Fabienne Ballmer Gerber

Fabienne Ballmer-Gerber / Präsidentin GastroBasel-Land

Was wir von Zermatt lernen können: Eine Prise Inspiration.

Zermatt, eine Magie, die süchtig machen kann. In den letzten Jahren wurde Zermatt immer beliebter. Von jung bis alt - alle finden sich in irgendeiner Form in Zermatt aufgehoben, vielleicht als ein Teil davon verstanden. Doch was macht Zermatt so erfolgreich? Was verleiht Zermatt diese chice Ausstrahlung? Ist es allein das Matterhorn? Oder steckt noch mehr dahinter?

Selbst bin ich ein Zermatt-Fan. Bei meinem letzten Aufenthalt bin ich bewusst diesen Fragen nachgegangen. Um einen kleinen Einblick in meine Erkenntnisse zu geben, beginne ich bei einem bekannten Gastronomen.

Die Gastronomie zeigt eine grosse Vielfalt auf. Von Sushi, über orientalisch, bis zu diversen Schweizer Spezialitäten. Doch auch da gibt es nirgends das Gleiche. Man spürt die Diversität. Die Einrichtungen der Restaurants und Hotel zeigen eine Spannbreite und ein Ambiente von traditionell-bürgerlich bis hin zu speziellen Kunstsammlungen. Und klar, dann prägen gewisse Familienstämme den Ort mit ihrem «Impact» massgeblich mit. 

Bei «Chez Heini» zum Beispiel, fühlt man sich manchmal fast wie in Paris. «Chez Heini», der Name wurde vom Vater des jetzigen Inhabers und Gastwirt «Dan Daniel» vererbt, und spiegelt so die tiefen Wurzeln im Namen wider, und zeigt seine Liebe zum Ort nicht nur mit der einzigartigen Lokalität, sondern auch damit, dass er selbst als Künstler den Gästen mit Musik seine Liebe zum Ort wiedergibt und damit eine Magie für die eigentliche raue Bergwelt öffnet. Irgendwie völlig unerwartet. Man könnte denken, es sei gegensätzlich, doch es ist unglaublich authentisch - und genau davon wird man verzaubert. Verzaubert von der Ehrlichkeit des Gastgebers und von des Gastgebers Liebe zum Ort Zermatt. Man hat rundum das Gefühl, willkommen zu sein, und dass es sein höchstes Ziel ist, dass man sich als Gast wohl fühlt und eine unvergessliche Zeit hat.

Einen Aufenthalt unvergesslich zu machen, spürt man jedoch nicht nur dort. Ich könnte noch zahlreiche weitere Hotels und Restaurants desgleichen aufzählen. Und erneut stellte ich mir die Frage: Was macht es aus, dass man einer so grossen Vielzahl an besonderen Erlebnissen auf dichtem Raum begegnen kann?

Wo man ist, spürt man Einzigartigkeit. Man spürt die Liebe zum Detail. Man spürt die Menschen hinter der Einrichtung, dem Konzept, der Speisekarte, den Getränken, dem Ambiente usw. Nichts ist gleich wie das andere. Die Zermatter sind stolz auf ihren Ort, auf ihre(n) Berg(e) und auf ihre Lokale. Sie geben den Gästen ein Stück ihres Herzens. Man kann die Demut, die sie für den Ort und die Natur haben, richtig spüren. Sie sind dankbar, Zermatter:Innen zu sein. Und deshalb ist man wahrscheinlich umso williger, jedem Gast das Bestmögliche zu bieten. Man überlässt keine Dekoration dem Zufall. Hinter allem spürt man den Menschen. Alle sind Zermatter und verbunden mit dem Ort. Sie haben Wurzeln. Sie wissen, woher sie kommen und genau deswegen haben sie den Mut und die Gabe, sich in ihren Unternehmungen authentisch zu geben. Irgendwie ist alles, was sie machen, etwas Besonderes. 

Somit hat Zermatt eine solch grosse Diversität wie es Einwohner gibt. Sie haben den Mut, Individualität in einer tief verwurzelten Gemeinschaft zu leben. Und wahrscheinlich genau deswegen kann man so viel Herz in einem Ort spüren, an dem es oft schattig ist und es überall nur bergauf geht. Kurz gesagt, ich glaube, Zermatt hat einst aus dem Umstand, in der Not überleben zu müssen, starke Wurzeln geschaffen. Das gibt den Einwohnern die Möglichkeit, das zu sein, was sie sind. Der Zusammenhalt und Stolz über ihren Ort geben ihnen die Kraft und den Mut, Herzen zu öffnen und sich zu zeigen.

Und wer den Mut hat, sich zu zeigen, hat eine innere Ruhe und ist in der Lage, sein Bestes auszuschöpfen. Und genau das tun sie in Zermatt. Sie geben ihr Bestmögliches mit dem Ziel, den Gästen ein Stück ihrer Wurzeln und ihrer Heimat mit nach Hause zu geben und Zermatt unvergesslich zu machen. So, dass jeder wiederkommen möchte und ein Teil von etwas Grösserem wird. Und zuletzt ist es wahrscheinlich genau was einst mal der Erfolgreiche Fünfsterne-Hotelier Philippe Clarinval sagte: «Sie kommen als Gäste und gehen als Freunde.»