Gastronomie

Gäste-Bewertungen nutzen

GastroJournal – 18. Mai 2017
In der Zürcher Rooftop Bar trifft sich die Crème de la Crème der Schweizer Zuliefer­industrie und Gastronomie zum zweiten Chef-­Sache-Event. Das Thema ist brandaktuell: Chancen und Gefahren im Umgang mit Kundenreaktionen.

Auf Tripadvisor geben über 390 Millionen User jeden Monat über 400 Millionen Bewertungen ab. Eine unglaubliche Anzahl Daten, von welcher die Branche profitieren kann, die aber auch Gefahren birgt. «Kassensturz» berichtete in seiner Sendung vom 25. April 2017 über Möglichkeiten, diese Bewertungen aufzubessern. Und hier stellt sich die Frage, ob das nicht Betrug am Gast sei. In einer lebhaften Diskussion mit Journalist und Online-Experte Alex Flach, dem Querdenker und CEO von DeinDeal.ch Malte Polzin sowie dem Gastronomen des Ace Cafés Luzern Dany Kunz erörtern die Chef-Sache-Insider das kontroverse Thema. Der Grat zwischen Glaubwürdigkeit und cleverem Online-Marketing ist schmal. Ehrlichkeit und Transparenz binden Stammkunden und schaffen Glaubwürdigkeit. Aber reicht das auch zur Neukundengewinnung? Alle Gastronomen sind auf Touristen oder Passanten angewiesen. Und diese informieren sich immer häufiger über Online-Portale, wo sich eine kulinarische Einkehr lohnt. Negative Rückmeldungen werden schnell zu einer digitalen Hypothek. Dany Kunz hat seine Vision im Umgang mit Online-Kritik gefunden. Er beschönigt den digitalen Daumenabdruck seines Lokals nicht, sondern er nutzt jedes einzelne Feed­back, um seinen Betrieb täglich besser zu machen. Er münzt jede negative Rückmeldung in Leidenschaft um, analysiert die Kritik und investiert Zeit und Energie, um die beanstandete Leistung besser zu machen. Erfolg heisst, mit den Anforderungen zu wachsen. Alle Gastronomen sind Unternehmer. Und für solche lohnt es sich, gegenüber Neuem offen zu bleiben. Es ist alles eine Frage der Perspektive. Wer Bewertungen, vor allem auch negative, als Chance sieht, der verfügt über ein Gratis-Werkzeug zur Qualitätssicherung. Und erlebt den digitalen Tritt in den Allerwertesten als Motivationssteigerung, täglich besser zu werden. Und das heisst noch lange nicht, dass cleveres digitales Marketing den Münchhausens der Zunft vorbehalten bleibt. Der Kreativität der Gastronomen sind keine Grenzen gesetzt. Man könnte den Gästen beispielsweise Mobilgeräte zur Verfügung stellen und so mehr Kundenservice schaffen. Das würden nicht nur die Eltern unter den Gästen zu schätzen wissen, sondern auch Geschäftsleute. Gastronomen haben auch die Möglichkeit, eine abgegebene Bewertung mit einem Gratiscafé oder einem Amuse-Gueule zu belohnen. So macht man es den Gästen leicht, das Angebot und die Stärken des Gastrobetriebs zu geniessen. Die Gäste der Zukunft sind die Generation Y und die Millenials. Generationen, die mit dem Internet aufgewachsen sind. Wer Erfolg haben will, tut definitiv gut daran, künftig auf dem Teller und im Internet das bestmögliche Menü anzubieten. Im Restaurant Camino in Zürich diskutierten die Teilnehmenden angeregt weiter. Küchenchef Lukas Strejcek bewies mit seinen ausgezeichneten Speisen, dass qualitativ hochwertige Produkte, exzellentes Handwerk und guter Service, allen digitalen Wandels zum Trotz, das Fundament des Erfolgs bleiben. Zudem dürfte so mancher Insider seine Kernkompetenz künftig auch digital raffinierter abschmecken. Man darf auf alle Fälle gespannt sein und dran bleiben.