«Wir stellen sicher, dass die Qualität beim Gast ankommt»

Oliver Borner – 18. Januar 2024
Das Start-Up Axino bietet Gastrobetrieben die Möglichkeit, die Kerntemperatur von Lebensmitteln ohne Reinstechen zu messen. CEO Mario Vögeli erklärt, wie es funktioniert und wie Betriebe davon profitieren.

Mario Vögeli, was ist Axino?
Axino ist ein Start-Up aus Solothurn und Zürich, welches sich zum Ziel gesetzt hat, die Temperaturkontrolle zu digitalisieren und dazu die Kerntemperatur von Lebensmitteln zu messen, ohne in sie hineinzustechen.

Warum ist die Kerntemperatur für die Lagerung von Lebensmittel wichtig?
Weil es der wichtigste Messwert für die Qualität des Produktes ist. Bei der Kühlung eines Lebensmittels kommt es nicht auf die Kühlung des Kühlschranks an, sondern auf die Kerntemperatur des Produkts. Nur wenn die im grünen Bereich liegt, ist die Qualität einwandfrei.

Warum soll das bewährte Messverfahren ersetzt werden?
In erster Linie, weil es sehr aufwändig ist und die Lebensmittel oder deren Verpackung beim Messen der Kerntemperatur beschädigt. Wenn beispielsweise in ein Joghurt gestochen wird, ist der Becher danach unbrauchbar. Der Inhalt muss danach gegessen oder fortgeworfen werden. Mit Axino umgehen die Gastronomen diesen Schritt, da das System nicht in direkten Kontakt mit dem Lebensmittel kommen muss, um die Kerntemperatur zu messen.

Wie funktioniert das System?
Axino ermittelt die Kerntemperatur vollautomatisch mittels eines Sensors, welcher im Kühlraum des Kühlsystems angebracht wird. Dieser Sensor ermittelt drei Datenpunkte, um die Kerntemperatur der Lebensmittel zu berechnen.

Die da wären?
Der Sensor liefert uns - wie bei einem gewöhnlichen Kühlschrank - zunächst die Kühltemperatur. Zudem wissen wir, um welches Kühlsystem (Gefriertruhe, Kühlschrank, Vitrine) und welche Lebensmittel sich in diesem System befinden. Aus diesen drei Komponenten können wir die Kerntemperatur genau berechnen. Und dies mehr als 288-mal am Tag. Die Daten werden von uns aufgearbeitet und in einer App erfasst, wo sie stets abrufbar sind.

Welche Vorteile bringt Axino für die Betriebe?
Zunächst ermöglicht unsere Lösung eine vollständige Automatisierung und digitale Kontrolle des Kühlprozesses. Die Lebensmittel müssen nicht mehr physisch kontrolliert werden, was enorm viel Zeit einspart. Da die Kerntemperatur alle fünf Minuten gemessen wird, bekommt der Gastronom oder die Gastronomin zudem ein schnelles Feedback dazu, wie es um die Lebensmittel im Kühlsystem steht. Stimmt etwas nicht, kann sofort reagiert werden und die Lebensmittel bleiben kerngesund. Daneben vermindert das System auch Kosten, da unter Umständen nicht mehr so stark gekühlt werden muss wie bis anhin. Das spart Strom und damit Geld. Und zuletzt verhindert das System Foodwaste, da die Produkte nicht mehr angestochen werden müssen und die Qualität dank der steten Messung der Kerntemperatur jederzeit gewährleistet ist.

Für welche Betriebe ist das System geeignet?
Axino ist für jeden Betrieb geeignet, welcher mit Lebensmitteln arbeitet und diese kühlen muss. Der Fokus liegt aber vor allem auf grösseren Betrieben, bei welchen viele Kühlsysteme gleichzeitig kontrolliert überwacht werden müssen. Ich denke da insbesondere an die System- oder Gemeinschaftsgastronomie. Diese Betriebe müssen oft Menüs im Voraus planen und haben an Wochenenden oftmals geschlossen. Eine funktionierende Kühlkette ist somit essenziell.

 

Mario Voegeli Axino

Mario Vögeli ist CEO von Axino. (Bild: zVg)

Wo ist Axino bereits im Einsatz?
Momentan vor allem im Retailbereich. Wir arbeiten seit der Entwicklungsphase von Axino mit der Migros zusammen. Sie ist mit 130 Filialen derzeit unser grösster Kunde. Seit einem halben Jahr konzentrieren wir uns verstärkt auf die Gastronomie und Hotellerie. Erste Restaurants und Hotels durften wir aber auch schon mit unserer Technologie ausstatten.

Ein grosser Schritt ist also bereits getan. Wie gross ist aktuell das Interesse an der Technologie?
Das Interesse an unseren Lösungen ist sowohl in der Schweiz als auch im Ausland sehr gross. Wir durften unser Produkt bereits bei der Internorga in Deutschland präsentieren und erhielten ein sehr positives Feedback. Wir haben zudem zahlreiche Anfragen aus dem internationalen Ausland. Insbesondere aus warmen Ländern, wo die Kühlung von Lebensmitteln eine grössere Herausforderung darstellt als in der Schweiz.

Wie wird das System im Betrieb installiert?
Die Installation ist sehr einfach. Wir senden dem Kunden den Sensor für sein Kühlsystem zu. Er legt ihn hinein und hat damit seinen Teil erfüllt. Um den Rest kümmern wir uns.

Was kostet die Installation und der Betrieb des Systems den Kunden?
Das ist von der Grösse des Betriebs respektive der Anzahl Kühler, die im Einsatz sind, abhängig. Die Kunden schliessen bei uns ein Abo ab, das jährlich kündbar ist. Das günstigste Abo liegt zurzeit bei 130 Franken im Monat. Dabei können bis zu 10 Kühlsysteme kontrolliert werden. Der Service bleibt auf allen Preisstufen derselbe. Allein die Anzahl der Kühlsysteme bestimmt über den Preis.

Die Etablierung eines Produkts ist für ein Start-Up anspruchsvoll. Welche Herausforderungen gibt es momentan?
Die grösste Herausforderung ist, dass unser Produkt noch zu wenig bekannt ist. Es gilt nun, den Betrieben und Kunden zu zeigen, dass es eine neue Lösung für die Kontrolle von Lebensmitteln in Kühlsystemen gibt. Das gilt auch für die Behörden, welche in den Kantonen die Lebensmittelkontrolleure in die Betriebe schicken. Denn: durch die Etablierung unseres Systems werden die Kontrollen einfacher und weniger aufwendig.

Welche Ziele gibt es für die Zukunft?
Zunächst soll das Produkt in der Schweiz und langfristig in Europa bekannt werden. Wir sind überzeugt, dass wir eine Lösung entwickelt haben, die über die Schweizer Grenzen hinaus bestehen kann und die Qualität von gekühlten Lebensmitteln weltweit verbessern kann.