Vom Deal mit der Natur
Zwischenfazit aus der Bündner Herrschaft: Das Weinjahr 2021 findet statt. Frühlingsfrost, Unwetter und Hagel sind mehrheitlich an uns vorbeigeschrammt.
Unser grösstes Sorgenkind ist der Falsche Mehltau. Dem grossen Pilzdruck begegnen wir seit Wochen hingebungsvoll; tagsüber mit aufwändiger Laubarbeit und Pflanzenschutz, nachts mit Gebeten. Nein, frommer bin ich in diesem meteorologisch herausfordernden Jahr trotzdem nicht geworden, aber nachdenklicher. Wie kann man sich bloss auf einen Deal mit der Natur einlassen? Wie wollen wir Winzer einen ruhigen Schlaf finden, während unsere ganze Arbeit und Existenz unter freiem Himmel schlummert? Die Hausglocke reisst mich aus meinen Gedanken, ein Ehepaar aus dem Unterland steht vor der Tür. Strahlend erzählen sie von ihren Ferien in den Bündner Bergen und von ihrer Weinentdeckung im Hotel. Ich smalltalke, berate und danke dem lieben Gott für seine Antwort. Denn solange die Freude über das Glas Wein grösser ist als die Sorgen darum, lassen wir die Kirche im Dorf.
Carina Lipp-Kunz / Winzerin aus Maienfeld