Volles Haus und strahlende Sieger aus Château-d’Œx!

Reto E. Wild – 11. November 2022
Rund 240 Branchenleute nahmen diese Woche am Hotel Innovations-Tag von GastroSuisse im Verkehrshaus in Luzern teil – 70 Prozent mehr als im Vorjahr! Den mit 15 000 Franken dotierten Hotel Innovations-Award gewinnt das Projekt «Votre Cercle de Vie».

Esther Friedli, Nationalrätin und GastroSuisse-Vorstandsmitglied, sagt zur Eröffnung des Hotel Innovations-Tag (HIT): «Es sind wahrlich herausfordernde und turbulente Zeiten, in denen wir uns befinden. Keine Branche wurde während der Pandemie so hart getroffen wie das Gastgewerbe, und jetzt haben wir, wie auch alle anderen Branchen, mit dem drohenden Energiemangel und den massiv gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen.» Doch etwas stimme sie äusserst positiv: Die Branche habe «auf eindrücklichste Weise bewiesen, wie unglaublich resilient, anpassungsfähig, innovativ und kreativ sie ist. Diese Fähigkeit, sich an widrige Situationen anzupassen, aus ihnen zu lernen, Chancen zu nutzen und stärker aus einer schwierigen Lage hervorzugehen, ist die beste Voraussetzung, die aktuellen und bevorstehenden Herausforderungen zu meistern.»

Nur: Woran sollen sich die Hoteliers und Hotelièren nun orientieren, und wie soll sich die Hotellerie anpassen? Die Trendforschung versuche, diesbezüglich Antworten zu liefern. Friedli, Wirtin im Landgasthof Sonne in Ebnat-Kappel SG, weiter: «Die prophezeiten Trends bilden die Grundlage für die Evolution ganzer Wirtschaftsbereiche und sind vielfach die Grundlage weitreichender Strategien in Unternehmen.» Deshalb lautet das Motto des diesjährigen HIT, der seit 2008 veranstaltet wird: «Wege in die Zukunft – Megatrends als Orientierung».

Positive Entwicklung und Neoökologie als Megatrend

Zita Langenstein, Leiterin Weiterbildung bei GastroSuisse, führt zum 14. Mal als Moderation durch den Anlass und übergibt das Wort Simon Bosshart, Leiter Märkte Ost bei Schweiz Tourismus. Er zieht eine Zwischenbilanz nach drei Krisenjahren und blickt optimistisch in die Zukunft. Das Tourismusaufkommen in der Schweiz entwickle sich positiver, als sich die Tourismuswerber Anfang des Jahres erhofft hätten – davon profitieren die Hoteliers in diesem Land. «Dieser Sommer war der absolute Wahnsinn. Das Gästeaufkommen aus der Schweiz be­trägt 112 Prozent gegenüber 2019», sagt Bosshart. Die Nahmärkte kommen auf 89 Prozent der Zeit vor Covid, die Fernmärkte auf 56 Prozent, legten aber von Mai bis August enorm zu. Wichtig: Der Schweizer Markt konnte im Heimmarkt nachhaltig Boden gewinnen. Die Prognose für 2025 lautet: Schweiz 107 Prozent, Nahmärkte 101 Prozent und die Fernmärk­te gegen 100 Prozent gegenüber 2019. «2024 bis 2025 werden wir das Niveau von 2019 wieder erreichen», glaubt Bosshart.

Hotel Innovations Tag 2022 221 web

Das Projekt «Votre Cercle de Vie» hat es geschafft und ­gewinnt den Award. Die Macher dahinter, die fünfköpfige Familie Mottier-­Gerber, besteigt mit Baby die Bühne. ­Moderatorin Zita Langenstein (rechts) applaudiert (Foto: Aniela Lea Schafroth)

Nachhaltigkeit ist das richtige Stichwort für den nächsten Referenten Roland Zegg, Präsident von Ibex Fairstay, der unabhängigen Schweizer Marke für Nachhaltigkeit im Tourismus. Er zeigt auf, wie Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil werden kann – und erwähnt ein Hotel, das von Glühbirnen auf LED-Leuchtmittel umgestellt hat und in sieben Jahren die Kosten um 10 000 Franken senken konnte. Zegg fragt zudem das Publikum, ob es wirklich nötig sei, Mineralwasser wie etwa San Pellegrino anzubieten, wenn viele Hotels dies mit Quellwasser aus der Region machen könnten. «Neoökologie ist der Megatrend, der die nächsten Jahre prägen wird», ist Zegg überzeugt. Eine Studie von booking.com zeigt, dass 71 Prozent nachhaltiger reisen möchten. Nachhaltigkeit bedeute aber auch, die Angestellten zu fragen, was ihnen am Betrieb gefalle. Nachhaltigkeit ist das richtige Stichwort für den nächsten Referenten Roland Zegg, Präsident von Ibex Fairstay, der unabhängigen Schweizer Marke für Nachhaltigkeit im Tourismus. Er zeigt auf, wie Nachhaltigkeit zum Wettbewerbsvorteil werden kann – und erwähnt ein Hotel, das von Glühbirnen auf LED-Leuchtmittel umgestellt hat und in sieben Jahren die Kosten um 10 000 Franken senken konnte. Zegg fragt zudem das Publikum, ob es wirklich nötig sei, Mineralwasser wie etwa San Pellegrino anzubieten, wenn viele Hotels dies mit Quellwasser aus der Region machen könnten. «Neoökologie ist der Megatrend, der die nächsten Jahre prägen wird», ist Zegg überzeugt. Eine Studie von booking.com zeigt, dass 71 Prozent nachhaltiger reisen möchten. Nachhaltigkeit bedeute aber auch, die Angestellten zu fragen, was ihnen am Betrieb gefalle.


