Dechen Jangma (links) und Anne Riewoldt in ihrem neuen Restaurant Lomo (Lotti's meet Momos) direkt neben der Sihl in Adliswil ZH.
Angefangen hat alles während Corona, als sich die Schweiz noch um ihr Toilettenpapier gesorgt hat, Grossveranstaltungen allesamt abgesagt waren und die Cateringbranche brach lag. «Anfang Corona haben wir in unserem Lager Burger und Crêpes verkauft», erzählt Anne Riewoldt (40), Mitinhaberin und Büroleiterin von House of Momos. Riewoldt und ihre Partnerin Dechen Jangma (39), Mitinhaberin und Produktionsleiterin von House of Momos in Adliswil ZH führen das Unternehmen gemeinsam. Jangma kam 2012 als Flüchtling aus dem Tibet in die Schweiz und hat nach zwei Jahren eine Aufenthaltsbewilligung erhalten, einen Deutschkurs besucht und bei der Bäckerei Moser im Service angefangen zu arbeiten. Anne Riewoldt war damals im Verkauf von Luxuskosmetik tätig, hatte ihr Büro gleich neben der Bäckerei und ist jeden Morgen für Kaffee und Gipfeli vorbeigegangen. So haben sich die beiden Frauen kennen- und schätzen gelernt. Als Jangma 2020 ihren Job bei der Bäckerei gekündigt hatte und Anne Riewoldt und ihr Partner Dominic Riewoldt keine Catering- und Streetfoodfestivals mehr organisieren konnten, haben sich die beiden Frauen selbstständig gemacht. Die zündende Idee kam von Jangma. «Komm lass uns Momos machen», habe sie zu ihrer Freundin gesagt. Riewoldt war anfangs skeptisch: «Ich habe ihr erklärt, dass ich keine Ahnung habe, wie man Momos produziert. Ich könnte zwar die Momos dämpfen und verkaufen und alles rundherum organisieren, aber Momos produzieren – das kann ich nicht.» Doch Jangma war überzeugt und überzeugte auch ihre Geschäftspartnerin. Und dann ging alles ziemlich schnell.
Aller Anfang ist schwer
Zu Beginn haben die beiden in ihrem Lager in Adliswil ZH eine Weihnachtsmarkthütte und darin eine Produktionsküche aufgebaut. In diesem kleinen, abgetrennten Raum wurden die Momos produziert. «Wir hatten keine Ahnung und mussten am Anfang die Verpackung in der Prodega holen», so Riewoldt. Jangma und ihre Freunde haben in der Weihnachtsmarkthütte wie wild Momos produziert, und Riewoldt und ihre Freunde haben zu Fuss, auf der Vespa und mit privaten Autos die Momos ausgeliefert. Die Nachfrage habe schnell zugenommen. Ihnen war klar, dass sie nun sehr schnell liefern müssen, denn sonst wäre die Gefahr gross gewesen, dass sie schon bald wieder weg vom Fenster wären, erzählen die Frauen. «Der Anfang war wirklich schlimm», räumt Jangma ein. «Wir hatten nicht genügend Personal, und am Abend kamen oftmals zehn bis zwanzig Bestellungen aufs Mal, die wir innerhalb von einer Stunde ausliefern mussten», führt sie weiter aus. Am Anfang gab es nur zwei Sorten, Fleisch und Vegi. Erst später kamen weitere Sorten hinzu. Heute produzieren die beiden über zehn verschiedene Sorten wie Fleisch, Poulet, Vegetarisch, Vegan, Kunga oder Trüffel und servieren die Momos sogar als Dessert mit Nutella. Riewoldt erzählt schmunzelnd, dass sich Jangma vorerst geweigert habe, Momos mit Nutella anzubieten. Als sie die Momos jedoch probiert hatten, war sie überzeugt.
Das Unternehmen visibel machen
Riewoldt, die aus dem Verkauf kommt, hat nach den ersten Anfangsschwierigkeiten schon bald auf das Eröffnen von kleinen Popups in der ganzen Schweiz gepocht. Es sei ihr wichtig gewesen, dass das Unternehmen sichtbar gemacht und auch über Adliswil hinaus bekannt wird. Deshalb hatten sie eine Küche, die nicht gut gelaufen ist, in Winterthur gemietet und dort ihre Momos angeboten. Es folgten weitere Pop-ups an diversen Standorten, die nach einiger Zeit wieder geschlossen werden konnten.
Der Vertrieb wird weiter ausgebaut
Das Ziel war es dabei stets, die Bekanntheit schweizweit zu erhöhen und damit die Türen für den Detail- und Grosshandel zu öffnen. Diese Strategie scheint funktioniert zu haben, denn die Momos von Jangma und Riewoldt gibt es heute auch im Coop, bei Alnatura und bei den Grosshändlern Pistor und Prodega für die Gastronomie zu kaufen. Mit diesen fixen Grosskunden war auch eine gewisse Sicherheit und Planbarkeit verbunden. Im Laufe der Zeit konnten erste Prognosen hinsichtlich der Menge und des Zeitpunkts für die Bestellungen getroffen werden. Das habe die Personalplanung vereinfacht, erzählt Jangma. Ebenfalls haben die beiden realisiert, dass die Momos eher im Herbst und Winter bestellt werden. Deshalb musste nun auch der Sommer forciert werden. Wie ginge das besser als mit einer eigenen Badibeiz.
Der Start in der Gastronomie
Das Team vom House of Momos pachtete gleich an vier Standorten (Seebach ZH, Glattfelden ZH, Gelterkinden BL und Rupperswil-Auenstein AG) einen Betrieb und produzierte im Sommer eine beträchtliche Menge Momos. «Dadurch konnten wir die Mitarbeitenden in der Produktion das gesamte Jahr über beschäftigen», erklärt Riewoldt. Auch im hauseigenen Lottis, ein kleines und gemütliches Outdoor-Restaurant an der Sihl in Adliswil ZH, werden neben Pinsa und Cocktails die Momos serviert. Im Winter wird aus dem Lottis das Lottis im Schnee. Gleich gegenüber vom Lottis betreiben die beiden Unternehmerinnen seit dem Herbst das Restaurant Lomo in Adliswil ZH, welches im alten Restaurant zur Au in Adliswil ZH neben Pinsas und Momos gefüllte Backkartoffeln (Kumpir) und asiatische Speisen anbietet.
Gesund, schnell und einfach
Neben den eigenen Restaurants werden bereits mehrere nahmhafte Gastronomiebetriebe wie jene von Michel Péclard, der SV-Group, das Tibits oder die Rösterei in Zürich mit den Momos beliefert. Für die Betriebe werden auf Wunsch eigene Momossorten kreiert und produziert. Hier sehen Jangma und Riewoldt auch die Zukunft des House of Momos. «Mein Traum ist es, dass in jedem Restaurant Momos serviert werden», sagt Jangma. Momos seien für Gastronomiebetreibende, Eventveranstalter, Foodtrucks und Cateringunternehmer eine sehr praktische Lösung. Die Einkaufskosten sind überschaubar, für die Zubereitung braucht es «nur» einen Steamer und der Food Waste ist praktisch bei null, weil die Momos à la Minute auf Nachfrage zubereitet werden können. Sie werden tiefgekühlt angeliefert.Eine gesunde und warme Speise, die auf Wunsch auch vegetarisch oder vegan angeboten werden kann. Eines ist sicher, spätestens seit Corona sind private Konsumenten und Konsumentinnen bestimmt froh, neben Pizza und Kebab eine Alternative zu haben.