Am Dienstag treffen sich in Bern über 160 Touristikerinnen und Touristiker zur zwölften Ausgabe des Tourismus Forum Schweiz. Bereits zum zwölften Mal hatte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) zum Austausch- und Diskussionsforum ins Zentrum Paul Klee eingeladen.
Tourismus: Megatrends weisen Richtung
Im Fokus des Forums stehen in diesem Jahr die Zukunftsaussichten für den Schweizer Tourismus. «Die geopolitische Lage hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Der Tourismus muss sich daher anpassen», begründet Martin Saladin, Leiter der Direktion für Standortförderung beim Seco, die Wahl des Forumsthema 2024. Megatrends könnten dafür eine Richtung geben.
Diese Megatrends spricht Janine Bunte, CEO der Schweizer Jugendherbergen, im ersten Keynote des Tages an. Klimawandel, Digitalisierung, Arbeitsmodelle, Tourismusakzeptanz: Sie beschäftigen die Branche seit vielen Jahren - und werden es auch in Zukunft tun. «Anpassung ist daher eine gute Idee - solange sie nicht auf Kosten von Anliegen anderer Bereiche geht», so Bunte. Man müsse die einzelnen Säulen des Tourismus immer gleich gewichten. «Es geht nicht immer nur um Wachstum!», so Bunte.
Das erfordere von den Tourismusorganisationen und den -leistungstragenden gute Zusammenarbeit, auch, um den Tourismus nachhaltig zu entwickeln. Dabei seien auch Regulierungen von aussen wichtig. Diese brauche es dort, wo der Markt nicht regulieren kann.
Klimawandel bleibt grosse Herausforderung
Die Megatrends sind auch Thema im ersten grossen Panel des Tages. Dort diskutieren Schweiz Tourismus-Direktor Martin Nydegger, Jugendherbergen-CEO Janine Bunte und Seilbahnen Schweiz-Direktor Berno Stoffel über die Zukunftsaussichten des Schweizer Tourismus.
Dabei verweist Nydegger auf die Messung von Erfolg im Tourismus. «Seither galten die Logiernächte immer als Massstab dafür, wie erfolgreich der Tourismus ist. Dies wird sich in Zukunft ändern.» So wolle sich Schweiz Tourismus in Zukunft neben den Logiernächten auf die Auslastung der Betriebe konzentrieren. «Wir wollen die Gäste besser lenken, damit sich die Auslastung besser über das ganze Jahr verteilt», so Nydegger. Ganz nach dem Motto «Travel Better».
Ein anderes Thema spricht Berno Stoffel an. Er sieht den demographischen Wandel der Gäste als grossen Trend für die Zukunft. «Es gibt immer weniger Menschen, die im Winter Skifahren, das erfordert von den Seilbahnen eine Anpassung im Angebot.» Die Jugend will Natur und Erlebnis, nur holen sie sich das nicht mehr auf den Ski, sondern zu Fuss oder auf dem Snowboard.
Künftig werde zudem die Wirtschaftsentwicklung eine grosse Rolle spielen. «Prognosen zeigen, dass der Eurokurs langfristig tiefer fallen wird», so Stoffel. Das werde es noch schwieriger machen, sich als Hochpreisland Schweiz international zu behaupten. «Es braucht daher gute Rahmenbedingungen, eine ausgezeichnete Infrastruktur und generell eine hohe Qualität.»
Ein zentrales Thema wird weiterhin der Klimawandel sein. «Bis 2050 wird die Nullgradgrenze sich um 300 Meter nach oben versetzen und die globale Temperatur um etwa ein Grad zunehmen», sagt Stoffel. Das werde dazu führen, dass Skigebiete in tiefen Lagen schliessen werden und die Anlagen generell nach oben verschoben werden müssen. «Es wird daher einen Ausbau der Infrastruktur in höheren Lagen brauchen, um in Zukunft den Tourismus aufrechtzuerhalten.»
Konstruktive Lösungsansätze gesucht
Am Nachmittag stehen insgesamt vier Workshops im Vordergrund, deren Themen vorab in einer Umfrage des Secos bestimmt wurden. Die Workshops behandelten neue Geschäftsmodelle im Kontext des Klimawandels, die Herausforderungen bei Digitalisierungsprojekten, die Rolle der lokalen Bevölkerung im Tourismus und Ansätze zur Gästelenkung auf lokaler Ebene.
Dabei wurden angeregte Diskussionen geführt und es wurden neue Lösungsansätze besprochen. So wurde etwa zur Digitalisierung auf die zentrale Rolle von Datenstandards sowie einer verstärkten Vernetzung unter Digitalisierungsinitiativen und Digitalisierungsspezialisten hingewiesen.