Gastronomie

Keine Lust mehr auf etepetete

Benny Epstein – 05. November 2019
In der Rubrik «Ausgelöffelt»* muss es einfach und lecker zu und her gehen. Wie im Lotti.

«Ihr müsst unsere Solothurner Steinpilze probieren», empfiehlt Anna Zimmermann. Sie ist Gastgeberin im Lotti, einer Beiz unweit des Zürcher Hauptbahnhofs. «Wir haben sie heute frisch erhalten.» Bald darauf duftet es am Tisch herrlich. Die faustgrossen Pilze nehmen auf dem Grill das Buchenholzaroma an. Ein Klecks Sauerrahm, zweimal an der Pfeffermühle gekurbelt – fertig ist die unwiderstehliche Umami-Bombe. Wer die Tavolata bestellt, kommt in den Genuss zahlreicher Gerichte: Randen mit Büffelmozzarella, Spinatknödel aus dem Ofen, Shepherd’s Pie und weiterer Highlights (siehe Foto). Der Hackfleischauflauf wird im Lotti fleischlos zubereitet. «Die Röstaromen kriegt er beim Schmoren des Gemüses trotzdem», erklärt Küchenchef Ralf Weber. Das Gemüse: verschiedene Karotten, Sellerie, Pastinaken, Zwiebeln und Tomaten. Weber verwendet Pro-Specie-Rara-Sorten. «Nicht nur wegen der Regionalität, die uns wichtig ist, sondern auch wegen der geschmacklichen Vielfalt. Nicht jedes Rüebli schmeckt gleich.» Das Bio-Fleisch vom Grill stammt vom Innerschweizer Uelihof. «Da werden die Tiere bis zuletzt respektiert. Das Fleisch ist grossartig.» Zum Dessert gibt es «Chilbi im Glas»: Magenbrot, Süssmostschaum, Zwetschgenkompott und gebrannte Mandeln. Weber kochte viele Jahre in der Spitzengastronomie. «Ich hatte keine Lust mehr auf etepetete.» Sehr lecker sind seine Gerichte noch immer, teils sogar technisch anspruchsvoll und geschmacklich komplex. All dies in gemütlicher Atmosphäre. Lotti
Werdmühleplatz 3
8001 Zürich
www.lotti-lokal.ch * In dieser Rubrik teilt die Redaktion des Gastro­Journals persönliche Erfahrungen. In der Printausgabe des GastroJournals ist «Ausgelöffelt» oder «Ausgeschlafen» jeweils auf der letzten Seite zu finden.