«Öpfelchüechli sind ein Ganzjahresprodukt»

Nicole Steffen – 16. Dezember 2024
Ein gutes Gastronomiekonzept muss nicht immer neu oder innovativ sein. Mit einem traditionellen Familienrezept schafft es Julien Bosshard (35) und sein Team, das ganze Jahr über an diversen Messen und Events Öpfelchüechli zu verkaufen. Nun will der Marktstandbetreiber den Schritt zu einem festen Standort wagen.

Es ist Mittwoch, 11 Uhr am Zürcher Hauptbahnhof. Der Christkindlimarkt mit seinen 120 Marktständen öffnet seine Tore. An dem Stand von Juli's Öpfelchüechli brutzelt bereits das Speiseöl. Die Nachfrage ist gross – und das nicht nur zur Weihnachtszeit

«Unsere Öpfelchüechli sind das ganze Jahr über sehr gefragt, sogar im Sommer», erzählt der Geschäftsführer Julien Bosshard. Deshalb sei er auch auf der Suche nach einem fixen Standort in Zürich oder Luzern, an einer gut frequentierten Lage. Doch das sei gar nicht so einfach. Die fixen Lizenzen werden beispielsweise in Luzern ausschliesslich an Marronistand-Betreiber vergeben, erzählt Bosshard.

Die Abklärungen in Zürich stehen noch aus. «Frische Öpfelchüechli kann man nirgendswo essen, abgesehen von den Messen oder in ein paar wenigen Restaurants», führt Bosshard weiter aus. Sie seien als Dessert, zum Kaffee oder sogar als kleiner Snack zwischendurch bestens geeignet. Eine Stammkundin bestätigt diese Aussage sogleich: «Eigentlich gehe ich nachher noch etwas essen, aber ich kann einfach nicht widerstehen». Doch was ist es, das diese Öpfelchüechli so aussergewöhnlich macht.

Ein wohlbehütetes Familienrezept

Julien Bosshard ist bereits die vierte Generation in der Familie, die mit den Öpfelchüechli an verschiedenen Messen und Events präsent ist. «Wir haben das Rezept der Familie von Julien übernommen und leicht angepasst», erklärt Nils Erni (35), der hinter dem Stand die Öpfelchüechli fritiert. Die Beiden arbeiten mit einem veganen Bierteig, so wie es auch schon die Grossmutter von Julien gemacht hat. Da der Teig komplett ohne Eier auskomme, könne dieser gut gekühlt, ein bis zwei Tage verwendet werden. Das sei ein entscheidender Vorteil bei der Vermeidung von Foodwaste, weil so fast nichts weggeworfen werden müsse.

«Zudem arbeiten wir mit einem sehr hochwertigen, rein pflanzlichen Öl», führt er weiter aus. Auch das mache die einzigartige Qualität der Öpfelchüechli aus. Der Anspruch sei es, egal ob frisch frittiert oder bereits ein paar Minuten in der Auslage, noch knusprige und leckere Öpfelchüechli anzubieten.

Nils Erni ist für den Marktstand am Zürcher HB zuständig und seit gut zwei Jahren mit dabei. Für die beiden langjährigen Freunde war klar, dass sie das bestehende Produktportfolio beibehalten und punktuell noch weiter ausbauen möchten. Neben den Öpfelchüechli wird am Stand auch Kaiserschmarrn angeboten, da die Grossmutter von Julien ursprünglich aus Österreich stammt.

«Wir geben bei jeder Bestellung Kaiserschmarrn ein kosten loses Öpfelchüechli mit dazu, damit die Gäste auch unsere Hausspezialität kennen- und lieben lernen», erklärt Erni. Diese kleine Aufmerksamkeit zaubere den Kunden immer ein Lächeln ins Gesicht.

Weniger ist mehr

Jeder Kunde habe ein anderes Empfinden darüber, was eine faire Portion sei. «Dem Einen ist es zu viel, der Anderen ist es zu wenig», so Erni. Die Beiden haben die Erfahrung gemacht, dass bei zu grossen Portionen viel weggeworfen werde. Deshalb haben sie die Portionen verkleinert und geben auf Wunsch gerne noch mehr dazu. Ein Grossteil der Kundschaft scheint dies nicht zu stören, denn die meisten geben zu den 12 Franken, die eine Portion Öpfelchüechli oder Kaiserschmarrn kosten, noch ein paar Franken Trinkgeld mit dazu. «Es steckt viel Arbeit in unseren Öpfelchüechli und das wissen- und schätzen unsere Kunden», so Bosshard.