Mit einer Nationalratspräsidentin und einen Ständeratspräsidenten sprechen: Was oftmals nur Politikerinnen und Politikern oder Medien vorbehalten ist, wird vergangene Woche zum Privileg der Bevölkerung von Ilanz. Sie treffen im Innenhof des Regionalmusemus Surselva in Ilanz/Glion GR auf Maja Riniker und Andrea Caroni und können bei einem Apéro ungezwungen mit ihnen in Kontakt treten. «So etwas gibt es mutmasslich nur in der Schweiz», sagt Markus Beer, Gemeindepräsident von Ilanz/Glion bei seiner kurzen Rede. In anderen Ländern würden die politischen Eliten mit schwarzen Limousinen und Bodyguards vorfahren, in der Schweiz kämen sie ganz selbstverständlich mit der SBB. Dies sei «ein starkes Zeichen für die Demokratie in unserem Land».
Musik und Gastronomie vereint
Die Politik tritt an diesem Abend in den Hintergrund. Im Fokus des Besuchs steht das gemeinsame Erlebnis mit der Bevölkerung. Dafür treffen sich Riniker und Caroni mit insgesamt acht Kindern im Gilde-Restaurant Casa Casutt zum gemeinsamen Musizieren und Kochen. Während Caroni mit lokalen Jungmusikanten rätoromanische Lieder einstudiert, ist Riniker mit vier Kindern, die im Rahmen des Berufsinfokurses «Kitchen Ninjas» am Anlass dabei sind, für das Abendessen in der Küche zuständig. Die beiden Themenfelder sind kein Zufall. Caroni ist leidenschaftlicher Schlagzeuger, Riniker schwingt privat leidenschaftlich gerne den Kochlöffel.
Diese Routine wird beim Betreten der Küche offensichtlich. Riniker richtet zusammen mit den Kindern die Apéroteller an oder bestreicht Brote mit Rinds- und Lachstatar – als würde sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Der Anlass, der von GastroSuisse mitorganisiert wird, ist für die höchste Schweizerin eine Herzensangelegenheit. «Ich finde es essenziell, dass die Kinder früh einen Einblick in eine Küche erhalten und Freude am Kochen entwickeln – auch im Hinblick auf eine spätere Berufswahl.» Privat koche und backe sie sehr gerne mit ihren Kindern und komme so in Gespräche mit ihnen. «Die Küche wird zum sozialen Raum», sagt sie.
Das ist in Ilanz nicht anders. Unter der Anleitung von Küchenchef Linus Arpagaus erledigen die Kinder und Riniker die Aufgaben mit Bravour. «Es ist wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, in eine Küche reinzuschnuppern», sagt der erfahrene Gastronom. So könne dem Nachwuchs gezeigt werden, wo die Zutaten in der Küche herkommen und was daraus entstehen kann. «Für die Rekrutierung von Berufsnachwuchs sind solche Einblicke sehr wertvoll.»
Einen Jugendlichen hat die Atmosphäre in der Küche überzeugt. «Ich will eine Lehre als Koch machen», sagt Cherubim (15). Er hat bereits ein paar Schnuppertage in der Casa Caminada in Fürstenau GR absolviert und ist sich sicher: «Koch ist mein Traumberuf». Gut möglich, dass die Branche damit bald eine neue Fachkraft erhält – auch dank des Förderprogramms «Kitchen Ninjas».