«Eine Fusion mit GastroSuisse ist für mich momentan kein Thema»

Reto E. Wild – 25. März 2025
Der Luzerner Martin von Moos ist seit Anfang 2024 Präsident von HotellerieSuisse. Im Interview spricht er über die Herausforderungen im Gastgewerbe und seinen Betrieben und die Zusammenarbeit mit GastroSuisse.

Martin von Moos, Sie sind seit dem 1. Januar 2024 Präsident von HotellerieSuisse. Was hat Sie an der neuen Aufgabe am meisten überrascht?
Martin von Moos: Ich leistete einige Jahre Verbandsarbeit als Regionalpräsident von Zürich und wusste, was auf mich zukommt. Auf nationaler Ebene ist das eine noch komplexere Breite an Themen. Kommt dazu, dass die Bedürfnisse der Mitglieder national viel breiter gestreut sind – mit Betrieben in den Bergen und Städten, mit Ketten- und Familienbetrieben. Das sind für mich die grössten Herausforderungen. Aber überrascht hat es mich nicht. 

 

In welchem Bereich sind die Herausforderungen bei HotellerieSuisse gross?
Wir sind mit unseren Hotels der wichtigste Leistungserbringer im Tourismus. Die klimatische Entwicklung in der Schweiz beeinflusst unsere Arbeit immer mehr. Wir müssen in Lösungen investieren, um den Tourismus zukunftsfähig zu gestalten. Dazu müssen der Tourismus und HotellerieSuisse Hand in Hand Lösungen und Strategien erarbeiten.

 

Wie viel Zeit haben Sie als Geschäftsführer der Hotels Sedartis in Thalwil ZH und Belvoir in Rüschlikon ZH?
Aktuell bin ich zwei Tage pro Woche in beiden Betrieben, zu einem fixen Pensum. In beiden Hotels haben wir einen Direktor. Die restliche Zeit arbeite ich für den Verband. 

 

Wie läuft das Geschäft in Ihren Betrieben?
Beide Hotels sind gut in die Region Zürichsee eingebettet und konnten in den vergangenen Jahren eine grosse Kundschaft aufbauen mit Seminaren aus der ganzen Schweiz, und dank dem wachsenden Freizeittourismus in der Region Zürich. 2024 übertrafen wir das Rekordjahr 2023. Der Start in diesem Jahr ist gelungen. Für mittelgrosse Hotels, wie wir eines sind, ist es wichtig, genügend Cashflow zu generieren, damit wir Mittel für Investitionen haben. Die Bedürfnisse der Gäste verändern sich rasch. Da muss man am Puls der Zeit bleiben. 

 

Welche Bedürfnisse sprechen Sie an?
Die Beherbergungsformen haben sich in den letzten Jahren stark verändert, angefangen mit Airbnb oder Aparthotels. Die gesamte Digitalisierung, die Vermarktung und die Dienstleistungen haben sich ebenfalls stark verändert – von der Gästebetreuung vor Ort bis zum Check-out. Wir nennen das «the guest journey», welche mit der Digitalisierung neue Möglichkeiten bietet. Ich sehe es als Aufgabe von HotellerieSuisse, die richtigen Trends zu adaptieren und unsere Mitglieder vorzubereiten. Umsetzen müssen es die Betriebe und Unternehmer selbst. Wir als Verband stellen die nötigen Tools zur Verfügung. 

 

Das sieht bei GastroSuisse sehr ähnlich aus. 
Themen wie Fachkräftemangel, Nachwuchs, Bildung und Kostenstrukturen begleiten beide Verbände in den nächsten Jahren. Nur schon die demographische Entwicklung sorgt für eine riesige Herausforderung. Ein für uns wichtiger Fokus ist die Qualitätssicherung: Wir müssen Gewähr haben, dass unsere Mitglieder gute Dienstleistungen bieten. Wir dürfen nicht billiger werden, nur besser. Mit der Klassifikation steht der Verband in der Pflicht, dass die Hotels und Dienstleistungen auf Top-Niveau sind.

 

Mit dem gemeinsamen Auftritt am Hospitality Summit rücken GastroSuisse und HotellerieSuisse näher.
Ja, das hat medial für Aufsehen gesorgt. Tatsache ist, dass die beiden Verbände schon seit Jahren auf verschiedenen Ebenen gut zusammenarbeiten, beim politischen Lobbying, bei der Bildung und so weiter. Die Kooperation am Summit ist auf 2025 beschränkt, aber eine gute Grundlage für einen weiteren Ausbau. Wir freuen uns, dass GastroSuisse als Partner am Anlass dabei ist. Das ist für mich eine logische Nutzung von Synergien und ein sinnvoller Schritt. 

 

In welchen Bereichen könnte die Zusammenarbeit intensiviert werden?
Unsere Verbände haben in den letzten 15 Monaten neue Präsidenten und Direktionen bekommen. Das birgt viel Potenzial für einen unbeschwerten Neuanfang ohne Altlasten. Beat Imhof und ich haben uns von Anfang an regelmässig getroffen und verschiedene Chancen erörtert. Wo wir zusammenarbeiten können, ist von Thema zu Thema sehr unterschiedlich. Eine zeitliche Agenda gibt es nicht. 

 

Was halten Sie von einer Fusion von HotellerieSuisse mit GastroSuisse?
Das ist für mich momentan kein Thema. Ich sehe nicht ein, weshalb von einer Fusion geredet wird, nur weil beide Verbände neue Präsidenten haben. Wichtig ist, dass wir unsere Zusammenarbeit Schritt für Schritt erweitern – ohne Fantasien oder zu grosse Ambitionen.

 

Zur Person:
Martin von Moos (61) ist seit dem 1. Januar 2024 Präsident von HotellerieSuisse. Von 2015 bis 2023 präsidierte er den Zürcher Hotelierverein. Zusätzlich ist der Luzerner Geschäftsführer der Seminarhotels Sedartis in Thalwil ZH und Belvoir in Rüschlikon ZH.

 

Das ganze Interview mit Martin von Moos lesen Sie in der GastroJournal-Ausgabe vom 3. April!