Anna Pernet ist Kommunikationsverantwortliche der Schweizer Akademie des Bocuse d’Or.
GastroJournal: Inwiefern war der Bocuse d’Or Suisse heuer anders?
Anna Pernet: Wir haben eine neue Anordnung der Kochboxen getestet. Im Vergleich zu früher befanden sie sich nun in einem Gemeinschaftsbereich, so dass die Zuschauer viel näher an die Kandidaten herankonnten. Ebenfalls neu war, dass alle Finalisten aus der Deutschschweiz stammten. Eine grosse Premiere war für uns schliesslich, dass wir den französischen Spitzenkoch Joël Robuchon als Ehrenpräsident der Jury gewinnen konnten.
Wurden neue Kriterien für die Bewertung der Gerichte eingeführt?
Es ist schon vorgekommen, dass ein neues Kriterium eingeführt wurde, zum Beispiel die Verwendung einer bestimmten Zutat. Das war dieses Jahr aber nicht der Fall. Allgemein verändern sich die Richtlinien für einen Wettbewerb wie den Bocuse d’Or kaum. Die Jury bewertet in erster Linie die Präsentation der Gerichte, ihre Originalität, die Präzision der Arbeit, die Gartechniken und die geschmackliche Harmonie des Gerichts.
Wie erklären Sie sich, dass die Kandidaten alle aus der Deutschschweiz sind?
Wir haben unter allen Bewerbungen die vier Dossiers ausgewählt, die uns am meisten überzeugt haben. Es war mit Sicherheit nicht unser Ziel, nur Kandidaten aus der Deutschschweiz auszuwählen, aber diese vier sind wirklich herausgestochen.
In der Schweiz existieren sehr viele Kochwettbewerbe. Wie steht es um den Bocuse d’Or?
Was unseren Wettbewerb von anderen unterscheidet, ist seine Länge: Sobald ein Kandidat die Schweizer Vorausscheidung für sich entschieden hat, steht er am Anfang einer längeren Laufbahn, die rund ein Jahr dauert. Denn der Schweizer Finalist wird unser Land anschlies- send am europäischen Finale in Turin repräsentieren, und im Idealfall auch noch am weltweiten Finale in Lyon. Es handelt sich also um eine langfristige Verpflichtung, was einige Kandidaten abschrecken könnte. Denn die viele Arbeit wirkt sich auch auf das Privatleben sowie den Beruf aus. Dennoch haben wir ein Dutzend Bewerbungsdossiers erhalten, also weit mehr, als wir Plätze vergeben können – und sogar mehr als bei der letzten Austragung. Der Bocuse d’Or ist einer der prestigeträchtigsten Kochwettbewerbe der Welt und eine grosse Motivationsquelle für die Kandidaten.
Eine Aufgabe beim letzten Welt-Final war ein veganes Gericht. Wird solche Ernährung an Bedeutung gewinnen?
Es stimmt, dass dieser Lebensstil immer mehr Nachfrage erfährt. Ich denke, dass vegane und vegetarische Gerichte durchaus ihren Platz in einem Kochwettbewerb haben – ausserdem wurden beim letzten Finale sehr schöne Gerichte präsentiert. Dennoch wird Fleisch bei uns nicht zu kurz kommen, denn der Bocuse d’Or Suisse ist ein Wettbewerb, der auf moderne Gastronomie setzt. Es gibt der Wunsch, den Wettbewerb weiterzuentwickeln, doch dafür braucht es Zeit.
Ohne Kategorie
Eine Vorausscheidung voller Premieren
Caroline Goldschmid – 24. Januar 2018
Fokus auf einen der prestigeträchtigsten Kochwettbewerbe der Welt