Gastronomie

«Ich bin auch Gastgeber»

Corinne Nusskern – 15. Juli 2019
Der TV- und Radiomoderator Nik Hartmann moderierte den Gastro TrendDay in Luzern zum Thema «Sich und andere in­szenieren». Er ist selber gern Gastgeber.

In Ihren Sendungen decken Sie alles ab: Gastronomie, Tourismus und Hotellerie.
Nik Hartmann:
Ja. Ich fühle mich dieser Branche vielleicht so verbunden, weil ich in meinen Sendungen auch Gastgeber bin. Mit dem gleichen Auftrag wie ein Hotelier oder eine Wirtin: Schauen, dass es den Anderen gut geht. Das ist mein Anspruch. Was gibt es auf einer langen Wanderung zu essen?
Alles. Vom Mittagsmenü über Spezialitäten am Abend im Hotel bis zu Einge­kauftem. Wir wurden auch schon von einer Bauernfamilie eingeladen. Von Ver­pflegen bis Geniessen ist alles dabei. Es muss einfach immer gut sein. Mit «gut» meinen Sie die Qualität?
Genau. Oft ist «einfacher» besser. Wenn der Produzent Freude hat, sein Produkt herzustellen, dann ist es auch gut. Oder wenn in der Küche gern gekocht wird, merkt man das beim Essen. Dann esse ich alles und bin überhaupt nicht wählerisch. Was erwarten Sie von einem Restaurant ausser Essen?
Dass ich nicht nur verpflegt werde, sondern ein Gast bin, der mit Freude bewirtet wird. Und guten Service, ich mag schlaue Servicefachleute. Die Person, mit der ich im Restaurant in Kontakt stehe, möchte ich für ihre Arbeit bewundern können. Und wann verlassen Sie ein Restaurant?Es muss viel passieren, bis ich mich wehre. Ich gebe auch Trinkgeld, wenn es schlecht war. Ich ziehe den Frieden vor. Meine Frau greift da härter durch, und das ist gut. Ihre Grosseltern hatten ein Restaurant.
Ja, meine Grossmutter. Der Grossvater ist leider früh verstorben. Er war Metzger, die Beiz befand sich im Oberge­schoss. Das hat mich gastronomisch geprägt. Ich habe auch schöne Erinnerungen an die an­dere Familienseite. Da gab es sonntags stets grosse Essensgelage, meine Grossmutter stand die ganze Zeit über in der Küche und kochte für alle. Klassische Schweizer Menüs?
Ja, das war im Emmental, es gab immer frisches Brot oder «Züpfe». «Züpfe» mache ich bis heute selbst. Auch meine Frau und ich haben das Haus gern voller Gäste. Dann kochen Sie selbst?
Ja, ich koche alles und lustvoll. Kühlschrank auf und schauen, was möglich ist. Wenn Sie die Wahl haben: 5-Sterne-Hotel oder SAC-Hütte?
Ich bin sehr genügsam, Sterne sagen mir nicht viel. Ich mag 3-Sterne-Superi­eur-Hotels, die das mit Herzblut machen und schöne Zimmer haben, die gut riechen. Wenn dann noch eine gute Küche dazukommt – perfekt! Haben Sie ein Lieblingsrestaurant?
Ich esse so oft auswärts und entdecke immer wieder Neues. Ich mag die Systemgastronomie oder mo­dische Restaurants nicht. Ich verstehe, dass es das gibt und braucht, aber ich ziehe Authentisches vor. Als bekannte Person, wie viel ist Authen­tizität und wie viel Inszenierung?
Im Fernsehen ist immer ein bisschen Inszenierung dabei. Eine Sendung dauert 45 Minuten, aber wir sind dafür vier Tage unterwegs. Da beginnt die Mogelei ja bereits! Aber als Mensch, so wie ich mit den Leuten rede, muss ich nicht umschalten oder den Modus wechseln. Die Authentizität, soweit sie im Rahmen des Fernsehens möglich ist, ist mir sehr wichtig. ★★★ Nik Hartmann ★★★
Nik Hartmann arbeitet seit 16 Jahren als Moderator für das Schweizer Radio und Fernsehen. Seine Sendungen wie «SRF bi dä Lüt – live» oder «Wunderland Spe­- zial – Via Alpina» sind beliebte Erfolgsgaranten. Radiohörer kennen ihn vor allem von «Jeder Rappen zählt». 2018 tourte er mit seinem ersten Büh­nen­programm durchs Land. Der 47-Jährige wohnt mit seiner Frau, drei Söhnen, einem Hund, zwei Katzen – und einem grossen Tisch – im Kanton Zug.