Rioja zelebriert den 100. Geburtstag

Reto E. Wild – 05. Mai 2025
Am 6. Juni 1925 anerkannte ein königliches Dekret die DOC Rioja: Die älteste Herkunftsbezeichnung Spaniens war geboren. Das wird am «Rioja Prestige Tasting» im Hotel Einstein in St. Gallen gebührend gefeiert.

Nach so viel Zahlen ist es in St. Gallen Zeit für eine «Masterclass» mit 16 Topweinen, durch die David Schwarzwälder führt. Der deutsche Fachexperte für iberische Weine publizierte bereits 1998 den ersten Spanien-Weinführer und wird am Abend von Celsa Nuño, der spanischen Botschafterin in der Schweiz, mit dem Zivilverdienstorden Spaniens für sein Engagement und seine Verdienste um den spanischen Wein auf internationaler Ebene ausgezeichnet.

Besonders beeindrucken bei der Degustation folgende Weine (Auswahl):

  • Selección Terroir Cerro las Cuvas 2022 von Gómez Cruzado (Schweizer Importeur Terravigna) aus der Rioja Alta im westlichen Teil mit klimatischem Einfluss vom Atlantik, eisenhaltige Lehmböden: Trauben (Tempranillo, Graciano, Mazuelo, Garnacha) von über 90 Jahre alten Rebbergen, Vanille, Brombeeren, Heidelbeeren, 17,5 Punkte
  • Sínodo Raposeras Vińedo Singular 2021 von Sínodo Vitivinícola, vom Südufer der Rioja, Produktion von nur 700 Flaschen, Vanille, Schokolade, Schwarzkirsche, toller Essenbegleiter, 17,75 Punkte
  • Kalamity 2023 von Bodega Classica (Schweizer Importeur Gerstl) aus der Rioja Alavesa, dem Norden des Weinbaugebietes mit tonhaltigen Kalkböden: biodynamisch, je 48 Prozent Tempranillo und Garnacha, Rest Viura und Garnacha Blanca, gut ausbalanciert, 18 Punkte
    Cofrades Bideona 2021 von Bodega Bideona (Terravigna): jüngeres Weingut im nördlichsten Dorf der Rioja, würzig, Vanille, Heidelbeeren, 18 Punkte
  • Ribagaitas 2020 von Bodegas Luis Cañas (Mövenpick Wein): Bei diesem Wein aus der Rioja Alavesa kommen sechs Traubensorten zum Einsatz, gegen 20 Prozent davon sind weiss, kein Barrique, im Betonei ausgebaut, von über 100jährigen Rebstöcken, pfeffrig, Kirschen, Tabak, Vanille, kräftiger Abgang, 18,5 Punkte
  • Quiñon de Valmira 2017 von Bodega Palacios Remondo (Baur au Lac Vins), aus der Rioja Oriental, dem östlichsten Teil der Region mit Böden aus Schwemmland oder von Lehm geprägt, Klima ist wärmer und trockener, 100 Prozent Garnacha, rund, zugänglich (obwohl Garnacha mehr Säure als Tempranillo hat), präzis, fleischig, 19 Punkte
  • Contador 2018 von Bodega Contador (Casa del Vino): 100 Prozent Tempranillo, 19 Monate im Barrique ausgebaut, Brombeeren, tintig, 19 Punkte
  • Mágico 2021 von Sierra Cantabria: Mischsatz aus rund zehn verschiedenen Sorten, mit einem Anteil von 15 Prozent weissen Trauben! Die Rebberge wurden 1905 auf sandsteinfelsigen Böden gepflanzt. Der Biowein wurde in 500-Liter-Fässern ausgebaut und zeigt sich dicht und grandios, schlicht magisch, 19,25 Punkte!
     

«Dieser Wein macht das Burgund platt»

Nach der Masterclass sorgen die Spitzenköche Sebastian Zier und Richard Schmidtkonz vom Einstein Gourmet (zwei Michelin-Sterne) in Zusammenarbeit mit Miguel Caño vom Restaurant Nublo (ein Michelin-Stern) in Haro (Rioja) für ein Gourmetmenü zu gereiften Rioja-Spezialitäten wie:

  • Rioja Vega Tempranillo Blanco 2021: 100 Prozent Tempranillo blanco, im Barrique ausgebaut, Zitrusnoten, 17,5 Punkte
  • Montecillo Gran Reserva 1982: schön gealterter Rioja, 60 Monate im Barrique ausgebaut, 1982 ist ein grosser Rioja-Jahrgang, 17,75 Punkte
  • Beronia Rioja Gran Reserva 1973: 50 Jahre Rioja im Glas, gebrauchtes, amerikanisches Holz, schlank, Nelken, schwarze Johannisbeeren, 18,25 Punkte. David Schwarwälder sagt dazu: «Dieser Wein ist nicht umzubringen und macht das Burgund platt. Rioja ist ein geduldiges Fleisch.»

Was sind für Schwarzwälder die Trends im Rioja? «Die Wiederentdeckung der Rioja Oriental, wobei in der Rioja Alavesa am meisten passiert. Und die Weissweine aus der Rioja, die heute gegen 60 Prozent ausmachen. Die Winzer haben es mit dem Fokus auf die Tempranillo verpasst, auf die Weissweinsorte Viura zu schauen. Sie wurde bis anhin nie als Rebe für Qualitätsweine eingestuft. Sie ist aber ab 30-jährigen Rebstöcken sehr interessant.» Heute ist Rioja nach Rueda Spaniens zweitwichtigstes DOC-Gebiet für Weissweine, bei der Produktion und beim Verkauf.

Der Anlass zeigt, wie vielfältig sich das Weinanbaugebiet heute präsentiert.