Mit 600 000 Teilnehmenden ist die Schweizer Genusswoche zum wichtigsten Gourmet-Event des Landes geworden, auch dank der grossen Unterstützung von Gastro- Suisse. Die Ansprüche der Konsumenten steigen: Lebensmittelskandale sorgen für eine turbulente Beziehung zu den Restaurants. Die nationale Genusswoche, die 2019 zum 19. Mal durchgeführt wird, kann eine Chance für eine neue Beziehung zwischen Produzenten und Köchen einer Region sein. Die Mehrheit der Lebensmittel, die wir in zwanzig Jahren essen werden, existiert noch gar nicht. Diese grosse Veränderung wird einen Einfluss auf die Art und Weise haben, wie wir essen. Die Ernährung ist Thema eines wirtschaftlichen Kampfes geworden. Und wie hätte sie der Globalisierung entkommen können? Wir werden morgen alle die gleichen Dinge essen, auf die gleiche Weise, unabhängig von unserem Zustand, unserer Kultur, unserem Geschlecht, unserem Alter. Diese Schrumpfung der Welt wird bereits in den Töpfen grosser multinationaler Konzerne gekocht. Aber die Zukunft der Ernährung kann nicht in dieser Barbarei entstehen. Sie wird zeigen, ob die Ernährung für die Menschen noch «gluschtig» sein wird, mit allem, was dies im Hinblick auf Respekt vor der Umwelt, dem Handwerk und den kulinarischen Traditionen bedeutet, oder ob sie als Überrest der Lebensmittelvergangenheit sterben wird. Die Schweizer Genusswoche entstand aus diesem Bewusstsein heraus: Wir nehmen uns heute immer weniger Zeit zum Essen, Produkte werden immer standardisierter, Jugendliche und Kinder kennen den Geschmack der Nahrungsmittel nicht mehr. Die Genusswoche ist Teil eines Prozesses zur Erhaltung des kulinarischen Erbes. Die vielen Veranstaltungen spiegeln den Reichtum des Geschmacks und alles, was mit einer Ernährung zu tun hat, die auf Respekt vor den Produkten basiert, bei denen der Mensch und das Land noch immer ihren vollen Wert haben. Sie lassen uns zusammenkommen, um zu essen, und lassen uns erkennen, dass Essen eine Zeit ist, um unsere Batterien aufzuladen und uns zu verwöhnen. Anlässlich der 18. Ausgabe der Schweizer Genusswoche unterstützte GastroSuisse dieses nationale Projekt massgeblich und lud alle Gastronomen der Schweiz zur aktiven Teilnahme ein. Letztlich machten fast 1500 Betriebe mit, insbesondere an der Swiss Wine Week, die Schweizer Weine aus verschiedenen Weinbaugebieten auf den Speisekarten der Restaurants hervorhebt. GastroSuisse ist eine der 53 Organisationen der nationalen Plattform für Genuss. Diese Vernetzung entspricht den Erwartungen der Bevölkerung, die immer höhere Anforderungen an das tägliche Essen stellt. Alle aktuellen Umfragen bestätigen die Begeisterung für «hausgemachte» Gerichte, für Bio, für die Slow-Food-Philosophie, für saisonale und lokale Produkte. Doch was ist nun konkret der Mehrwert für Köche und Gastronomen, wenn sie an der Genusswoche teilnehmen? Zuerst einmal ist es dieTeilnahme an einer nationalen Bewegung, um gut zu essen. Dann ist es aber auch ein Ausbrechen aus dem Alltag, indem man Veranstaltungen organisiert, die gleichzeitig didaktisch und lehrreich sind und Spass machen. Natürlich kann man den Genuss jeden Tag feiern, aber es ist auch eine Gelegenheit, neue Rezepte zu testen und sie mit verschiedenen Zielgruppen zu teilen. Die Restaurants, die am meisten Erfolg haben, sind jene, die:
- die gleiche Karte für Kinder und Erwachsene anbieten, aber mit kleineren Portionen
- einen Abend mit ihren lokalen Produzenten organisieren (Metzger, Gemüsebauer, Winzer, Käser, Bäcker, Eishersteller)
- auf absolute Nähe und damit auf die lokale Wirtschaft setzen
- auf extrem verarbeitete Gerichte verzichten und stattdessen «Hausgemachtes» anbieten
- eine Schulklasse aus ihrem Quartier oder ihrem Dorf für ein Geschmackslabor einladen
- in Schulen gehen, um dem Nachwuchs ihre Arbeit als Koch näherzubringen
- die Gäste nicht als Personen betrachten, deren Mägen man füllen muss, sondern als Ernährungsakteure, die das Recht haben, unvergessliche Genussmomente zu erleben.