«Wir freuen uns jeden Morgen darauf, zur Arbeit zu gehen»

Caroline Goldschmid – 06. März 2025
Elise und Axel Haas haben 2023 die Auberge du Mont-Cornu in La Chaux-de-Fonds NE übernommen. Nach zwei Jahren am Ruder ist das Paar begeistert von ihrem Alltag als selbstständige Gastronomen. Was ist ihr Geheimnis? Sie haben ihr Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit gefunden.

Wie lautet Ihre bisherige Bilanz nach zwei Jahren als Leiterin der Auberge du Mont-Cornu?
Elise Haas: Insgesamt würde ich sagen, dass alles gut läuft und dass es bergauf geht. Wir stehen jeden Morgen auf und freuen uns, zur Arbeit zu gehen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir unsere Arbeit so sehr lieben. Selbstständig zu werden war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben! Es fällt natürlich leicht, dies zu sagen, wenn der Betrieb gut läuft.
Axel Haas: Es macht Spass, hier zu arbeiten. Wir geben uns Mühe. Als Chefs sind wir nicht altmodisch. Wir sind eher kollegiale Chefs. Wir schreien nie, es ist eine sehr familiäre Atmos­phäre.
Elise Haas: Da wir fünf Tage pro Woche zusammenarbeiten, ist es schöner, diese als Freunde zu verbringen. Wir haben Blockzeiten eingeführt, mit einer Pause zwischen 14.30 und 17.30 Uhr. Wir wohnen fünf Autominuten entfernt und unsere Mitarbeitenden wohnen auf dem Bauernhof nebenan. Wir versuchen alles, um die Mitarbeitenden zu halten, und ich habe den Eindruck, dass sich die gute Atmos­phäre auch in der Qualität unserer Arbeit bemerkbar macht. Auch die Tatsache, dass wir fixe Ferien haben (eine Woche im Frühling, zwei Wochen im Sommer und drei Wochen im Winter), ist für das Team äusserst wichtig. Nicht zu vergessen sind drei aufeinanderfolgende freie Abende, was auch für uns unverzichtbar ist, besonders seit wir Eltern geworden sind.  

 

Die Viertagewoche ist auf dem Vormarsch. Junge Leute wollen mehr Freizeit ...
Elise Haas: Solange alles gut läuft und man ein Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben findet, warum sollte man mehr arbeiten? Das Wichtigste ist die Familie. In der Gastronomie ist man schnell erschöpft. Wenn jemand fünf Tage die Woche und fünf Abende die Woche arbeitet, weiss ich nicht, wie er das hinbekommt.

 

Die Idee ist, auch neben des Berufs zu existieren, obwohl dieser eine Leidenschaft ist?
Elise Haas: Wir sind sehr leidenschaftlich, aber nicht besessen. Wir wollen uns nicht vergessen.

 

Ihnen gelingt alles, sowohl privat als auch beruflich. Welche Botschaft möchten Sie jungen Men­schen mit auf den Weg geben, die noch zögern, ins Gastgewerbe einzusteigen?
Elise Haas: Ich kann mir vorstellen, dass unsere Berufe nicht immer attraktiv sind, wenn man sich die Arbeitsbedingungen und die Arbeitszeiten anschaut, die von einigen Arbeitgebern vorgegeben sind. Die Arbeitsatmosphäre kann sehr belastend sein mit einem konstanten Druck. Axel und ich haben analysiert, herauszufinden, was uns als Auszubildende und Angestellte nicht gefallen hat. Wir versetzen uns in die Lage unserer Mitarbeitenden, und das macht den Unterschied. Freizeit und der menschliche Aspekt in den Arbeitsbeziehungen sind Schlüsselelemente.
Axel Haas: Ich persönlich erhebe nie meine Stimme. In der Branche sind viele Fehler gemacht worden, die jetzt korrigiert werden müssen. Es ist unsere Aufgabe als Chefs, die Leute zu begeistern.

 

2025 wird ein entscheidendes Jahr: viele Aktivitäten, neue Veranstaltungen, ein neues Label und ein erster Lehrling ... 
Elise Haas: Nach dem Neuenburger Unabhängigkeitstag am 1. März, nehmen wir zum ersten Mal am Festin neuchâtelois am 9. März teil, und wir freuen uns sehr darauf! Und wir haben gerade das Label «Neuchâtel Vins et Terroir» erhalten. Unser Kochlehrling beginnt im August. Das wird ab diesem Sommer unsere Herausforderung sein: ein guter Ausbildungsbetrieb zu werden!
Axel Haas: Unser zukünftiger Lehrling war einmal mit seinem Vater zum Essen bei uns, und hat uns gefragt, ob er schnuppern dürfe. Wir haben ihn ausgewählt, weil er einen guten Eindruck machte und vor allem hochmotiviert ist. Emilie, die Auszubildende, die ich im Hotel Jean-Jacques Rousseau ausgebildet hatte, ist uns hierher gefolgt und heute unterstützt sie mich in der Küche.