Gastronomie

Ein kleiner Leuchtturm sein

Christine Bachmann – 22. Dezember 2016
Zum Einkehrschwung lädt der engagierte Gastgeber, bodenständige Walliser und diplomierte Biersommelier Fabian Albrecht.

Die Strasse schlängelt sich an der Bahnlinie entlang von Brig nach Fiesch: ein Walliser Idyll. Hier steht das Hotel des alpes, das seit jeher als Familienbetrieb geführt wird – seit 2004 von Familie Albrecht. «Tagwoll», begrüsst Gastgeber Fabian Albrecht und lädt in die modern eingerichtete Gaststube, die an diesem Vormittag voller Einheimischer ist, die sich zum Znüni verabredet haben. Eine eingeschworene Gesellschaft. Ein Stückchen Heimat. Auch für Fabian, den es aus Fiesch nie weggezogen hat. «Jedenfalls nicht zum Leben, zum Reisen schon», betont er. Dass Fabian heute den Betrieb führt, ja, im Gastgewerbe tätig ist, war nicht immer so. Denn obwohl er und sein Bruder Daniel in dieser Branche gross geworden sind, hat es beide in andere berufliche Richtungen verschlagen: «Daniel bekannterweise in den Spitzensport und ich absolvierte eine Lehre zum Schreiner.» Ein toller Beruf, dessen Erlernen er nicht missen möchte. «Da es im Winter aber immer zu wenig Arbeit gab, beschloss ich, noch die Ausbildung zum Kaufmann mit Berufsmatura anzuhängen.» Diese absolvierte er im ehemaligen Tourismusbüro in Fiesch. So kam er wieder langsam mit dem Gastgewerbe und mit den Gästen in Kontakt. «Ich hörte von den Gästen beim Front-Dienst was sie schätzten und was sie störte und beschloss für mich: Ich gehe zurück ins Gastgewerbe und mache es besser.» Wenn Fabian erzählt, dann immer nonchalant, offen, ruhig, begleitet von seinem fröhlichen und freundlichen Naturell: der geborene Gastgeber. Besser machen, das lag und liegt Fabian am Herzen. Denn blicke er heute in die Fiescher Gemeinde, so stelle er einfach fest, dass viele Hotels nicht mehr zeitgemäss seien. «Etliche Betriebesind baulich in den 90er-Jahren stehengeblieben.» Hinzu kämen Nachfolgeprobleme sowie ausländische Investoren, die nicht investieren. Deshalb sei es für ihn wichtig, hier der Reisser zu sein: «Das ist meine Motivation. Ich möchte, dass wir einen Vorzeigebetrieb haben – einen kleinen Leuchtturm.» Damit nicht nur der Betrieb, in den Familie Albrecht in den letzten Jahren kräftig investiert hat, sondern auch Fabian am Puls der Zeit bleibt, hat er sich stets weitergebildet – von betriebswirtschaftlichen Kursen bis hin zu Ritzy-Seminare. «Bei Ritzy bin ich Stammkunde», er lacht verschmitzt. Fabian Albrecht hat zudem 2013 die Ausbildung zum Schweizer Biersommelier und in diesem November diejenige zum «Diplom Bier-Sommelier» bei Doemens absolviert – letzteres als Klassenbester. Aufs Bier gekommen ist Albrecht nach einem Sprachaufenthalt in Kanada. Hier hat er die Bekanntschaft mit verschiedenen Kleinbrauereien gemacht sowie verschiedene Biersorten und Stile entdeckt. Zurück in der Schweiz musste er feststellen, dass hier nach wie vor Lager das Land dominierte. «Biere wie es sie in Kanada hatte, gab es hier noch nicht und niemand interessierte sich wirklich für den Hopfensaft.» Langsam komme das Interesse aber hierfür auf und das sei toll. Im eigenen Betrieb hält der Biersommelier eine Karte mit 25 Spezialbieren bereit – «und wenn man mich nett fragt, dann hole ich auch mal gerne einen Geheimtipp aus dem gut gefüllten Bierkeller», sagt er mit einem Augenzwinkern. «Hier. Das ist beispielsweise ein schönes Brown Ale, schmeckt nach Karamell, etwas bitter, nicht allzu süss, bernsteinfarben, schöner Schaum, so etwas hat der Walliser gerne.» Fabian Albrecht schwelgt. Er kann es nicht lassen. Am Anfang habe es sehr viel Überzeugungskraft gebraucht, passionierte Lager-Trinker davon zu überzeugen, mal etwas anderes zu probieren. Bei einigen habe es geklappt, «aber manche Lager-Trinker sind einfach resistent». Fakt ist: Mit dem Bier-Angebot, das auch spezielle Diner umfasst, hätten sie eine gute zusätzliche Schiene für den Betrieb gefunden, die auch ein junges Publikum aus der Region anziehe. Blickt Fabian in die Zukunft, so möchte er weiter in das Hotel des alpes investieren – «und ja, der Traum von einer eigenen kleinen Brauerei existiert auch noch». Denn es wäre schon toll, «wenn ich das Bier, das ich selbst gebraut habe, auch direkt an meine Gäste ausschenken sowie an andere Lokale liefern könnte». Da bleibt nur zu sagen: Toitoitoi und Prost!