«Unsere Berufe garantieren einen spannenden Alltag!»

Caroline Goldschmid – 05. Dezember 2024
Franck Giovannini, Chefkoch des Restaurants de l’Hôtel de Ville de Crissier VD, ist Botschafter des Gastgewerbes. Er erzählt dem GastroJournal, warum sein Herz für die Gastronomie schlägt, und was er als Drei-Sterne-Koch unternimmt, um junge Arbeitskräfte anzuziehen.

GastroSuisse startet eine Kampagne mit dem Namen «Avanti!», um den Mangel an qualifizierten Arbeits­kräften zu beheben und junge ­Menschen wieder für die Berufe in der Branche zu begeistern. Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie als Botschafter des Gastgewerbes vermitteln wollen?
Frank Giovannini: Die Botschaft lautet, dass die Berufe in der Branche spannend sind! Dies gilt umso mehr, wenn sie von leidenschaftlichen Menschen ausgeübt werden. In der Gastronomie sind diese Berufe für junge Leute sehr wertvoll, weil man mit Produkten arbeitet und zweimal am Tag ein Ergebnis hat. Nicht zu vergessen ist die Tat­sache, dass man den Gästen Freude bereitet, was einfach unglaublich ist.

 

Es kann manchmal lange dauern, bis sich diese Leidenschaft verfestigt, sie entsteht nicht immer am ersten Tag ...
Natürlich wächst die Leidenschaft mit der Erfahrung, indem man lernt und sich weiterentwickelt.

 

Also lautet eine der Schlüsselbotschaften, dass beim Erlernen eines Berufes im Gastgewerbe eine echte Leidenschaft entstehen kann, die den Alltag spannend macht?
Ja, und nicht zu vergessen ist die enorme Vielfalt, die unsere Berufe bieten. Zudem die Vielfalt der Produkte, aber auch der Jahreszeiten und der Arten von Betrieben: Restaurants, Bistros, Pizzerien, was weiss ich. Koch ist kein eintöniger Beruf, also wird es auch nicht langweilig.

 

Warum haben Sie sich entschieden, an dieser Kampagne teilzunehmen?
Alles, was getan werden kann, um junge Menschen für unsere Berufe zu begeistern, ist wichtig. Ausserdem habe ich das Glück, durch das Haus, das ich repräsentiere, ein gewisses Image zu haben. Ich denke, es ist wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen.

 

Was könnte GastroSuisse in Bezug auf die Werbung noch tun?
Ich denke, der Dachverband tut bereits alles, um die Gastronomie zu unterstützen. Und dass er mit der Kampagne «Avanti!» viel Energie für die Motivation junger Menschen und die Suche nach Personal generiert.

 

Wie viele Personen sind bei Ihnen angestellt?
Wir haben 72 Mitarbeiter im Restaurant, davon 30 in der Küche und 23 Mitarbeiter in der Bäckerei, die an das Restaurant angeschlossen ist. Wir haben schon immer Lernende ausgebildet: Zurzeit haben wir zwei in der Küche, einen im Service und einen in der Bäckerei.

 

Haben Sie Schwierigkeiten, junge Leute einzustellen?
Ehrlich gesagt, nein. Denn das Restaurant de l’Hôtel de Ville ist sehr bekannt und wir haben drei Michelin-Sterne. Grosse Häuser sind als Arbeitgeber ein Traum vieler junger Arbeitskräfte. Wir erhalten daher viele Bewerbungen. Aber ich verstehe, dass es für einen Gastronomen, der ein kleines Lokal leitet, komplizierter ist.

 

Welche Aspekte ziehen junge Menschen heute am meisten in die Küche und insbesondere in die gehobene Gastronomie?
Ausgezeichnete Produkte verarbeiten zu können, ist für sie sehr motivierend. Neben der Qualität der Produkte sind es auch die Technik, die Arbeitsweise und die Vielfalt der Gerichte. Ausserdem ist es eine Herausforderung, in ein grosses Team zu kommen. Auch die Entwicklungsmöglichkeiten und damit die Karriereaussichten sind sehr anziehend. Für Karrieristen ist es wichtig, ein grosses Haus in ihrem Lebenslauf zu haben.

 

Wie gewinnen Sie junge Menschen?
Wir haben in den letzten Jahren viele Änderungen vorgenommen, zum Beispiel um das Arbeitsklima und die Arbeitszeiten zu verbessern. Bei uns gibt es keine festen Arbeitszeiten. Seit diesem Jahr haben die Köche eine Viertagewoche mit etwas längeren Arbeitstagen, aber nicht immer drei Tage am Stück frei, damit es einen Turnus gibt. Manche arbeiten fünf Tage, aber mit durchgehenden Arbeitszeiten, wobei sie abwechselnd eine Woche am Morgen und eine Woche am Abend arbeiten. Aber ich muss sagen, dass die meisten unserer jungen Mitarbeitenden sehr motiviert sind und gerne arbeiten, unabhängig von den Arbeitszeiten.

 

Sind Sie der Meinung, dass Personalverantwortliche den jungen Bewerbenden stärker entgegenkommen sollten?
Sie sollten den Mitarbeitenden zuhören, aber ihnen auch Strenge und Disziplin beibringen. Das wird ihnen ihr ganzes Leben lang helfen.

 

Warum schlägt Ihr Herz für die Gastronomie?
Ich habe das Glück, dass ich das, was ich tue, liebe. Ich bin seit fast 30 Jahren in diesem Haus in Crissier und jeden Tag habe ich eine riesige Freude daran, in diese Küche zu kommen, mit jungen Leuten zu arbeiten und ihnen mein Wissen zu vermitteln.

www.avanti.swiss