Excellence Gourmetfestival: «Wir sind so etwas wie die letzte Oase»

Reto E. Wild – 31. Oktober 2024
Bereits zum dritten Mal treten das in Myanmar lebende Wirtepaar Felix und Lucia Eppisser am Excellence-Gourmetfestival auf. 140 Passagiere sind begeistert, die «Excellence Princess» auf beiden Reisen ausgebucht.

Heute arbeiten Sie in Myanmar. Wie sehen Sie die Entwicklung des Landes?
Lucia Eppisser: Wir haben im Sommer gehofft, dass ein möglicher Wechsel sich positiv auf die Entwicklung des Landes auswirken würde. Derzeit sieht es nicht danach aus. Aber die Hoffnung bleibt, dass es doch noch aufwärts geht. Derzeit sind die Herausforderungen sehr gross, weil beispielsweise der Strom und das Wasser nicht richtig funktionieren.

 

Was heisst das für Sie im Alltag?
Felix Eppisser: Wir müssen mit einem Generator für unseren eigenen Strom sorgen. Benzin ist aber unglaublich teuer geworden. Der Preis hat sich in einem halben Jahr verdreifacht. Wir leiden also unter enormen Stromkosten und einer Inflation von über zehn Prozent. Dann machen uns immer wieder wechselnde Importlizenzen zu schaffen. Wir müssen flexibel schauen, welche Produkte auf dem Markt erhältlich sind, und können nicht mehr Wochen im Voraus ein Menü planen. Der häufige Stromunterbruch führt dazu, dass unser Induktionsherd nicht mehr richtig funktioniert. Die Ersatzteile müssen wir in Singapur besorgen. Wir betreiben viel Aufwand für etwas, das in Europa überwiegend tadellos funktioniert.

 

Wie ist es so noch möglich, wirtschaftlich zu arbeiten?
Lucia Eppisser: Das ist derzeit tatsächlich sehr schwierig. Wir haben ein respektables Gästevolumen aus Einheimischen und Botschaftsangestellten. Früher gab es auch Touristen, die uns besuchten. Aber heute gibt es praktischen keinen Tourismus mehr. Unser Geschäft läuft trotzdem gut, weil wir in Myanmar so etwas wie die letzte Oase sind, wo man fein essen kann. Die Kulinarik ist hervorragend, gleichzeitig steigen unsere Kosten immer weiter.

 

Sie könnten nach Europa zurückkehren.
Lucia Eppisser: Wir haben 50 Angestellte, alles loyale Mitarbeitende, die von unserem Geschäft leben und damit deren Familien. Wir tragen eine soziale Verantwortung und möchten des­halb vorerst in Myanmar bleiben und eine gute Lösung für alle Beteiligten finden.

 

Wie viel Zeit geben Sie sich?
Lucia Eppisser: Ende Jahr analysieren wir die Situation und überlegen uns, 2025 das eine oder andere zusätzliche Engagement in der Schweiz anzunehmen. Dieses Jahr hatten wir bereits mehrere private Anlässe, eine Gourmetparty im Juni, einen Charityevent bei Didi’s Frieden in Zürich oder das Pop-up im Sablier am Flughafen-Zürich. Besonders gefreut habe ich mich, dass wir am Wohltätigkeitsanlass Geld für 12 kleine Solarkraftwerke sammelten. Ein halbes Dutzend wurden bereits in der trockenen Gegend von Bagan gebaut, wo nun dank der Sonnenenergie Wasser aus 300 Meter Tiefe an die Oberfläche gepumpt wird.

 

Sie kommen vor allem zur Monsunzeit regelmässig in die Schweiz. Worauf freuen Sie sich jeweils am meisten?
Lucia Eppisser: Auf ein feines Brot, Käse und Aufschnitt.
Felix Eppisser: Auf eine Bratwurst und etwas Geschmortes.