Icomos zeichnet heute das «Historische Hotel des Jahres» und das «Historische Restaurant des Jahres» aus. «Historische Hotels und Restaurants haben einen speziellen Charme, eine Unverwechselbarkeit – sie sind einzigartig. Sie lassen mit viel Liebe für Details und Echtheit das Gefühl vergangener Zeiten wieder aufleben», eröffnet GastroSuisse-Präsident Beat Imhof die heutige Verleihung in Herzogenbuchsee BE. Historische Betriebe seien ein wichtiger Teil des Kulturerbes und spiegelten einen aktuellen Trend wider: Authentizität und Originalität.
Diese Eigenschaften zu erhalten stellt die Betriebe regelmässig vor Herausforderungen. «Gleichzeitig ist es eine Chance für all jene, die so die Gegenwart an Orten erleben können, die eine Geschichte erzählen», würdigt Sabine Nemec-Piguet, Präsidentin von Icomos Suisse, die beiden Siegerbetriebe für das Jahr 2025.
Hotel mit bewegter Geschichte
Die Auszeichnung «Historisches Hotel des Jahres 2025» geht in diesem Jahr ans Hotel Restaurant Kreuz in Herzogenbuchsee. Die Jury begründet ihre Wahl mit den «umfassenden und fachgerechten Anstrengungen, die in die Restaurierung und Instandhaltung dieses ehrwürdigen Betriebs eingeflossen sind».
Der 1787 als Gasthof errichte Betrieb schaut auf eine erfolgreiche, aber auch bewegte Geschichte zurück. Der Frauenverein ersteigerte 1890 den Gasthof, der 1891 als erstes alkoholfreies Gemeindehaus der Schweiz eröffnet wurde und sich zu einem sozialen und kulturellen Zentrum entwickelte. 2010 führte eine Schliessung zu grossem Engagement der Bevölkerung, das Gebäude wiederzubeleben.
2013 lehnte die Gemeinde eine teure Sanierung ab, unterstützte jedoch später den Verkauf und das Konzept des Projektteams Kreuz. Die Renovierungen ab 2016 bewahrten historische Elemente wie das Dach und gleichzeitig wurde der Dachboden mit seiner Holzstruktur restauriert und erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
«Wir freuen uns sehr, dass wir von Icomos mit dieser Auszeichnung geehrt werden», sagt Co-Geschäftsleiter Michael Schärer. Es sei schön, dass sich die harte Arbeit über viele Jahre auszeichne. «Es ist eine grosse Anerkennung für das Herzblut, das wir und unser Team tagtäglich in den Betrieb stecken», so Schärer.
Baratella: Restaurant mit Stil
Das Restaurant Baratella wird in diesem Jahr als «Historisches Restaurant des Jahres» ausgezeichnet. Der Betrieb am Unteren Graben in St. Gallen ist seit Jahrzehnten eine Institution, die oft als «Kronenhalle der Ostschweiz» bezeichnet wird. Der junge italienische Einwanderer Salvatore Baratella kam 1905 nach St.Gallen. Er integrierte sich schnell und baute eine Schweizer Bierkneipe zu einem kulinarischen Treffpunkt der italienischen Küche aus, die bis heute seinen Namen trägt.
Der Umbau in den 1930er Jahren bleibt bis heute prägend für den historischen Look. Der Speisesaal ist mit lindengrün angemalten Holztäfer, weiss gedeckte Tischen und klassischen Thonet-Stühlen ausgestattet. Dazu finden sich Einsprengsel wie modern gestaltete Eckbänke oder eine Buffetvitrine aus den 30er Jahren.
Die Familie Baratella übergab 1963 das Zepter an den Koch des Hauses, Benjamino Marchesoni, und dieser wiederum an seinen Sohn Franco, der die Tradition im Restaurant weiterführt. Die Speisekarte ist auch 100 Jahre später traditionsgemäss italienisch mit gleichbleibendem Angebot. Daneben pflegt das Baratella die Kunst, an den Wänden und der Menükarte, die alle vier Jahre von einem ausgewählten Künstler gestaltet wird.
«Es ist für mich und mein Team eine grosse Überraschung. Wir hätten unter keinen Umständen mit der Auszeichnung gerechnet. Umso schöner ist es, dass wir diese Auszeichnung erhalten», sagt Franco Marchesoni zur Auszeichnung.