Es war ein spezielles Aufeinandertreffen in der Trainingsküche im Neuro Campus Hotel Das Morgen in Vitznau LU. 2022 gewannen sie noch zusammen Medaillen in der Juniorenkochnationalmannschaft an der Weltmeisterschaft in Luxemburg, am letzten Montag traten sie gegeneinander an: Karina Fruman (25, Gastronomie Campus Sursee, Oberkirch LU), unterstützt von ihrem Commis Emanuel Sarbach und Simon Grimbichler (24, Cateringunternehmen RestoLike, Hindelbank BE) mit Commis Yannick Wider.

Treten gegeneinander an: Karina Fruman und Simon Grimbichler (Foto: Rolf Neeser)
Die beiden Teams kämpfen um den Schweizer Platz beim Bocuse d'Or, um sich 2026 an der europäischen Auswahl für den Einzug für das Weltfinale am Bocuse d’Or 2027 in Lyon (F) zu qualifizieren. Dazu müssen sie in 5 Stunden und 35 Minuten ein Steinbuttgericht mit Beilagen und Saucen sowie ein Gericht mit Appenzeller Ente für die 14-köpfige, hochkarätige Jury zubereiten. Geleitet wurde diese von Jurypräsident Franck Giovannini (51) vom Hôtel de Ville in Crissier VD. «Ich freue mich, zwei so talentierte junge Menschen auf diesem hohen Niveau im Wettbewerb zu haben und zu sehen, wie sie alles geben – so wie wir vor 20 Jahren», sagt Giovannini, der 2007 für die Schweiz am Bocuse d’Or-Weltfinale Bronze holte.

Karina Frumann beim Anrichten der Entenplatte
Gegeneinander und füreinander
Die Atmosphäre in der Küche ist entspannt, die Konkurrenten sind optimal vorbreitet. Es wird pochiert, angestrichen, angefroren und einreduziert, keiner der zwei Kandidaten sieht, was der andere macht, und doch ist da eine Verbindung spürbar: Karina Fruman und Simon Grimbichler sind privat ein Paar. Ein Vorteil oder ein Nachteil, wenn man sich so gut kennt? Grimbichler sagt lachend: «Das hier gibt es nur einmal, dass wir gegeneinander, miteinander und füreinander kochen. Ich hoffe, es gelingt ihr alles.» Fruman drückt den Deckel des Vakuumierers nach unten, überlegt und sagt: «Dass wir unsere Stärken und Schwächen gegenseitig kennen, gibt mir Energie und pusht mich vorwärts, das lässt sich positiv nutzen.» Ausserdem zeigt Fruman, die an Zöliakie und einer Sojaallergie leidet, dass es damit genauso möglich ist, ganz oben in der Spitzengastronomie mitzuwirken.
Die vierköpfige Küchenjury (Beat Weibel, Heinz Rufibach, Euloge Malonga und Fiona Wittwer) schaut genau hin, wie etwa Fachtechniken angewendet oder die Hygiene eingehalten werden. «Das hier ist die Champions League unserer Kochkunst», sagt Beat Weibel. Rund 130 Gäste aus der Branche, Freunde und Familie der Kandidaten verfolgen die Geschehnisse in der Küche auf der Leinwand im Musiksaal, moderiert von Ivo Adam und Barbara Martin.
Das Zünglein an der Waage: die Technik

Die Degustationsjury waltet ihres Amtes. (Foto: Corinne Nusskern)
Beide Kandidaten schicken sowohl Fischteller wie Fleischplatte rechtzeitig. Sie werden von der Degustationsjury probiert und akribisch analysiert. Ab und an schnappt man den einen oder anderen Kommentar auf wie «Ich hätte mir die Haut etwas krosser gewünscht» oder «Der Fisch ist glasig, perfekt». Der Rest ist eifriges Notieren und Schweigen.
Kurz vor der Siegerverkündung scheint Simon Grimbichler entspannt, Karina Fruman angespannt. «Während des Kochens war ich völlig konzentriert und überhaupt nicht nervös. Jetzt schon, obwohl sich am Resultat nichts mehr ändern lässt.» Fruman entscheidet diese Partie für sich. Die Freude jedoch teilen sich Karina und Simon gemeinsam.

Simon Grimbichler und Karina Frumann (vorne mitte) mit ihren Commis und Familienangehörigen (Foto: Corinne Nusskern)
Das Zünglein an der Waage war die Technik. «Beide haben Grossartiges abgeliefert, doch bei Karina war die Technik ausgefeilter», erklärt Giovannini. «Es ist ein Detail, aber Technik ist genau das, was es für den nächsten Schritt vom Bocuse d’Or braucht.» Und der heisst nun, sich 2026 bei der europäischen Ausscheidung zu qualifizieren.
Zudem schreibt Karina Fruman die Bocuse d’Or-Geschichte neu – oder wie Wettbewerbsleiter Jean-Michel Martin kommentiert: «Es ist eine grosse Freude, zum ersten Mal eine Frau im Namen der Schweiz zum Bocuse d’Or Europe entsenden zu dürfen.» Aber erst mal wird Karin Fruman den Adrenalinspiegel wieder etwas runterfahren. Was sind ihre Pläne für Morgen? «Aufräumen und dann einfach nur im Bett liegen», sagt sie lachend.
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Das Gewinner-Menü von Karina Fruman
Fischgericht (Teller)
Steinbuttfilet, Steinbuttfarce mit Hummer & Kräutern sowie Zitrusglasur, Zitrus-Schaumsauce
Kohlrabi-Erbsen Komponente
Glutenfreies Hefegebäck
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Fleischgericht (Platte)
Entenbrust, geschmorte Ente, Entenfarce mit Cranberry und Thymian, dazu Jus mit Cranberry
Gekochte Karotte
Moderne Bouillon-Kartoffel
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Degustations-Jury
Patrick Ammann, Altes- und Pflegeheim Landblick, Beitenwil BE
Benoît Carcena, Hôtel Valrose, Rougemont VD
Stéphane Décotterd, Maison Décotterd, Glion VD
Filipe Fonseca Pinheiro, Hôtel de Ville, Crissier VD
Christoph Hunziker, Schüpbärg Beizli, Schüpfen BE
Bernadette Lisibach, Restaurant Neue Blumenau, Lömmenschwil SG
Christian Nickel, Hospitality Visions Lake Lucerne, Vitznau LU
Dario Ranza, Ristorante Ciani, Lugano TI
Reto Walther, Schweizer Kochverband
Küchen-Jury
Beat Weibel, Der Burgerspittel, Bern
Heinz Rufibach, zuletzt Grand Hotel Zermatterhof, Zermatt
Euloge Malonga, Hirslanden Salem-Spital, Bern
Fiona Wittwer, Jack’s Brasserie, Bern
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