Schweizer Tourismus-Verband: Erfolgreiche Premiere in Bern

Reto E. Wild – 19. Oktober 2023
Diese Woche fanden in Bern erstmals die «Sustainable Tourism Days» statt – organisiert vom Kompetenzzentrum Nachhaltigkeit des Schweizer Tourismus-Verbands (STV). Die zweitägige Premiere war am ersten Tag mit rund 200 Teilnehmenden ausgebucht. Die grosse Frage: Wie erreichen Betriebe eine nachhaltige Gästelenkung?

Der höchste Touristiker des Landes, STV-Präsident Nicolò Paganini, zitiert in seiner Eröffnungsrede zu den «Sustainable Tourism Days» im Berner Kursaal Aristoteles: «Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.» Mit dem Wind meint er Gäste, die mehr über die Hintergründe der Produkte wissen möchten – im Hotel und im Restaurant. «Wir tun gut daran, dass wir nicht einfach darauf vertrauen, dass aus der Brise kein Sturm wird.» Tourismus und Nachhaltigkeit sei kein Widerspruch. Der Erhalt lokaler Arbeitsplätze, regionale Wertschöpfung und eine verstärkte Ökologie werde immer wichtiger. Das ist das, was die Gäste vermehrt wünschen.

Schweizweit sind es derzeit aber lediglich drei Reiseziele, die als «Swisstainable» eingestuft werden: Engadin/Biosfera Val Müstair, die Surselva sowie Basel. Jürg Stettler von der Hochschule Luzern ist überzeugt: «Wenn man sich als Destination nachhaltig entwickeln will, braucht es zwingend Partner.» Im globalen Vergleich steht der Schweizer Tourismus mit 2360 Organisationen und Betrieben inklusive Restaurants und Hotels, die sich beim «Swisstainable»-Programm angeschlossen haben, gut da.

Sehr weit im Bereich Nachhaltigkeit hat sich beispielsweise der Tessiner Aussichtsberg Monte Generoso mit seiner von Migros-Gründer Gottlieb Dutttweiler geretteten Bahn entwickelt. Projektmanager Chiara Brischetto erklärt: «Unsere Mitarbeitenden werden in die Massnahmen integriert und sind so Teil der Nachhaltigkeitsbestrebungen. Wir erhalten von den Gästen viele Komplimente.» Das Walliser Gletscherdorf Saas-Fee hat die Nachhaltigkeit auf der eigenen Website prominent thematisiert, Basel stellt Nachhaltigkeittipps zu Themen wie Essen und Trinken oder Ausflüge ebenfalls auf der Website zusammen. «Die nachhaltigkeitsaffine Gästegruppe wächst stark», sind sich die Touristiker in den diversen Workshops einig.

Abgeschlossen ist Nachhaltigkeit nie. Sie muss konstant weiterentwickelt werden. Und an die Adresse der Betriebe wird appelliert: Heute mag Nachhaltigkeit als «Nice to have» eingestuft werden. Aber in Zukunft kann sie aufgrund von gesetzlichen Vorgaben ein Muss sein. Statt darauf zu warten, ist es ratsam, sich entsprechend vorzubereiten.

Das belegt Alexandra Wolframm, Leiterin öffentliche Angelegenheit für die DACH-Länder bei der Buchungsmaschine booking.com, mit aktuellen Zahlen: 74 Prozent der Reisenden glauben, sie müssten jetzt handeln und nachhaltigere Reiseziele wählen, um unseren Planeten für die kommenden Generationen zu schützen. Das Dilemma: Je 76 Prozent sagen, sie wollen in den nächsten 12 Monaten nachhaltiger reisen, befürchten aber gleichzeitig, dass die globale Energiekrise und steigende Lebenskosten ihre Reisebudgets beeinflussen. 49 Prozent sind der Ansicht, dass nachhaltigere Reisen zu teuer sind.

STV-Direktor Philipp Niederberger ist mit der Premiere in Bern zufrieden. «Wir blicken auf einen gelungenen ersten Tag der Sustainable Tourism Days zurück. Uns hat besonders gefreut, dass wir Teilnehmende aus der ganzen Schweiz im Kursaal begrüssen durften. Der Austausch und die Gespräche vor Ort haben uns gezeigt, dass wir unser Ziel, die Tourismusakteure zum Thema Nachhaltigkeit zu vernetzen, erreichen konnten.» Und mit Blick aufs nächste Jahr ergänzt der Walliser: «Wir werden im Anschluss an die erste Austragung der Sustainable Tourism Days zusammen mit unseren Partnerorganisationen eine Bilanz ziehen. Wir möchten den Anlass gerne auch in Zukunft als wichtiges Vernetzungsgefäss zur Nachhaltigkeit im Schweizer Tourismus etablieren.» In welcher Form und wann die nächste Austragung stattfinden wird, werde zeitnah kommuniziert.