Kellerei Leukersonne ist Schweizer Weingut des Jahres 2023

Reto E. Wild – 09. Oktober 2023
Ausgebuchter Galaabend im Kursaal Bern: Rund 560 Personen verfolgen die Resultate des Grand Prix du Vin Suisse 2023: Der Titel «Schweizer Weingut des Jahres» geht erneut ins Wallis, das die meisten Sieger stellt.

Der sehr gute Weinjahrgang 2022 hat die 17. Ausgabe des Grand Prix du Vin Suisse (GPVS) beflügelt: Zum wichtigsten Wettbewerb für Schweizer Weine, der gemeinsam von der Vereinigung Vinea und der Zeitschrift Vinum durgeführt wird, wurden mit 2740 Weinen gut 400 mehr Weine eingereicht als letztes Jahr mit seiner historisch schlechten Ernte. Allerdings: Grosse Winzer wie die Gantenbeins, Martin Donatsch oder Marie-Thérèse Chappaz nehmen beim Wettbewerb nicht teil, weil sie die ohnehin schon hohe Nachfrage mit ihren Quantitäten nicht abdecken können.

Deshalb bestimmt die Jury streng genommen nicht zwingend die besten Weine der Schweiz, sondern die besten eingereichten Weine in 15 verschiedenen Kategorien – Chardonnay und Syrah sind neu dazu gekommen. Die insgesamt 91 Finalweine wurden Ende August 2023 von einer siebenköpfigen Jury bewertet und für die drei Podestplätze ermittelt. Der Sonderpreis «Weingut des Jahres» wird aufgrund von drei Kriterien verliehen: dem Verhältnis von eingereichten und prämierten Weinen, der Anzahl an nominierten Weinen und der Anzahl an ausgezeichneten Weine auf den Podestplätzen 1 bis 3.

8 der 15 Sieger winzern im Wallis

Hier überzeugte die 1976 gegründete Kellerei Leukersonne in Susten VS, geführt von Damian und Fabienne Seewer sowie von Jörg und Karin Seewer, am meisten: Sie darf sich ab sofort Schweizer Weingut des Jahres 2023 nennen. Heute führt der 54-jährige Jörg Seewer zusammen mit seiner Frau Karin ein Unternehmen, das 40 Hektaren Reben bewirtschaftet. Diese befinden sich zwischen Gampel und Saillon, wobei Leuk eine dominierende Stellung einnimmt. Die wichtigsten weissen Sorten im Betrieb sind Chasselas, Johannisberg, Petite Arvine und Heida. Bei den Roten dominieren Pinot Noir, Cornalin, Humagne Rouge, Syrah und Merlot. Die «Hommage», der Siegerwein bei den Assemblagen, besteht aus 85 Prozent Merlot und 15 Prozent Cabernet Franc. «Eine vielversprechende Interpretation einer Bordeaux-Cuvée für das Wallis», schreibt das Vinum. Jörg Seewers Bruder, der 52-jährige Damian und dessen Frau Fabienne, vinifizieren in ihrem Unternehmen das Traubengut und kümmern sich um die Vermarktung. Die Leukersonne ist Nachfolgerin der Cave du Rhodan von Winzer Olivier Mounir aus Salgesch VS. Das AOC Wallis dominiert den Wettbewerb und gewinnt beim GPVS 8 der 15 Kategorien. Der Waadtländer Winzer Jean-François Neyroud-Fonjallaz siegt dafür zum dritten Mal in Folge in der Kategorie Chasselas. Beim Pinot Noir geht der Sieg in den Kanton Neuenburg zur Cave des Lauriers. Die Azienda Agraria Cantonale die Mezzana in Coldrerio holt für das Tessin den Titel in der Kategorie Merlot.

Piwi und Neuenburg im Aufwind

Die Trends in diesem Jahr: Obwohl die Sorte Chardonnay eine eigenständige Kategorie bildet, sind die sortenreinen Weissweine nach wie vor die stärkste Kategorie. Zugelegt haben auch die Chasselas, welche den Pinot Noir überholt haben und nun die zweitwichtigste Kategorie bilden. Die Kantone mit den grössten Rebflächen stellen auch die grössten Kontingente an eingereichten Weinen: Das Wallis bringt es auf 1036, das Waadtland auf 563, Genf auf 223, das Tessin auf 201 und Zürich auf 154 eingereichte Weine. Genf hat den Kanton Tessin überholt, und im Verhältnis zur Grösse des Anbaugebietes stellt der Kanton Zürich relativ viele Weine. Insgesamt haben 16 Kantone beim Wettbewerb mitgemacht. Jens Junkert von der WeinWerk Wienacht AG im Appenzellerland gewinnt den «Prix Newcomer». Aufstrebend ist der Kanton Neuenburg mit zwei Siegern. Dem Wettbewerb stellen sich zudem immer mehr Naturweine und Weine mit Piwi-Sorten. Und was kaum einer vor 20 Jahren für möglich gehalten hätte: Dank der Klimaerwärmung werden in der Schweiz inzwischen selbst Malbec erfolgreich vinifiziert.

Die Siegerweine am Grand Prix du Vin Suisse 2023

In den insgesamt 15 Kategorien gewinnen folgende Weine:

  1. Schaumwein: Louis-Edouard Mauler 2014 (Mauler, AOC Neuchâtel)
  2. Chasselas: Chardonne les Berneyses 2022 (Jean-François Neyroud-Fonjallaz, AOC Lavaux)
  3. Müller-Thurgau: Siblingen Riesling-Sylvaner 2022 (GVS Schachenmann AG, AOC Schaffhausen)
  4. Chardonnay: von Salis Maienfelder Chardonnay 2021 (von Salis AG, AOC Graubünden)
  5. Sortenreine Weissweine: Petite Arvine Domaine de Châteauneuf 2021 (Cave de l’Etat du Valais, AOC Valais)
  6. Weisse Assemblagen: Ambassadeur des Domaines Diego Mathier 2021 (Adrian und Diego Mathier, AOC Valais)
  7. Rosé und Federweisse: Roseline 2022 (Maison Maye, AOC Valais)
  8. Gamay: Le Damoiseau 2022 (Clos de la Donzelle, AOC Genève)
  9. Gamaret, Garanoir, Mara: Gamaret de Saillon 2022 (Fabrice Carron, AOC Valais)
  10. Pinot Noir: Pinot Noir 1879 2020 (Cave des Lauriers, AOC Neuchâtel)
  11. Merlot: Ronco 2020 (Azienda Agraria Cantonale de Mezzana, DOC Ticino)
  12. Syrah: Syrah Les Titans 2020 (Provins, AOC Valais)
  13. Sortenreine Rotweine: Cornalin 2022 (Cave Adamare, AOC Valais)
  14. Rote Assemblagen: Hommage 2022 (Kellerei Leukersonne, AOC Valais)
  15. Weine mit Restzucker: Sélection Grains Nobles Les Domaines 2016 (Provins, AOC Valais)