Gastronomie

Nichts dem Zufall überlassen

Daniela Oegerli – 23. August 2018
Neben den Berufsleuten spielen die ­Experten an den SwissSkills eine wichtige Rolle. Ihre ­Vorbereitung ist akribisch.

An den kommenden SwissSkills, die zum zweiten Mal als Gesamtwettbewerb in Bern stattfinden, zeigen junge Berufsleute aus 135 Berufen ihr Können. Viele der rund 1000 Kandidatinnen und Kandidaten sind vermutlich jetzt schon nervös. Abhilfe schaffen hier beispielsweise die Restaurationsfachleute an einem vom Berufsverband Restauration organisierten Kurs. Sie verinnerlichen noch einmal die kniffligen Aufgaben wie das Tranchieren von Geflügel oder das Filetieren von Fisch. Drei Berufe aus der Gastronomie, nämlich Küche, Restaurant und Hauswirtschaft, sind an den Meisterschaften vertreten. Das Auswahlverfahren für die SwissSkills ist bei den meisten Verbänden bereits abgeschlossen. So auch in der Gastronomie. Jeweils zwölf junge Berufsleute aus den Bereichen Küche, Restaurant und Hauswirtschaft haben sich für den Wettbewerb qualifiziert. Die Siegerinnen und Sieger der Küche und Restauration qualifizieren sich für die World­Skills, die 2019 im russischen Kazan stattfinden werden. Die Kategorie Hauswirtschaft wiederum ist dort noch nicht präsent.

Neben den Teilnehmenden bereiten sich auch die Fachleute akribisch auf ihre Aufgaben an den Swiss-Skills vor (siehe auch Interview unten). Zur Vorbereitung diente etwa eine Expertenschulung der Hauswirtschafts- und Hotelleriefachleute. Chefexpertin Esther Lüscher hat ihre Expertinnen dazu eingeladen, um noch einmal alle wichtigen Punkte zu besprechen. Die meisten der rund 20 Damen arbeiten schon seit Jahren als Prüfungsexpertinnen und wissen, worauf sie achten müssen. Doch ist es der Chefexpertin wichtig, dass sich vor dem Wettbewerb noch einmal alle treffen und austauschen können. So hielt sie fest, welche Kleidung die Fachfrauen tragen und wann sie sich wo einfinden müssen. Zudem steht in diesem Jahr zum ersten Mal ein sogenannter «Mystery Task» auf dem Programm: eine Aufgabe, von der die Kandidatinnen und Kandidaten nichts wissen.

In den Bereichen Küche und Service gibt es diese Aufgabe schon seit längerer Zeit. Auch könne es sein, dass während dem Wettbewerb Aufgabenstellungen ändern. Vor allem das neue Bewertungssystem stellt die Expertinnen und Experten vor einige Herausforderungen. Dieses Jahr arbeiten sie zum ersten Mal mit dem Competition Information System (CIS), das WorldSkills International den Mitglied-Ländern zur Verfügung stellt. Das System soll gewährleisten, dass die Resultate der verschiedenen Berufe miteinander vergleichbar sind. «Die Handhabung ist anders als gewohnt, da­rum ist es wichtig, dass alle schon einmal einen Blick darauf werfen konnten», erläutert Esther Lüscher. Den Hauswirtschafts- und Hotelleriefachfrauen ist die Handhabung jedoch rasch klar, und die Chefexpertin atmet auf. Zudem ergänzt sie: «Bei der Bewertung ist es wichtig, dass ihr auf die Belastbarkeit, das Organisationstalent, die Arbeitsweise und die Kreativität der Kandidatinnen und Kandidaten achtet.» Man bewerte jedoch nicht gleich wie an einem klassischen Qualifikationsverfahren (QV), denn vor allem die Kreativität habe an den SwissSkills einen viel höheren Stellenwert. Die Hauswirtschafts-Berufe sind dieses Jahr zum dritten Mal Teil der SwissSkills. «Da unsere Berufsleute eher im Hintergrund tätig sind, ist es wichtig, dass sie einmal in den Fokus rücken und die Besucher ihre Arbeit sehen», ist die Expertin Regula Knobel überzeugt. So erhielten Schülerinnen und Schüler einen Einblick in ihre Aufgaben in einem Betrieb und entscheiden sich vielleicht für eine Ausbildung in ihrer Branche. Wie zum Beispiel Alina Baer, die an den letzten SwissSkills die Goldmedaille gewonnen hat. Ihr habe dieser Sieg grossen beruflichen und persönlichen Schub verliehen: «Die Teilnahme und der Sieg haben mich persönlich reifen lassen», resümiert Baer. Sie rät allen, die Spass an der Herausforderung haben, an so einem Wettbewerb teilzunehmen. «Ich habe mittlerweile ein grosses Netzwerk, und das ist unabdingbar in der Gastronomie.»

Auf ein bestehendes Netzwerk greifen auch die Chefexperten aus den Bereichen Küche und Restaurant zurück: «Ich arbeite mit einem bestehenden Team, das bereits seit einigen Jahren mit mir diesen Wettbewerb juriert», erläutert Martin Erlacher, Chefexperte Restauration. Somit wüssten die Experten sehr genau, worauf sie achten müssten. Zudem integriere er im Expertenteam jeweils einen Drittel ehemalige Kandidaten der WorldSkills. «Sie kennen meine Ansprüche wie niemand sonst. Das ergibt ein gutes Gleichgewicht zu den anderen Experten.»