Die Gastronomie braucht mehr Freiheiten
Nach zwei äusserst harten Pandemiejahren und der steigenden Einkaufspreise ist die Politik verpflichtet, der Gastrobranche gute Rahmenbedingungen zu gewährleisten, innerhalb derer sich Gastronominnen und Gastronomen entfalten können.
Die Tage werden länger und die Abende wärmer. Perfekte Voraussetzungen für gemütliche Stunden in guter Gesellschaft. Der Stimmung scheint in solchen Momenten nichts anhaben zu können. Bis die Bedienung am Tisch erscheint und die stimmungsdämpfenden Worte «letzte Runde» ausspricht.
Das Bedürfnis, an schönen Sommerabenden länger draussen sein zu können, ist schon lange bekannt. So kennt beispielsweise die Stadt Thun seit den 1990er Jahren sogenannte mediterrane Nächte: Teilnehmende Gastgewerbebetriebe können an den Wochenenden von verlängerten Öffnungszeiten profitieren.
2019 brachte ich die Idee aus dem Berner Oberland zusammen mit Nicole Giger (SP) im Stadtparlament Zürichs ein: Wir forderten einen zweijährigen Pilotversuch, bei welchem bewilligte Terrassen- und Boulevardflächen am Wochenende zwei Stunden länger bewirtet werden dürfen.
Nach zwei Corona-Sommer und erbittertem Widerstand einiger Quartiervereine kommt es diesen Sommer, nach über drei Jahren seit der Einreichung des Vorstosses, endlich zu den langersehnten Pilotversuchen: An sechs Wochenenden dürfen Restaurants mit Gartenwirtschaft bis 2 Uhr nachts geöffnet bleiben.
Mehr Sitzplätze für die Zürcher Gastronomie
Um den Schutz vor Covid-19-Ansteckungen besser gewährleisten und um die Gastronomiebetriebe in der Bewältigung der Krisenfolgen zu unterstützen / den aufgrund der Restaurantschliessungen verlorenen Umsatz aufholen zu können, konnten Gastronomen in der Stadt Zürich im vergangenen Sommer die Anzahl der Sitzplätze in der Gastronomie im Aussenbereich auf den öffentlichen Grund ausweiten. Anstoss dazu gab ein überparteilicher Vorstoss aus den Reihen der FDP und SP.
Da die Gäste die Sitzplatzerweiterung schätzten, hat das Stadtparlament Zürichs die Idee erst kürzlich unbeschränkt beibehalten. Die ausgeweiteten Sitzplätze werden somit auch nach der Pandemie Realität bleiben.
Gästebedürfnisse schnell umsetzen
Diese zwei kleinen Erfolgsmeldungen aus der Stadt Zürich zeigen, wie stark die Gastronomie reguliert ist und welche politischen Anstrengungen es bedarf, um scheinbar simple Gästebedürfnisse umzusetzen.
Damit Gastronominnen und Gastronomen schneller auf die Bedürfnisse ihrer Gäste eingehen können, tut sich die Politik gut daran, sich im Gesetzgebungsprozess auf die Rahmenbedingungen zu beschränken und keine Detailregulierungen zu beschliessen.
Denn gerade jetzt, nach zwei für die Gastrobranche äusserst harten Pandemiejahren und der aktuell stark steigenden Einkaufspreisen ist es wichtig, dass Gastronominnen und Gastronomen die Möglichkeit haben, Gästebedürfnisse schnell aufzunehmen und umzusetzen.
Andri Silberschmidt / Nationalrat FDP ZH