Selbst das Orkantief «Amy», das am vergangenen Samstag mit Windspitzen bis zu 120 Kilometern über die Schweiz fegte, kann die gute Stimmung im Bürgenstock Resort hoch über dem Vierwaldstättersee nicht trüben. Und es ist nicht der Sturm, der den Anlass «Chefs United – Chef Wehrle & Taste of Zermatt» zum Beben bringt, sondern die Stimmung mit Moderator Sven Epiney und das Format, das zum sechsten Mal ausgetragen wird: 362 Gäste von den USA über Grossbritannien, Zermatt und Luzern bezahlen 340 Franken, um sich an rund einem Dutzend Stationen von über 50 Köchen verwöhnen zu lassen.
Die ganze Breite von Zermatt
«Die Zermatter Köche, vom Gourmet- bis zum Bergrestaurant, präsentieren sich mit einem Degustationsteller. Die Gäste gehen an den Stationen zu den Köchen und nicht umgekehrt», erklärt «Corporate Culinary Director» Mike Wehrle (48), Dreh- und Angelpunkt dieser Veranstaltung und Herr über 146 Köche in drei Hotels! Wieso diese Veranstaltung? «Für mich ist es Netzwerken, uns gegenseitig vorwärts bringen und neue Eindrücke für unsere Köche sammeln. Und es geht darum, dass wir alle Spass haben», sagt der zugängliche Süddeutsche, der sich am Morgen der Veranstaltung zusammen mit den Gastköchen im 15 Grad kalten Vierwaldstättersee abkühlte.
Als Brückenbauer, um die Zermatter auf den Bürgenstock zu locken, amtete Resortdirektor Chris Franzen persönlich, der die ersten 15 Jahre seines Lebens in Zermatt aufgewachsen ist. Bei seinem Auftritt auf der Bühne des Ballsaals meint er scherzhaft, er werde nun dafür sorgen, dass Wallissertitsch zur fünften Landessprache erhoben wird – sehr zur Freude von Epiney, der diese «Fremdsprache» bekanntlich gut beherrscht.
Letztlich reisen die Gäste aber vor allem wegen des Essens den Berg hoch: Wehrle achtete darauf, «lokale Produkte so gut wie möglich zu integrieren, wobei die Zermatter ihre eigenen Produkte mitgenommen haben». Doch das Wagyu-Trockenfleisch ist von Luma, ebenso der «spicy» Schweinebauch. «Die Eier haben wir bei Barmettler in Ennetmoos NW eingekauft», erklärt Wehrle weiter.
Kalte Lust, Kaviar und Champagner
Zum sechsten Mal betreibt die familiengeführte Gourmet-Rösterei Rast Kaffee einen Stand. Die Kalte Lust aus Olten SO zeigt sich ebenfalls mit einer grossen Auswahl, um in der Gastronomie bekannter zu werden. Die Kreation Noisettes et Citron (mit Basilikum) wird sogar im Restaurant de l’Hôtel de Ville von Franck Giovannini serviert. Rolf Beeler serviert eine edle Käseauswahl. Hauptpartner bei den Getränken ist Moët & Chandon, der ziemlich reichlich fliesst. Genauso wie der Oona-Kaviar (Osietra Carat und Nummer 103) reichlich gelöffelt wird.
Und die Zermatter? René Kockelkoren, Küchenchef im Mont Cervin Palace, begeistert mit Navarin mit in Humerbutter konfierten Hummermedaillons von der Bretagne, jungen Kartoffeln, Datteltomaten und Rosmarin. Oliver Waldispühl vom Chez Vrony sorgt für Berggeisskäseravioli mit Birnen – Vrony Cotting-Julen persönlich, GaultMillau-Gastgeberin des Jahres 2022, überreicht die Teller. Max Mennig vom Weiler Zum See ob Zermatt, seit über 50 Jahren als Koch tätig, sorgt zusammen mit Frau Greti und Schwiegertochter Marion für eine pikante Fischsuppe, die wie eine Reise nach Marseille ist. André Kneubühler vom Hotel The Omnia bereitet Alpenzander-Ceviche mit Verjus zu. Und Samuel Senn vom für seine Wiener Schnitzel bekannten Restaurant Sonnmatten, ebenfalls oberhalb von Zermatt, entscheidet sich für Tessiner Risotto mit selbst gesammelten Steinpilzen. Stefan Lünse, der seit vier Monaten im Zermatterhof am Herd steht und Nachfolger von Heinz Rufibach ist, für geschmorte Kalbskopfbäggli mit Foie gras und Trüffel. Davide Cretoni vom Cervo Mountain Resort verabschiedet sich mit feinen Gamsravioli mit Jus. Er zieht nach fünf Jahren aus Zermatt. Der Anlass ist dank Mike Wehrle ein voller Erfolg, die Stimmung unter den Akteuren selbst bis in die Morgenstunden ausgelassen.
Nächstes Jahr wird dann die Küchenparty «Taste of Zermatt» mit Hotelier Alain Köslich als neuem Präsidenten wieder separat ausgetragen: am 4. September 2026.