Im Restaurant Löwen in Hausen am Albis werden seit 1833 Gäste bewirtet: am 12. Mai just 68 stimmberechtigte Delegierte und rund 70 Gäste aus Wirtschaft und Politik, unter ihnen der frisch gewählte Kantonsratspräsident Beat Habegger (FDP).
Glanzvolle Rede von Maurus Ebneter
Die Grussworte von GastroSuisse überbringt Trésorier Maurus Ebneter, der mit seiner Rede grosse Beachtung findet. Es sei falsch, nur mit dem Finger auf Donald Trump zu zeigen, wenn gleichzeitig das Schweizer Gastgewerbe für Fleisch bis zu dreimal mehr bezahlen muss als die Konkurrenz aus dem Ausland. Zürich sei für die Branche ein wichtiger Kanton, werden doch hier jeder sechste Kochlehrling der Schweiz ausgebildet.
Ebneter mahnt zur Einheit: «Wir müssen zusammen Sorge tragen und die Suppe gemeinsam auslöffeln.» Damit spielt er auf die friedensstiftende Kappeler Milchsuppe an und die Zürcher Truppen, die Ende Juni 1529 gegen die Innerschweizer Kantone marschierten.
Walter Schweizer, Marketingleiter von GastroKantonZürich, verspricht bei seinem Auftritt: «Wir wollen der digitalisierteste Kantonalverband werden, der allen Mitgliedern Nutzen bringt.»
Mit dem Frieden an der Delegiertenversammlung mit ihrer 15 Punkte umfassenden Traktandenliste ist es jedoch bald vorbei. Abgestimmt wird digital und ohne Stimmenzähler, also anonym. Die Genehmigung des Protokolls der DV 2024 wird von 62 Delegierten und ohne Gegenstimme angenommen, die Abnahme der Jahresrechnung und die Bilanz von 62 Delegierten, bei einer Nein-Stimme und 2 Enthaltungen. Das zeigt, dass nicht alle 68 stimmberechtigten Delegierten abgestimmt haben.
Erstmals so richtig spannend wird es bei der Statutenänderung der Regionalpräsidenten: 38 Delegierte sind dafür, 19 dagegen und 6 enthalten sich der Stimme. Die nötige Zweidrittelmehrheit wird knapp geschafft, was den Akteuren zuerst angesichts der Enthaltungen nicht klar ist. Doch bei einer addierten Zahl von 38 plus 19 ergibt die Zweidrittelmehrheit genau 38 Stimmen: grünes Licht, um den Vorstand auf 13 Mitglieder aller Regionen im Kanton aufzustocken. «Das schafft mehr Klarheit, bessere Zusammenarbeit und stärkt die Verbindung zwischen Verband und Regionen», sagt Pfäffli.
Er wird unter grossem Applaus für drei weitere Jahre gewählt: bei 52 Ja, 4 nein und 4 Enthaltungen. Erster Gratulant ist Franz Sepp Caluori, mächtiger Präsident von GastroGraubünden, der aus den Ferien auf den Malediven grüsst. Zuvor wird Pfäffli von seinem Vize René Kaufmann gelobt: «Er hat GastroKantonZürich mit Zuverlässigkeit, Weitsicht, Beharrlichkeit und starkem Rückgrat geführt.» Zudem habe er sich für die Wahl von Beat Imhof zum Präsidenten von GastroSuisse und Daniela Segmüller in den Vorstand engagiert.
Angriffe auf Vorstand scheitern
Eine Woche vor der DV wurden Briefe verschickt mit dem Ziel, den gesamten bisherigen Vorstand zur Nichtwahl zu empfehlen. Unterzeichnet haben das Schreiben vier ehemalige Vorstandsmitglieder von GastroZürich, die der Redaktion bekannt sind. Initiant dürfte der ehemalige Geschäftsführer von GastroZürich sein. Pfäffli reagierte kämpferisch («ich habe es satt, Briefe zu lesen, die Lügen verbreiten»), widerlegte die Anschuldigungen und überzeugt den Saal mit Fakten.
Zurück zur Gegenwart: Das Budget 2025 wird mit 63 Ja-Stimmen einstimmig angenommen.
Urs Pfäffli ist der grosse Sieger, denn seine bisherigen Vorstandskollegen werden glanzvoll wiedergewählt: Rita Miggiano, René Kaufmann, Daniela Segmüller, Yiea Wey Te und Goran Radovic mit 60 und mehr Stimmen. Neu im Vorstand sind Fabian Aegerter, Joelle Apter (Gastgeberin im Löwen und Präsidentin Knonauer Amt), Marcel Bussmann, Daniela Zimmermann, Sam Baumann, Samuel Hauser, Nicolas Kern und Dariush Daftarian (in der Reihenfolge der Stimmenzahl aufgeführt).
Somit sind alle vorgeschlagenen Vorstandsmitglieder gewählt. «Das Gremium setzt sich nun aus erfahrenen Kräften und neuen Gesichtern zusammen», sagt Pfäffli.
Nach langen 2 Stunden und 15 Minuten endet die 136. Delegiertenversammlung, wo wiederum mit harten Bandagen gekämpft wird, wie das andere Kantonalverbände so nicht kennen. Es geht über zum Apéro, gefolgt von einem Dreigänger: Bärlauchcrèmesuppe mit Kartoffel-Trüffel-Culurgiones, zum Hauptgang Kalbssteak an geschlagener Café de Paris mit Kartoffelgratin und Spargeln und zum Dessert Apfel-Baiser-Kuchen mit hausgemachtem Passionsfruchtsorbet.
Die Zukunft wird zeigen, wie schlagkräftig ein Vorstand mit 13 Mitgliedern sein wird. Vielleicht wird man an der nächsten DV mehr erfahren: Sie findet am 18. Mai 2026 im Zürcher Weinland statt.