Gastronomie

Neues Schloss, neues Glück

Cristina Bürgi – 06. Juli 2017
Bis April 2017 befand sich die historische Gastro-Ausstellung im Schloss Schadau, versteckt und nur über eine Wendeltreppe ­erreichbar. Die neue Lokalität wird ihr besser gerecht.

29 Jahre ist es her, dass das Gastronomiemuseum seine Türen im schmucken Schloss Schadau in Thun eröffnete. So schön das Gebäude auch ist, so schwierig war der Zugang zur Ausstellung: Besucher mussten erst eine beinahe versteckte Wendeltreppe an der Seite des Schlosses erklimmen, bevor sie die Museumsräume betreten konnten. Die Öffnungszeiten machten es ihnen nicht leichter, denn das Museum war jeweils am Dienstag-, Mittwoch- und Donnerstagnachmittag geöffnet. Für Berufstätige, die von ausserhalb Thuns anreisten, war ein Besuch also nur in den Ferien möglich.

Doch das Jahr 2017 bringt Veränderung: Das Schloss Schadau wird neu ausgerichtet und deswegen bis Frühling 2019 umfassend saniert. Noch ist unklar, ob das Gastronomiemuseum im neuen Konzept vorgesehen ist, weshalb die Museumsstiftung nach einer neuen Unterkunft Ausschau hielt. Auch wenn sie den Wechsel zunächst bedauerte, sieht sie ihn heute als Chance. «Wir nutzen den Umzug, um die spannende Geschichte rund um die Gastronomie und Hotellerie in der Schweiz an einem neuen Ort noch attraktiver und interaktiver anzubieten», liess der Stiftungsrat Anfang März in einer Medienmitteilung verlauten. Nun steht fest, wo das Museum seine Türen wieder öffnen wird: nur rund fünf Kilometer vom ehemaligen Standort entfernt und ebenfalls am Thunersee gelegen, im Schloss Hünegg.

«Eine ideale Lösung» nennt es Hans­jörg Werdenberg, Präsident des Stiftungsrats. «Das Schloss Hünegg verfügt über einen riesigen Parkplatz, eine Cafeteria sowie eine historische Küche, welche sehr gut zu unserer Ausstellung passen wird.» Zudem kann das Gastronomiemuseum am neuen Standort von professioneller Unterstützung und Doppel-Marketing profitieren. Diese Lösung wurde möglich, weil die Räumlichkeiten der Sonderausstellung im 2. Stock des Schlosses Hünegg demnächst frei werden.
Mit dem neuen Standort ist es aber noch nicht getan: Das Gastronomiemuseum möchte auch seinen Fokus ändern und künftig mehr Gewicht auf seine Ausstellungsstücke aus der Geschichte der Gastronomie legen. Zwar werden einzelne Bücher der umfassenden Büchersammlung auch weiterhin zur Ausstellung gehören. Ein Grossteil ist jedoch in einer eigenen Bibliothek, getrennt vom Museum, geplant. Der genaue Ort dafür steht noch nicht fest. Bekannt ist aber, dass sich das Kultur-Projekt «Territet Belle Époque» dafür interessiert. Dieses sieht eine Umnutzung des ehemaligen Grand Hôtel und Hôtel des Alpes in Territet vor, wo unter anderem das erste Schweizer Museum für Hotellerie und Tourismus entstehen soll. Hansjörg Werdenberg würde eine Zusammenarbeit nicht ausschliessen: «Aber das Projekt Territet muss ja erst einmal zustande kommen.»

Langweilig wird es dem Stiftungsrat des Gastronomiemuseums bis zur Neueröffnung nicht: Bis Ende September wird die gesamte Ausstellung im Schloss Schadau geräumt und im Verlauf des Herbstes und Winters im Schloss Hünegg neu auf­gebaut und eingerichtet. Ein Datum für die Wiedereröffnung steht bereits fest: Am Muttertag, dem 13. Mai 2018, heisst das Gastronomiemuseum am neuen Standort wieder Besucher willkommen.

Man möge hoffen, dass mit der ­neuen Lage auch neues Interesse für die Ausstellung aufflammt – denn am ehemaligen Standort fristete das Gastronomiemuseum ein Dasein, das ihm nicht gerecht wurde. Dabei könnte sich ein Tourismusland wie die Schweiz, das überdies für seine exzellente Gastronomie bekannt ist, mit Ausstellungen wie dem Gastronomiemu­seum in Thun, dem Alimentarium in Vevey oder der Mosimann Collection in Le Bouveret profilieren. Nicht zuletzt könnte die Schweiz damit ein Zeichen nach aussen setzen, wo heute die Küchen von Amerika und Skandinavien eine dominante Rolle eingenommen haben. Doch dafür braucht es mehr Unterstützung – und mehr Interesse.

www.gastronomiemuseum-thun.ch