Fabienne Ballmer Gerber 2

Fabienne Ballmer-Gerber / GastroBaselland

Wir müssen uns wieder fürs Unternehmertum einsetzen!

Lassen wir das Unternehmertum hochleben!

Wer einen Gastrobetrieb führt, ist Unternehmerin oder Unternehmer – wie so viele KMU-Betriebe in der Schweiz. Die grosse Herausforderung in der Gastronomie ist: Man ist gleichzeitig Gastgeberin oder Gastgeber – und das bedeutet, man gibt. Gastfreundschaft ist etwas Warmes, Menschliches. In der Küche wird gearbeitet, aber nicht nur mit Hand und Kopf, sondern auch mit Herz, mit Phantasie, mit Inspiration. Es ist ein Handwerk – oft auch eine Kunst. Und diese Seite der Gastronomie hat wenig mit reinem Effizienzdenken oder wirtschaftlichem Optimieren zu tun.

Doch genau das geschieht immer häufiger: Optimierung um jeden Preis. Gerade nach Übernahmen oder Neuausrichtungen wird der Fokus auf Zahlen gelegt – und dabei das Wesentliche vergessen: die Menschen, das Erlebnis, die Qualität, die Seele eines Betriebs. Das kann in die falsche Richtung führen.

Deshalb sind gute Rahmenbedingungen für das Unternehmertum essenziell. Denn Unternehmerinnen und Unternehmer in der Gastronomie – und in vielen anderen Branchen – übernehmen viel Verantwortung: Wir bilden junge Menschen aus, geben ihnen eine Perspektive. Wir schaffen Arbeitsplätze. Wir achten auf faire Arbeitsbedingungen und zahlen Löhne – nicht aus einer Kasse, die von Steuern gefüllt wird, sondern direkt aus dem, was unser Betrieb erwirtschaftet. Und wir stehen ein für unsere Teams – oft auch dann, wenn es wirtschaftlich eng wird.

Trotzdem scheint es momentan ein Trend zu sein, Unternehmertum kritisch zu sehen. Ein bisschen links zu stehen gehört zum guten Ton. Wer sich für mehr Sozialstaat ausspricht, gilt als fortschrittlich. Wer sich für Unternehmertum einsetzt, muss sich oft zuerst rechtfertigen. 

Gerade Kultur, Bildung und Offenheit machen Regionen attraktiv – für Menschen und für Unternehmen. Für die, die investieren, schaffen, gestalten. Eine Region ohne Kultur ist für Unternehmerinnen und Unternehmer ebenso wenig attraktiv wie eine Region ohne Fachkräfte, ohne Bildung oder ohne Infrastruktur.

Es braucht beides: einen gesunden Sozialstaat und starkes Unternehmertum. Es braucht gute Schulen, eine effiziente öffentliche Hand – und gleichzeitig die, die sich trauen, ein Unternehmen zu führen, auszubilden, Arbeitsplätze zu schaffen und Innovation voranzutreiben.

Deshalb: Lassen wir Unternehmertum nicht weiter in die Defensive drängen. Zeigen wir Haltung. Wer Verantwortung übernimmt – für Menschen, für Ausbildung, für Qualität – verdient nicht Misstrauen, sondern Respekt. Und das bedeutet manchmal auch unangenehm zu sein und nicht nur, weil es einfacher ist, die sozialpolitischen Themen zu unterstützen, sondern den Mut haben, da auch dagegen zu halten.