In unserem Darm befinden sich rund 100 Millionen Nervenzellen, die nonstop mit dem Gehirn kommunizieren. Rund 90 Prozent der Signale gehen vom Darm aus ins Gehirn und nur 10 Prozent kommen vom Gehirn in den Darm, erklärt die Expertin. Die Neurogastronomie umfasst all diese Sinneswahrnehmungen und kombiniert sie mit multimodalen Einflüssen. Wenn wir also etwas konsumieren, dann konsumieren all unsere Sinne mit. Es entstehen Geruchs- und Geschmacksbilder und sogar unsere Ohren essen mit. «Wenn wir auf ein Salatblatt beissen und es knackt, dann könnte dies eine Blattlaus gewesen sein. Und obwohl die Blattlaus komplett geruchsneutral ist, schmeckt uns der Salat nachher nicht mehr», so Thali. Grund dafür sind unsere Sinne, die ebenfalls mitessen und Signale an unser Gehirn senden.

Dadurch entsteht eine persönliche Identität aus Emotionen, Erinnerungen, Bewusstsein und Entscheidung. So weit so gut. Somit ist die Basis, für all unsere gastronomischen Erlebnisse gelegt – und diese hilft uns – künftig die Reaktionen der Gäste einzuordnen und ein unvergessliches gastronomisches Erlebnis zu schaffen. Doch wie ist das nun mit der Kreativität. Claudia Thali zeigt den Gästen im Saal mit einem einfachen Beispiel auf, wie Kreativität entsteht. Auf der Leinwand zeigt sie ein Bild von einem Fonue cauqelon. Im Anschluss fordert sie die Fachleute im Saal auf, in den nächsten 60 Sekunden alle Ideen aufzuschreiben, für was ein solches Fondue caquelon noch gebraucht werden könnte. Die Antworten sind vielfältig: Kappe, Dekoration, Blumentopf, Vogelbad, Salatschüssel, Nachthafen, Musikinstrument, Türstopper und so weiter. Und was können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer daraus nun mitnehmen? «Wechselt die Perspektive und denkt über den Tellerrand hinaus», so die Expertin. Je mehr Ideen gesammelt werden, desto grösser ist die Chance auf Innovation, führt sie weiter aus.
Von der Idee zur Umsetzung
Die Expertin gibt für den Prozess von der Idee bis zur Umsetzung ein paar praktische Tipps:
- Erwartet Skepsis: Die anderen Personen kennen den Prozess nicht und waren auch kein Teil davon in dessen Entstehung.
- Offen über Gefahren und Risiken kommunizieren: das zeigt, dass man sich intensiv mit der Idee auseinandergesetzt hat.
- Idee mit bestehenden Erfolgsgeschichten verknüpfen: Durch die Verknüpfung mit bekannten Erfolgstorys schafft man Glaubwürdigkeit und Vertrauen.
- Viel über die eigene Idee sprechen: je mehr man etwas hört – umso möglicher und umsetzbarer wirkt das Gesagte.
Claudia Thali, MindTheMind
Ist Kreativität eine Notwendigkeit oder eine Spielerei? Und braucht es überhaupt Kreativität im Gastgewerbe? Ja, sagt die Neurowissenschaftlerin Claudia Thali. Denn laut dem WEF steht Kreativität an erster Stelle der wichtigsten Fähigkeiten, die man im Jahr 2025 besitzen sollte – unabhängig von der Branche. Claudia Thali gibt Einblicke in die Welt des Gehirns und das inspirierende sowie gesundheitsfördernde Thema der Kreativität. Ihre Firma, MindTheMind, ist spezialisiert auf neurowissenschaftsbasierte Persönlichkeits-, Führungs- und Kulturentwicklung.