Die Schweizer Bar- und Clubbranche ist nicht zu beneiden. Verändertes Konsumverhalten bei der jungen Generation, steigende Preise und Fachkräftemangel sind nur einige der Herausforderungen, welche die Branche seit der Coronapandemie beschäftigen.
Das hat dazu geführt, dass viele Institutionen schliessen mussten. Darunter auch das legendäre Mascotte in Zürich, in welchem nach über 100 Jahren Mitte Juni für immer die Lichter ausgehen. Grund seien unter anderem die hohen Umsatzeinbussen von bis zu 30 Prozent, wie Mitbetreiber Alfonso Siegrist Anfang Mai gegenüber dem Tagesanzeiger sagte.
Hartes Pflaster
Solche Geschichten kennt man auch in Luzern zur Genüge. In den letzten zehn Jahren mussten Institutionen wie das Casineum, das El Cartel (davor The Loft), das Pravda und das Uferlos allesamt schliessen oder sind umgezogen. Gemäss der Bar und Club Kommission Luzern haben seit Anfang der 2000er-Jahre rund 45 Prozent der bestehenden Luzerner Clubs die Segel gestrichen.
Die Branche ist damit alles andere als ein einfaches Pflaster. Das wissen Elias Fuchs und Simon Märki ganz genau. Die beiden betreiben seit 2022 das Moderne Bar & Karussell in der Nähe des Luzerner Hauptbahnhofs. «Neben allen anderen Herausforderungen ist die Konkurrenz in der Stadt Luzern eine besonders grosse Herausforderung», sagt Fuchs. Kein Wunder: Rund um den Bahnhof Luzern finden sich auf kleinster Fläche rund 20 Bars und Lokale, die um die Gunst der Gäste buhlen.
Multifunktionalität als Erfolgskonzept
Kämpft damit auch das Moderne mit fallenden Gästezahlen? Mitnichten! «Wir haben sehr viele Stammgäste, die praktisch jede Woche vorbeikommen. Daneben kommen auch viele Gäste ausserhalb von Luzern zu uns», sagt Elias Fuchs. Dabei helfe auch die unmittelbare Nähe zum Luzerner Hauptbahnhof.
Das Erfolgsrezept heisst Multifunktionalität. Daher kommt auch der Name «Karussell»: Das Moderne kann sich beliebig den Wünschen der Gäste anpassen. Anders als viele andere Betriebe in der Stadt setzt man neben dem klassischen Bar- und Clubbetrieb auf ein breites und vielfältiges Angebot.
«Wir führen neben der ganz normalen Events mit DJ auch Corporate-Events, Seminare, Konzerte, Jassturniere, Bingo und Quizabende, Theaterveranstaltungen oder Sportevents wie Crossfit durch», zählt Fuchs auf. Viele dieser Events werden durch Multimediashows untermalt und bringen dadurch einen zusätzlichen Mehrwert. Wie es sich für ein ehemaliges Kino - das Moderne war bis vor der Pandemie ein reines Kino und gilt heute als das älteste Kino der Stadt - gehört, werden im altehrwürdigen Kinosaal immer noch Filme gezeigt.
Herzstück neben dem multifunktionalen und modularen ehemaligen Kinosaal sind die beiden Bars, welche sich zum einen im Kinosaal und zum anderen direkt beim Eingang des Modernes befinden. Ein wichtiger Teil des Konzepts, erklärt Fuchs. «So eignet sich das Moderne auch als Treffpunkt für ein kurzes Feierabendbier mit Freunden oder Kollegen nach der Arbeit. Gleichzeitig generiert die Bar immer wieder neue Gäste, welche potenzielle Kunden für künftige Firmenanlässe im Moderne sein können.»
Mit diesem vielfältigen Angebot sprechen Fuchs und Märki ein breites Publikum an. Ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Hauses. «So haben wir über das Jahr gesehen eine konstant gute Auslastung mit saisonalen Spitzen im März und Oktober», sagt Fuchs. Hinzu kommt: Für viele seiner Events verlangt das Moderne kein Eintrittsgeld. Das zieht zusätzlich Gäste an - auch aus der jungen Generation.
Die Branche muss sich wandeln
Mit dieser erfolgreichen Strategie blicken die beiden Betreiber optimistisch in die Zukunft. «Wir sehen, dass unser Hybridkonzept aus Bar-, Club- und Eventstandort funktioniert und auf positives Feedback trifft. Daher bleiben wir hochmotiviert und offen für neue Konzepte und Ideen», sagt Fuchs. Es seien bereits neue Projekte in Planung, welche zeitnah kommuniziert werden sollen.
Diese Einstellung legt Fuchs auch der Branche ans Herzen. «Die Branche muss sich wandeln und offen sein für neue Konzepte und Ideen.» Wichtig sei dabei die Vernetzung und Unterstützung untereinander und die Bereitschaft, etwas zu wagen. Auch Kooperationen mit kulturellen Veranstaltungen wie dem Luzerner Lichtfestival (LILU) oder dem Honky Tonk Festival können Lösungsansätze sein. Am Ende steht aber vor allem eines im Fokus: «Die Freude daran, Gastgeber zu sein und bei den Menschen Emotionen wecken zu wollen.»