The Alpina Gstaad wird verkauft und hat sich neu aufgestellt

Reto E. Wild – 03. April 2025
Das Luxushotel The Alpina Gstaad wird an einen Amerikaner verkauft und hat bereits vorher das kulinarische Angebot neu organisiert: Martin Göschel verantwortet das Gourmetrestaurant, das seinen Namen trägt, das japanische Megu sowie neu das Sharing-Stil-Restaurant Monti. Der 53-jährige Deutsche spricht über Michelin, regional kochen und Gäste von morgen.

Was sagen Sie zu Erdbeeren im Januar?
An unserem Silvesterbuffet gab es vielleicht auch die eine oder andere Erdbeere. Wir versuchen allerdings, so gut es geht, regional, lokal und saisonal einzukaufen. Wenn ich allerdings im Januar aus dem Fenster schaue, weiss ich, dass nicht so vieles lokal sein kann. Niemand möchte einen Schneeball auf dem Tisch. Wunschvorstellung und Realität stimmen nicht immer überein. Über Erdbeeren im Winter ärgern sich die Leute, bei Bananen sagt fast niemand was. Wir haben hier ein japanisches Restaurant. Sicher kaufen wir lokal ein, aber eben auch in Japan wie Wagyubeef, Blau- und Gelbflossenthun. Wenn der Gast einen Sonderwunsch hat, setzen wir diesen um. 

 

Sie arbeiten nun im neunten Jahr im The Alpina Gstaad. Das ist in dieser dynamischen Branche eine lange Zeit. 
Ja, es macht Spass, hier zu arbeiten. Es ist ein sehr gutes Haus. Ich kann meine Ideen verwirklichen und Projekte einbringen. Das ist ein wesentlicher Vorteil zu anderen Häusern in dieser Grösse, wo es vorgegebene Strukturen gibt. 

 

Was ist derzeit die grösste Herausforderung?
Meine Ferien zu planen (lacht). Im Ernst: Wir sind ein Saisonbetrieb. Da ist es eine ständige Herausforderung, die Mitarbeitenden einzuplanen. Es braucht Zeit für Vorstellungsgespräche und Interviews sowie um Vorträge vorzubereiten. 

 

Wie verbringen Sie die Zeit vom 12. März bis zum 5. Juni, wenn das The Alpina Gstaad geschlossen ist?
Zum grossen Teil bin ich im Saanenland. Ich wohne mit meiner Familie in einem Chalet in der Nähe des Hotels. Ich gehe ausserhalb der Saison wieder regelmässig joggen und drei Wochen nach Indonesien in die Ferien. 

 

Sie haben in Ihrer Karriere unter vielen grossen Köchen gearbeitet. Welcher hat sie am meisten geprägt?
Technisch gesehen waren das Amador und Lumpp. Robert Mangold, der damalige Geschäftsführer des Tigerpalasts in Frankfurt, hat mir beigebracht, wie ich ein Restaurant betriebswirtschaftlich führen soll, dass es falsch ist, wenn die Kosten für das Essen 75 Prozent betragen. Am Ende muss sich ein Restaurant trotz Qualität rechnen. 

 

Ihnen wird nachgesagt, ein netter Chef zu sein. 
Der Umgang mit Köchen ist mir sehr wichtig. Man muss sicher manchmal eine Ansage machen. Für die Mitarbeitenden ist es jedoch wichtig, dass ich klar kommuniziere. Dann läuft es im operativen Bereich angenehm und ruhig ab. Am Anfang der Saison teile ich die Rezepte auf dem Handy in der Cloud. Alle können das abrufen. Heute sind es vorwiegend Bilder, die wir teilen und keine Texte. 

 

Sie scheinen sich hier rundum wohlzufühlen.
Ich weiss nicht, ob es mir langweilig würde, wenn ich nur für fünf Tische und 20 Gäste arbeitete. Die Bandbreite und die Spielwiese, die ich hier mit den drei Restaurants habe, machen es aus. Ich kann zu den Leuten in unseren Restaurants hingehen und das Feedback abholen. Die Gäste entscheiden sich am einen Abend für das Monti und essen mit der Familie. Am nächsten Tag gehen sie zu Sushi in unser japanisches Restaurant oder für eine Pizza auf unserer Terrasse. Das macht echt Spass!