Tourismus

Ein Winter zum Durchatmen

Peter Grunder – 04. April 2018
Die Wintersaison ist praktisch vorbei, es ist insgesamt die beste seit Jahren.

Ein grosser Teil der Wintersportgebiete hat am vergangenen ­Osterwochenende seine Saison ­abgeschlossen – Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. «Per Ende Februar verzeichneten die Schweizer Seilbahnen gegenüber dem Vorjahr höhere Ersteintritte (+5,8%)», teilte der Branchenverband Seilbahnen Schweiz (SBS) im März mit: «Auch im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt konnte ein Plus verzeichnet werden (+5,7%).» Blieben «die Schnee- und Wetterverhältnisse stabil», schloss SBS, könne «zuversichtlich auf das Gesamtergebnis geblickt werden». Verallgemeinerungen sind im Tourismus zwar heikel: Die Branche ist enorm vielfältig, weitgehend kleinstrukturiert und sehr unterschiedlich ausgerichtet. Deshalb präsentiert sich die Lage für fast jede Bergbahn, fast jeden gastgewerblichen Betrieb und fast jedes Tal anders. Fest steht freilich, dass der vergangene Winter insgesamt den besten Eindruck seit 2012/2013 hinterlässt: Wie in der Vorsaison schneite es früh, blieb aber im Gegensatz zum Vorjahr kalt – ein perfekter Saisonstart, der im Dezember überdies vom Kalender begünstigt war. Die bereits verfügbaren Daten sprechen eine klare Sprache: Um die Jahreswende haben nicht nur die Wintersportbahnen bis in tiefe Lagen gut gearbeitet, sondern auch die Beherberger (vgl. Kasten). Ein Wermutstropfen waren die Wochenenden. Über die ganze Saison gab es zwar oft Pulverschnee und Sonnenschein. Aber ebenso oft stürmte es, und grandiose Wochenenden blieben rar – das Osterwochenende war repräsentativ für die Saison. Die Wintersportbranche, die vor Saisonstart den Atem angehalten hatte, konnte etwas durchatmen: Für die Bahnen und fürs Gastgewerbe lief nicht nur das Tagesgeschäft recht rund, sondern auch das Feriengeschäft. Die treuen Schweizer Gäste blieben bei der Stange, die weitgehend unsportliche Kundschaft aus Fernmärkten liebt die Schweiz (vgl. S. 10) – und die Deutschen kommen zurück. Zum Abheben gibt es aber keinen Grund: Zwar ist die Eurokrise überstanden, und der Schweizer Tourismus hat insgesamt gute Karten. Aber das Wintergeschäft und -gefühl, das diese Saison herrschte, wird zur Ausnahme: Der Schweizer Tourismus und das Wintergeschäft haben sich tiefgreifend verändert.

Nachfrage
Statistik ist immer heikel, aufgrund der definitiven Daten ist folgende Auswahl getroffen: Hotelübernachtungen bestimmter Märkte letzten Dezember und Januar sowie in der vorherigen Wintersaison:

Markt                          17/18                           16/17                       %
Schweiz                     2 611 670                     2 466 521             +5,9
Deutschland            581 531                        558 457                +4,1
UK                              254 222                        255 354                –0,4
USA                           228 782                        211 713                 +0,8
China                       115 936                         118 976                 –2,6

Angebot
Bei den Anbietern sind Stationen ­gewählt mit Neigung zur Schweiz, ­europäischen Nahmärkten oder international. Ausgewiesen sind Hotel- übernachtungen im Dezember und ­Januar in dieser und der letzten Saison:

Ort                               17/18                             16/17                     %
Bagnes                      45 660                           41 164                   +10,9
Leysin                        36 829                           29 530                   +24,7
Hasliberg                  15 333                           13 526                   +13,4
Vals                             11 612                           9229                      +25,8
Zürich                         485 829                        431 210                 +12,7