Gastronomie

Die Frucht hat das Holz im Rioja abgelöst

Reto E. Wild – 05. Juni 2019
Rioja ist Spaniens bekanntestes Weingebiet. Weniger bekannt dürfte sein, dass es aus den autonomen Regionen La Rioja, Baskenland und Navarra besteht und diese wiederum aus den Teilgebieten Rioja Alta, Rioja Alavesa und Rioja Oriental. Hier dehnen sich die Rebberge zwischen 450 und 720 Meter über Meer aus.

Das gilt auch für das Weingut von Ramón Bilbao (Dettling & Marmot heisst der offizielle Schweizer Importeur), das seinen RiojaSitz in der Kleinstadt Haro hat, rund 35 Autominuten von der RiojaHauptstadt Logroño entfernt. Chefwinzer und Geschäftsführer von Ramón Bilbao ist seit 1999 Rodolfo Bastida (51). «In den letzten 20 Jahren haben die RiojaWinzer viel mehr Zeit in die Reben investiert», sagt der in Logroño geborene und dort lebende Winzer. Heute ernte er jeweils Ende September, bei seinem Grossvater war das 15 Tage später der Fall. Der Grund liegt auf der Hand: Klimawandel. Und die tendenziell steigenden Temperaturen beeinflussen auch den Wein: «Alte RiojaJahrgänge, etwa 1964 oder 1973, hatten rund 12 Prozent Alkohol. Heute kommen wir auf 14 Prozent, obwohl wir früher ernten», erklärt Bastida, der sich auch als Bordeauxund RieslingLiebhaber bezeichnet. Einst hätten die Winzer auf möglichst viel Sonneneinstrahlung geschaut, heute sei es wichtig, die Trauben durch die Blätter vor dem Sonnenlicht zu schützen. Nicht nur im Rebberg, auch im Keller hat im Rioja ein Sinneswandel stattgefunden, sagt doch Bastida: «In der Vergangenheit dachten die Winzer, ein Wein, der lange im Eichenfass ausgebaut wurde, sei gut. Jetzt möchten wir alle die Frucht zum Ausdruck bringen.» Ramón Bilbao, 1924 gegründet, besitzt 180 Hektaren Rebberge und kauft zusätzlich Trauben von anderen Winzern dazu. Bei diesen Trauben handelt es sich vor allem um Tempranillo, der für frische und elegante Weine sorgt. Trotz der Tatsache, dass diese Tropfen im Eichenfass ausgebaut werden, spricht die Frucht für sich. Das Flaggschiff des Weinguts heisst Mirto mit Trauben von über 70 Jahre alten Rebstöcken. Bei einer Vertikalverkostung, der Degustation von verschiedenen Jahrgängen also, präsentiert sich selbst das Jahr 1999 noch immer in Form. Überzeugt haben aber auch 2009, 2011 und 2012. Letzterer wurde 22 Monate in neuen französichen Eichenfässern ausgebaut. Der Wein ist ein moderner Vertreter eines Riojas, mit einer schönen Brombeeraromatik. Der Körper ist mittel schwer. In ein paar Jahren wird auch dieser Jahrgang viel Freude bereiten. Mirto 2012 17.25/20 Punkten , Preis ⚫⚫⚫⚫⚫  __________________________________________________________________________________________ Preisskala:
⚫ bis 10 Franken
⚫⚫ 11 bis 20 Franken
⚫⚫⚫ 21 bis 30 Franken
⚫⚫⚫⚫ 31 bis 40 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫ 41 bis 60 Franken
⚫⚫⚫⚫⚫⚫ 61 Franken und mehr Punkteskala: 
20–19 perfekt 
18–17 Spitzenwein 
16–15 überdurchschnittlich 
14–13 mit Abstrichen 
12–0 unterdurchschnittlich, Fehler ★ Reto E. Wild ist Chefredaktor des GastroJournals, Weinliebhaber und Ehrenmitglied des Sommelierverbands Deutschschweiz SVS.