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René Gabriel (66) / ist aktiver Weinrentner und Schweizer Koch, Weinkritiker und Autor. Von 1990 bis 2005 war er Chefeinkäufer Wein bei Mövenpick.

Sind Wein-Events vom Aussterben bedroht?

Es ist ruhiger geworden in der gesellschaftlich vergorenen Traubenszene! Vielleicht ist daran auch die lang ersehnte Deklination der Pandemie schuld.

Wenn früher ein Gastwirt ein Kotelett auf den Grill warf und dazu einen Wein entkorkte, bot er diese Handlung schon fast als «Wine & Dine» an. Winzer wurden eingeladen. Natürlich mussten die gleich auch noch ihre Weine gratis mitbringen. Der Küchenchef aktivierte ein «ganz besonderes Menü» und die Marketingabteilung der jeweiligen Firmen und Gaststätten priesen dieses kaum zu übertreffende kulinarisch-önologisch Ereignis in höchsten Tönen an. Ziel: das Restaurant gewinnbringend zu füllen.
 
Ebenso viele Weinhandlungen boten nach Ladenschlusszeiten Weinverkostungen an, mit begleitendem Häppchen am Buffet. Das verdeckte Ziel war auch hier ähnlich; möglichst viele Weine in gemütlicher Ambiance zu verkaufen! 
 
Wenn ich die aktuell spartanische Szene in dieser Sparte betrachte, fühle ich mich fast wie der letzte «Wein-Event-Mohikaner». Besonders im gehobenen Segment. Einen kleinen Unterschied gibt es aber bei mir schon: Alle angebotenen Weine habe ich in einem frühen Stadium gekauft, perfekt gelagert und im (hoffentlich) richtigen Moment entkorkt. Hinter jeder Raritätenflasche steht also ein nachzuvollziehender Marktwert. Dem Netz und vor allem dem winesearcher.com sei Dank. 
 
Eigentlich war bei meiner Pensionierung das französische Motto «reculer pour mieux sortir» angedacht. Auf Deutsch: «zurücktreten, um besser herauszukommen». Im Januar habe ich mit meiner Karin die Agenda fürs kommende Jahr abgeglichen. Ihr Schlusswort: «Moll!». Damit meinte sie nicht den Papa Moll, sondern sie deklarierte damit den Umstand, dass ich 2023 viel mehr plane, als ich eigentlich vorgesehen hatte.  
 
Was das genau ist, kann man im Genussnetzkalender unter dem Link Events 2023  «erscrollen». Ein paar Höhepunkte:

•  Wachau: Spitzenwinzer und ihre Lieblingsbordeaux (Juni 2023)
•  Basel: Ein Wochenende mit Pauillac in allen Facetten (September 2023)
•  Sierning: Doppelmagnum-Abend im Landhotel Forsthof (November 2023)
•  Zürich: Gourmetbesuch bei Richard Kägi mit Magnumflaschen (Januar 2024)
 
Wenn es also generell so scheint, dass Wein-Events tendenziell am Aussterben sind, so leben diese bei mir noch eine geraume Zeit weiter … Wein ist schliesslich das einzige Kunstwerk, das man trinken kann!