Die Viertagewoche: Nur Vorteile?

Just für die Angestellten führte 25hours Hotels per 1. Mai 2022 die Viertagewoche ein. Laut Lukas Meier, General Manager der beiden Häuser in Zürich, waren nur 2 von über 200 Mitarbeitenden in Zürich gegen die Einführung. Wer zu 100 Prozent fest angestellt sei, arbeite nun auf Kosten von 25hours statt wöchentlich 42 nur noch 37,8 Stunden. Für die Hotelkette als Arbeitgeberin habe die Innovation schnell zu mehreren Vorteilen geführt: 

  • Die Produktivität konnte gesteigert werden. So sei die Zahl der Krankheitsfälle zurückgegangen. 
  • Die Rekrutierung, vor allem von jüngeren Mitarbeitenden, hat zugenommen. Die Zahl der offenen Stellen bei den Hotels in Zürich sei von 30 im März 2022 auf aktuell rund ein Dutzend zurückgegangen.
  • Generell profitiert hat 25hours durch die erhöhte Medienpräsenz.

Hotelier Kurt Baumgartner aus Scuol GR wirft nach dem Vortrag ein, dass er als Arbeitgeber nicht gratis die Arbeitszeit für die Angestellten reduzieren könne. Meier bestätigt, tatsächlich finanziere er den Vorteil für die Mitarbeitenden durch höhere Zimmerpreise. Für die neue Generation sei aber die Sinnhaftigkeit sehr wichtig. So erhält bei 25hours jeder Mitarbeitende jährlich zehn Gratisnächte und Hilfe bei der Wohnungssuche. Und klar, die Viertagewoche sei nicht für jeden Betrieb anwendbar. Schliesslich kommt es zum Höhepunkt des inspirierenden Anlasses: die Verleihung des Hotel Innovations-Awards, der 2016 ins Leben gerufen wurde. GastroSuisse und die Schweizerische Gesellschaft für Hotelkredit fördern dabei innovative Konzepte kleiner und mittlerer Hotels. Je ein Projekt aus der Deutschschweiz, aus dem Tessin und aus der Romandie wird für den Final nominiert. Die siebenköpfige Jury entscheidet sich als Nachfolger für das Bretterhotel der Trauffers für das Projekt «Votre Cercle de Vie» in Château-d’Œx VD, was im Saal für tosenden Applaus und oscarähnliche Lichteffekte sorgt. Das bereits vor zehn Jahren geplante Vorhaben vereint Landwirtschaft, Gesundheit, Bildung sowie Beherbergung und Gastronomie unter einem Dach: In einem Gebäude werden ein Bauernhof, ein pädagogisches Ökohotel mit 25 Zimmern, ein Restaurant, Gewächshäuser, ein Gesundheits- und Wellnessbereich sowie mehrere Aktivitäts- und Seminarräume untergebracht. Das Hotel erzeugt eigene Energie, verwendet das Biogas aus dem Stall zum Kochen oder bereitet das Abwasser für den eigenen Verbrauch auf. Die Küche ist biologisch, saisonal, lokal und besteht aus hofeigenen Produkten.Das Siegerprojekt fügt sich idyllisch in die Alpenlandschaft ein, wird 50 Arbeitsstellen schaffen und erhält den Hauptgewinn von 15 000 Franken für ein individuelles, professionelles Coaching. Baustart soll nächstes Jahr sein. 2025 möchte die Familie eröffnen. Bis dann können Sohn Laurent (14) und Tochter Alissia (10) vielleicht etwas aushelfen. Baby Sayan (5 Monate) ist noch zu jung. Es sei eine Liebesgeschichte, sagt die Gastgeberfamilie Esther (39) und Nicolas Mottier-Gerber (42) unisono. Tränen fliessen auf der Bühne. Die Liebesgeschichte wird um ein weiteres Kapitel ergänzt.

Hotel Innovations Tag 2022 056 web

Die Besucherinnen und Besucher hängen den rund einem halben Dutzend Referenten zum Thema «Megatrends als Orientierung» an den Lippen.

Wer sind die Gäste von morgen?

Laut Simon Bosshart, Leiter Märkte Ost bei Schweiz Tourismus, lassen sich die zukünftigen Gäste wie folgt definieren:

  • Ungebrochene Reiselust: Die Gäste haben trotz Krieg in der Ukraine keine Angst, nach Europa zu reisen.
  • Die Nachhaltigkeit ist kein Reisegrund, wird aber zum Hygienefaktor.
  • Die Gäste sind informiert, motiviert, erfahren, flexibel und offen für kreative Optionen, welche die Betriebe vorschlagen.
  • Kunden von morgen sind noch viel öfter immer und überall online.
  • Fernmarktgäste zeigen sich ausgabefreudig.
  • Sicherheit, Sauberkeit und Stabilität punkten.