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Ohne Handwerk geht es nicht – nur, mit auch nicht

Daniela Oegerli – 15. März 2017
Daniel Jung, Leiter Berufsbildung bei GastroSuisse, erachtet das modulare Konzept der Weiterbildung in der Gastronomie als ideal, um Wissen weiterzugeben.

GJ11 Accueil Jung bGastroJournal: Wie lange gibt es die höhere Berufsbildung bei GastroSuisse schon?
Daniel Jung:
Ganz genau lässt sich das nicht sagen. Weiterbildungen für Restaurateure gibt es schon sehr lange, diese fanden unter ­anderem schon im Jahr 1925 in der Belvoirpark Hotelfachschule in Zürich statt. Die Weiterbildung zum diplomierten Restaurateur, das heutige G3, existiert bereits seit 1983. Das Gastro-Betriebsleiter­seminar, das heutige G2, existiert seit 1996. Im Jahr 1998 haben wir die höhere Berufsbildung revidiert und ein Mehrstufenkonzept ein­geführt. Darin integriert ist auch das Gastro-Grundseminar G1. Wie gross ist die Nachfrage nach höherer Berufsbildung?
Insgesamt schliessen jährlich zwischen 80 und 100 Personen das Gastro-Betriebsleiterseminar ab. Das Gastro-Unternehmerseminar G3 absolvieren rund 24 Teilnehmende. Wir haben die Anzahl der Absolventen aus Qualitätsgründen limitiert. Wo sehen Sie die Vorteile von höheren Berufsbildungen?
Das G2 eignet sich auch für Quereinsteiger. Es ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, sich das nötige Wissen, um einen Betrieb zu leiten, anzueignen. Die Weiterbildungen sind sehr praxisnah. Denn die Teilnehmenden können ihr erworbenes Wissen direkt in den Betrieb einbringen. Inwiefern wurden G2 und G3 kürzlich überarbeitet?
Im Jahr 2010 konnten wir für das G2 den eidgenössischen Fachausweis einführen. Wir haben damals den Fokus auf unternehmerische Kriterien gelegt. In der letzten ­Reform haben wir das Wahlpflichtmodul Eventmanagement lanciert. Denn die Gastronomie hat sich insofern verändert, als dass Anlässe, Projekte und die Vergnügungsgastronomie einen immer grösseren Stellenwert einnehmen. Weshalb zielen die meisten dieser Lehrgänge darauf ab, dass die Absolventen organisatorische und leitende Aufgaben übernehmen?
Das Gastgewerbe ist sehr kleinstrukturiert, daher braucht die Branche viele Positionen, die führen. Ausserdem arbeiten viele, die den Beruf nicht erlernt haben, in der Branche, und dies erhöht den Bedarf an Führungspersonen ebenfalls. Neben dem Betriebswirtschaftlichen darf allerdings das Handwerkliche nicht zu kurz kommen. Ohne Handwerk kann man in der Branche nicht bestehen und nur mit Handwerk ebenso wenig. Wenn wir gerade beim Handwerk sind: Die Ausbildung zum Diätkoch soll abgeschafft werden, welches sind die Gründe, und kommt es wirklich soweit?
Das Berufsbildungsgesetz sieht keine Zusatzlehren mehr vor. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) hat den Auftrag gegeben, Zusatzlehren aufzuheben. Das ist bedauerlich, weil diese Ausbildung stufengerecht war. Und es gibt immer noch viele Absolventinnen und Absolventen. Was heisst das für das Gastgewerbe?
Die Bildungsverordnung ist noch bis zum 31. Dezember 2020 gültig, bis dahin sind wir gezwungen, eine Lösung zu finden. Daher sollten wir spätestens 2018 mit der Revision der Kochberufe beginnen, damit sie bis Ende 2020 abgeschlossen ist. Ein Teil der Diätetik und Al­lergien werden dann voraussichtlich Bestandteil der Grundausbildung Koch sein. Das Angebot an höheren Berufsbildungen in der Gastronomie ist gross. Macht es Sinn, eine solche Fülle anzubieten?
Ich begrüsse tendenziell eher die Reduktion. Doch haben die diversen Abschlüsse in der höheren Berufsbildung durchaus ihre Berechtigung. Und dank den gemeinsamen Modulen sind es nicht völlig separate Berufsbildungen.