Aus Koch wird Barista

Nicole Steffen – 27. Februar 2025
Der ehemalige Koch Timo Rechsteiner zelebriert in seinem neuen Café in Bern den Genuss. Espresso zum Mitnehmen gibt es bei ihm nicht. Stattdessen setzt er in seinem Take-Away-Café auf gute Produkte und den bewussten Konsum.
DSCF8395

Als Timo Rechsteiner (25) im 2018 seine Kochlehre abgeschlossen hatte und im letzten Lehrjahr im Inselspital in Bern auch noch den dritten Platz an der Schweizer Meisterschaft für Kochlernende Gusto gewonnen hat, stand einer Karriere im Gastgewerbe nichts mehr im Wege. Doch es kam anders. Bereits nach den ersten Monaten in seiner Anstellung nach der Lehre als Koch EFZ fühlte er sich ausgebrannt und hatte keine Lust mehr zu kochen. «Ich habe nicht mehr gewusst für was ich das eigentlich alles mache», erzählt Rechsteiner. In diesem Alter sei es schwierig, die mentale Anstrengung, die langen Arbeitstage und den Umgang in der Küche zu verarbeiten. Er hat gekündigt und erstmals ein Jahr auf dem Bio-Bauernhof seines Vaters in Oberwangen (BE) gearbeitet. Während seiner Einsätze im Zivildienst kam Rechsteiner als Arbeitsagoge in die Küche zurück. 

Die Freude am Kochen kam zurück

Obwohl er damals nicht mehr als Koch angestellt war, wollte er die beiden Stagen, welche er beim Gusto-Wettbewerb gewonnen hatte, noch einlösen. So kam er in das Restaurant Schwarzwaldstube (3 Michelin Sterne und 19 Gault Millau Punkte) des Hotels Traube Tonbach im Schwarzwald in Deutschland. Für Rechsteiner ein Best-Practice-Beispiel, wie ein Betrieb auf diesem Niveau mit seinen Mitarbeitenden umgehen sollte. «Als ich dort war, hat das Hotel einen Vertrag unterschrieben, dass niemand mehr als 10 Stunden am Tag arbeitet», erzählt Rechsteiner. Diese wertschätzende Grundhaltung den Mitarbeitenden gegenüber sei für ihn die Quintessenz eines erfolgreichen und nachhaltigen Betriebes. Seine zweite Stage konnte er im Restaurant Stucki bei Tanja Grandits in Basel absolvieren. Auch dort durfte er eine wertschätzende und kollegiale Stimmung in der Küche erleben. «Wenn man so viel Zeit zusammen verbringt, muss es auch Platz für Quatsch haben», so Rechsteiner. Zwei wichtige Erlebnisse in der noch jungen Karriere Rechsteiners, damit seine negative Erfahrung heilen konnte. Doch zurück in die Küche, ging er erstmals nicht. Es zog den leidenschaftlichen Geniesser und Verfechter von guten Produkten in die Welt des Kaffees. 

In die Welt des Kaffees eintauchen

Rechsteiner konnte bei Aromawerk in Bern seine ersten Erfahrungen als Kafferöster machen und nebenbei als Barista arbeiten. «Ich hatte vielmehr Zeit für meine Freunde und habe den direkten Austausch mit den Menschen sehr genossen», erzählt er. In dieser Zeit hat er auch das Café Onkai Heiwa in Zürich Wiedikon als Pop-up aufgemacht. Daraufhin hat der ehemalige Koch im 2024 seine eigene Firma gründete und begonnen in Bern einen alten Kiosk in ein Café umzubauen. Die Vision war klar: Das Beste aus dem Kaffee- und Teehandwerk präsentieren und die Gäste im Café oder in den nahgelegenen Pärken zum Verweilen und Geniessen einladen.

Das Café Travois eröffnet am 03. März 2025 und hat erstmals sieben Tage die Woche geöffnet. Neben eigens geröstetem Kaffee werden Teespezialitäten zum Mitnehmen angeboten.