«Die neue Tourismusstrategie des Bundes ist ein Meilenstein». Diese Worte richtete Bundespräsident Guy Parmelin bei der Eröffnung des Tourismusforum Schweiz an die anwesenden Gäste und Expertinnen und Experten. Nach einem Jahr coronabedinger Pause konnte das Forum in diesem Jahr unter Einschränkungen im Zentrum Paul Klee in Bern stattfinden. Das zentrale Diskussionsthema war dabei die erst vor Kurzem publizierte Tourismusstrategie des Bundes, welche ihren Fokus vor allem auf die Nachhaltigkeit des Tourismus legt.
Dabei wurde schnell klar: das Ziel nach mehr nachhaltigem Tourismus ist zwar löblich, wie dieses erreicht werden soll, ist aber eine andere Frage. So zeigten sich viele Vertreterinnen und Vertreter aus der Branche zwar glücklich über den Ansatz, den der Bund über die nächsten vier Jahre verfolgen möchte. Dennoch übten sie auch Kritik an der neuen Strategie. So gab Nicolo Paganini, Präsident des Schweizer Tourismus-Verbands (STV), beispielsweise zu bedenken, dass grosse Ziele auch immer etwas kosten. «Aus der aktuellen Strategie wird leider nicht ersichtlich, woher das Geld für diese Investitionen in Zukunft kommen soll», kritisierte der Nationalrat der Mittepartei. Wolle der Bund das Ziel der Nachhaltigkeit erreichen, müsse er alle Dimesionen des Tourismus miteinbeziehen. Dazu gehöre nun mal auch die ökonomische und nicht nur die ökologische und gesellschaftliche Dimension.
Nachhaltige Entwicklung ist eine Chance für den🇨🇭Tourismus. Schwerpunktthema des diesjährigen #TourismusForumSchweiz war u.a., das Tourismusland🇨🇭 in möglichst vielen Bereichen als Nachhaltigkeitsleader zu positionieren. https://t.co/x1arXnCvkp pic.twitter.com/JxcdcaTLPn
— SECO (@SECO_CH) November 25, 2021
Diese Ansicht teilte eine grosse Mehrheit der Teilnehmenden. Insbesondere im Bereich der Raumplanung sehen viele Expertinnen und Experten ein Problem für das Erreichen des Nachhaltigkeitsziels. So brauche es beispielsweise in vielen Bereichen noch zu viele Bewilligungen oder Initiativen, um touristische Infrastrukturen zu realisieren. Daher fehle es in der Schweiz auch an einem Angebot, welches gezielt Reisende anspricht, die bewusst nachhaltig reisen wollen. «Der Tourismus hat mit Projekten wie Swisstainable zwar eine sehr gute Basis, allerdings hapert es bei der Weiterentwicklung», sagt Jürg Schmid der Schmid Pelli und Partner AG, die sich unter anderem mit dem Phänomen Eco-Travel auseinandersetzt. Gerade diesem Bereich müsse in den nächsten Jahren das Angebot vergrössert werden, um die Entwicklung des nachhaltigen Tourismus voranzutreiben.
«Wir müssen Verantwortung übernehmen»
Neben den verschiedenen Podien fanden mehrere Workshops statt, welche im Voraus ausgewählt wurden konnten. Jeder davon beschäftigte sich in einem bestimmten Zusammenhang mit dem Thema Nachhaltigkeit. Neben der klimatischen Komponente wurden unter anderem auch die finanzielle und gesellschaftliche Dimension teilweise kontrovers diskutiert. Die Erkenntnis daraus brachte im abschliessenden Podium des Tages André Lüthi, Verwaltungsratspräsident und CEO der Globetrotter Group, auf den Punkt. «Wir müssen alle mehr Verantwortung übernehmen. Sei dies aus der Sicht der Konsumentinnen oder der Touristiker», so der 62-Jährige.
Dazu gehöre auch, dass jede und jeder ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit entwickle. Und dies nicht nur in ökologischer, sondern auch in gesellschaftlicher Hinsicht. «Man muss sich beispielsweise überlegen, ob es Sinn macht, sechsmal im Jahr für einen kleinen Preis möglichst viele Reisen zu machen oder ob es sinnvoller wäre, nur einmal im Jahr, dafür aber für zwei Wochen an einen Ort zu reisen», so Lüthi. Diesem Argument pflichtete auch Philipp Niederberger, Direktor des STV, zu und merkte an, dass in Zukunft vor allem die Nutzung von Synergien zwischen den vielen Playern im Tourismus genutzt werden müssen. «Neben den Konsumentinnen und Konsumenten sind ebenso die Politik wie auch die Anbieterinnen und Anbieter gefragt», so der Oberwalliser.