelder verteilen, gefährden wir unser Erfolgsmodell. Entscheidend ist, gute Rahmenbedingungen für das Gastgewerbe zu schaffen, damit dieses gegenüber den Mitarbeitenden sozial sein kann.

 

Wie führen Sie?
BI: Ich höre zu und interessiere mich für die Sorgen der Mitglieder. Ich arbeite strategisch und zielorientiert. Ich tue alles dafür, dass wir mit dem Vorstand und der Direktion die richtigen Lösungen erarbeiten, Meinungen bilden und dann durch- und umsetzen. GastroSuisse soll in der Branche verstärkt die Themenführerschaft innehaben und mehr agieren statt reagieren.

 

Und Sie, Massimo Suter?
MS: Für mich ist der Präsident klar ein strategischer Führer und der Direktor übernimmt die operationelle Führung. Präsident und Vorstand legen die Leitplanken fest, und danach muss der Verband das Operative umsetzen. Der neue Vorstand soll entscheiden, in welche Richtung der Kurs geht. Ich werde sehr wenig ins operative Geschäft dreinreden und delegiere. Jeder muss in seinem Bereich Verantwortung übernehmen.

 

Wo sehen Sie denn die wesentlichen Herausforderungen von GastroSuisse?
MS: Für mich ist GastroSuisse wie ein Tanker auf hoher See. Am Steuerrad steht der Präsident, der aber den Kurs nicht von heute auf morgen wechseln kann. Es fragt sich, was unsere Mitglieder, was die Mitarbeitenden von GastroSuisse wollen. Wir müssen das machen, wo wir stark sind und dort auslagern, wo wir nicht so stark sind. Stichwort Immobilienstrategie: Kommt ein Experte in den Vorstand, bene! Wenn nicht, müssen wir das Thema auslagern.

 

Ihre Einschätzung, Beat Imhof?
BI: Neben dem Image ist die wirtschaftliche Stabilität wichtig. Wir müssen in die Zukunft investieren können. Dazu gehört, das Bildungsangebot zu hinterfragen. Was wollen wir als GastroSuisse anbieten? Was lässt sich mit anderen Verbänden organisieren? Auch hier gehört es zu den Aufgaben des Verbandes, die Kräfte zu bündeln, um für den Nachwuchs und das Personal attraktiv zu sein.

 

Dazu zählt der richtige Umgang mit der Generation Z. Wie sollen das die Unternehmer anpacken?
BI: Die Belastbarkeit der Jungen nimmt ab. Das ist schwierig, weil wir eine Branche mit hoher Belastung sind. Am Schluss liegt es an jedem einzelnen Unternehmer, den Draht mit der Generation Z zu finden. Als Verband können wir nur Möglichkeiten aufzeigen und Weiterbildungen anbieten. Letztlich können wir als Verband allein aber nicht das Image prägen. Das passiert über unsere Mitglieder und Betriebe.

MS: Als Unternehmer und Vater eines Sohnes, der eine Kochlehre abgebrochen hat, bin ich mit dieser Thematik konfrontiert. Entscheidend für mich ist, dass wir Kräfte und Gelder verpuffen, weil jeder Kanton versucht, seine eigene Lösung zu finden. Graubünden und Uri haben beispielsweise hervorragende Lösungen. Dort müssen wir ansetzen und deren Erfahrungen auf nationaler Ebene teilen. Wir haben in den Kantonen viel Wissen, das wir nicht nützen.

BI: Manchmal kommt mir das vor wie bei der Migros: Dort gibt es auch verschiedene Regionen, welche nicht gemeinsam vorwärtsgehen.

 

Beat Imhof, falls Sie gewählt werden: Wie organisieren Sie sich?
BI: Als ich angefragt wurde, ob ich kandidieren möchte, wurde kommuniziert, dass GastroSuisse-Präsident ein 80 bis 100 Prozent Job ist. Ich könnte meine Arbeit als Geschäftsführer des Casinotheaters Winterthur nicht mehr weiterführen und würde dort allenfalls beratend zur Seite stehen. Und das Amt des GastroWinterthur-Präsidenten würde ich selbstverständlich abgeben.

MS: Vor zehn Jahren wurde ich Vorstandsmitglied, nun hatte ich sechs Jahre Zeit, Casi Platzer über die Schultern zu schauen. Meine Nachfolge als Präsident von GastroTicino ist bereits geregelt. Und in meinem Betrieb ist nach wie vor meine Frau verantwortlich. Es würde sich für mich nicht viel ändern, was das zeitliche Engagement betrifft. Ich möchte jedoch die Führung vereinfachen, keine One-Man-Show sein und über die Bücher gehen, ob ich das Mandat nicht reduzieren kann, ohne die Verbandsführung in Gefahr zu bringen.