Gastronomie
Hotellerie
Tourismus

Mit Weitblick in die Zukunft

Daniela Oegerli – 15. März 2017
Schon fast ­gebetsmühlenartig hört und liest man: «Bilde dich ­weiter.» Doch was bringt das Lernen nach der Lehre?

«Meine Weiterbildung zur Eidg. dipl. Küchenchefin hat mir die ­Türen für meine aktuelle Stelle geöffnet», resümiert Mirjam Lendenmann. Sie ist mit 29 Jahren bereits als Küchenchefin im Personalres­taurant Guggi des Migros-Genossenschaftsbunds in Zürich tätig. Auch Florian Bettschen, Küchenchef und Mitglied der Geschäftsleitung im Hotel Seepark in Thun, hat diese Erfahrung gemacht: «Die Weiterbildung zum Küchenchef hat mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich weitergebracht.» In der Gastronomie schliessen mehrere Hundert Berufsleute jährlich eine höhere Berufsbildung ab. Dabei stellt sich die Frage, ob für diese Kaderleute auch Arbeitsstellen vorhanden sind oder ob viele von ihnen überqualifiziert ein normales Angestellten-Dasein fristen. «Wer berufsbegleitend eine Weiterbildung absolviert, ist bereits im Arbeitsprozess integriert und kann einfacher Karriere machen», bringt es Thomas Fahrni, Leiter Unternehmerausbildung bei GastroSuisse, auf den Punkt. Wer sich berufsbegleitend weiterbilde, festige zudem seine Stelle im Betrieb und könne gar in eine höhere Position wechseln. Für Angela Hug, Gastgeberin im Hotel Seerausch in Beckenried, sieht die betriebliche Realität jedoch anders aus: «Wir haben einen Mitarbeitenden, der eine höhere Berufsbildung mit eidg. Fachausweis abgeschlossen hat. Wir können ihn im Moment aber nicht in dieser Position beschäftigen und ihm auch nicht den entsprechenden Lohn bezahlen.» Das grossse Angebot an Weiterbildungen und die finanzielle Unterstützung durch den L-GAV animiert zum Teil auch weniger qualifizierte Gastronomen, eine höhere Berufsbildung zu absolvieren. «Wenn ich als Experte höhere Berufsprüfungen abnehme, erlebe ich manchmal, dass die Qualifikation der Absolventen nicht den Anforderungen entspricht», gibt Florian Bettschen zu bedenken. Dies habe unter Umständen mit der finanziellen Unterstützung der Weiterbildungen zu tun. Angela Hug stimmt ihm insofern zu, als den Absolventen, insbesondere von Hotelfachschulen, gleich ein Karrieresprung und eine Lohnerhöhung versprochen werden. Aus unternehmerischer Sicht sei es hingegen nicht immer möglich, gut ausgebildete Mitarbeitende sofort in eine Kaderposition zu befördern. Dennoch ist sie dafür, dass man sich stetig weiterbilde. «Die Weiterbildung zur Restaurationsleiterin war für mich ideal. Dank dieser Ausbildung sehe ich den Betrieb ganzheitlicher.» Sie wünsche sich einzig ein vertieftes betriebswirtschaftliches Wissen. «Von mir aus könnte man die klassische Buchhaltung straffen und dafür mehr Wissen über die Betriebszahlen vermitteln.» Neben dem fachlichen Wissen schätzen die Absolventen von Weiterbildungen, dass sie persönlich davon profitieren. «Vor allem der Austausch mit Kollegen aus der Branche war für mich ein Gewinn», erklärt Alfred Vaschauer, Gruppenleiter Restauration und Anlässe am Kantonsspital St. Gallen. Er schloss kürzlich das Gastro-Betriebsleiterseminar G2 ab. Kyra Reichmuth, Inhaberin des Restaurant-Hotel Kreuz in Schmitten, hat das Gastro-Unternehmerseminar G3 absolviert. «Durch die Weiterbildung habe ich mehr Sicherheit in meiner täglichen Arbeit erhalten.» Ausserdem findet Reichmuth Weiterbildungen für Gastronomen und Hoteliers wichtig, um im schwierigen Umfeld Gastronomie wirtschaftlich erfolgreich arbeiten zu können. Wegen seiner Struktur mit vielen kleinen Betrieben braucht das Gastgewerbe im Gegensatz zu anderen Branchen viele Mitarbeitende, die Führungsqualitäten haben: «Den gut ausgebildeten Wirten mit Weitblick gehört die Zukunft», bringt es Kyra Reichmuth auf den Punkt.